Donnerstag, 13.7.2006: Als ich heute früh aus dem Fenster schaute, war es 6:10 Uhr und die Inselwelt Schwedens zog im Sonnenschein an uns vorbei. Kurz vor 8 Uhr taucht endlich Stockholm vor unserem Bug auf (wir können das von der Kamera am Bug eingefangene Bild wie auch unseren Kurs auf der Seekarte im Bord-TV jederzeit wunderbar mitverfolgen). Heute legen wir an der Steuerbordseite (also die rechte Seite in Fahrtrichtung), wo sich auch unsere Kabine befindet, an. Die Gangway geht von Deck 6 direkt an unserem Fenster vorbei hinunter auf die Pier in Höhe von Deck 3 und wir entdecken zum 1. Mal unser Fenster der Kabine 4120.
Stockholm / Schweden: Schweden ist mit einer Fläche von 450.000 km² der zweitgrößte Ostseeanrainer nach Russland, hat jedoch die längste Küste: ungefähr 3.200 km, sogar 7.600 km sind es einschließlich der Inseln. Der westliche Nachbar ist Norwegen, im Osten grenzt Schweden an Finnland. Eine Gemeinsamkeit mit den skandinavischen Nachbarn ist die für Europa sehr niedrige Einwohnerdichte: In Schweden leben nur etwa 8,9 Mill. Menschen, das ergibt im Durchschnitt 20 Einwohner pro km². Selbst Schwedens Hauptstadt Stockholm wirkt mit ihren 750.000 Einwohnern nie wirklich überfüllt oder eng. Neben den ganz im Norden (Lappland) lebenden 17.000 Samen gibt es dänische, finnische und norwegische Minderheiten. Als Fremdsprachen lernen die Schweden Englisch und entweder Deutsch oder Französisch.1995 trat Schweden der EU bei, konnte
sich jedoch nicht zur Teilnahme an der Währungsunion entschließen.
Mit der Einweihung der Öresundbrücke zwischen der dänischen Stadt
Helsingör und dem schwedischen Helsingborg im Jahr 2000 leistete Schweden
jedoch einen anderen praktischen Beitrag zum europäischen Zusammenwachsen.
Wie beim östlichen Nachbarn Finnland dominieren in Schwedens Landschaft
vor allem 2 Elemente: Wald und Wasser. Etwa 60 % des Landes sind bewaldet und
mehr als 8 % mit Seen bedeckt - kleine Seen unter einem Hektar Größe
nicht mit eingerechnet.
Dank des Golfstromes und lauer Westwinde ist das schwedische Klima relativ mild.
Im Norden sind die Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter extremer
als im Süden.
Stockholm:
Die schwedische Hauptstadt liegt an der schmalsten Stelle des Übergangs
der Ostsee zum Mälaren-See und wurde um 1250 gegründet. Um 1390 besiegte
Margarete von Dänemark den schwedischen König Albrecht III. von Mecklenburg,
worauf ihr ganz Schweden zufiel, mit Ausnahme Stockholms. Die belagerte Stadt
erhielt Unterstützung von Seeräubern, die an der Seite Mecklenburgs
kämpften. Erst auf Druck der Hanse schlossen Mecklenburg und Dänemark
Frieden und Stockholm ging an Margarete. Mit der Kalmarer Union versuchte die
Königin 1397 das von ihr eroberte skandinavische Großreich - Dänemark,
Norwegen und Schweden (Finnland gehörte damals zu Schweden) - dauerhaft
zu etablieren. Doch nach ihrem Tod im Jahr 1412 bröckelte das Bündnis,
und Schweden suchte immer wieder nach einem eigenen Weg. Den fand schließlich
1523 Gustav I. Vasa, der einen Aufstand gegen den dänischen König
Kristian II. anzettelte. Kristian hatte sich unbeliebt gemacht, als er schwedische
Adelige, denen er freies Geleit zugesichert hatte, auf dem Stortorget hinrichten
ließ. Das Ereignis ging als Stockholmer Blutbad in die Geschichte ein.
Gustav I. Vasa setzte durch seine wirtschaftlichen und organisatorischen Reformen
den Grundstein für eine aufstrebende europäische Großmacht.
Unter einem späteren Nachfolger, Gustav II. Adolf, in dessen Amtszeit der
peinliche Untergang der Wasa fiel, zog Schweden in den 30-jährigen Krieg.
Das 17. Jahrhundert stand vor allem im Zeichen des Krieges. Den Niedergang des
schwedischen Reiches besiegelte vor allem die Pest, die Anfang des 18. Jahrhunderts
in Stockholm wütete. Zudem zerstörten immer wieder Brände die
dicht gedrängten Holzhäuser der Altstadt, auch das Königsschloss
wurde 1697 durch ein Feuer zerstört. Kulturelle Veränderungen brachte
das 18. Jahrhundert. Stockholm wandelte sich von der Handelsstadt zur Industriestadt.
Während des 19. Jahrhunderts nahm die schwedische Bevölkerung sprunghaft
zu.
Seit 1520 wurde Stockholm weder belagert
noch von feindlichen Truppen eingenommen, so dass viele alte Bauten erhalten
geblieben sind.
Mit dem königlichen Flaggschiff Wasa, das nach über 300 Jahren auf
dem Meeresgrund nun seine letzte Ruhestätte im modernen Vasamuseet gefunden
hat, verfügt Stockholm über eine Touristenattraktion, die auf der
ganzen Welt ihresgleichen sucht. Stockholm kann die zwischen 1950 und 1980 wenig
mitreißende Architektur leicht wegstecken, zu sehr dominiert der Eindruck
von Blau und Grün, von Wasser und Parks. Die großzügigen Grünanlagen
finden sich überall in der Stadt.
Wie bei jedem Landgang sind die
Schiffsfotografen sehr emsig am Werk, da sie ihre Bilder dann in der Fotogalerie
ausstellen und um € 7,90 zum Kauf anbieten.
Für
die Passagiere der AIDAcara wurden für die Stadtbesichtigung Shuttlebusse
vom Schiff ins Zentrum und zurück eingerichtet, der Fahrpreis beträgt
€ 9,-.
Der Shuttlebus hält nach ca. 15 Minuten Fahrt vor dem Opernhaus. Von hier
führen mehrere Wege in die Altstadt, die sich auf drei dicht beieinander
liegende Inseln verteilt.
Gamla Stan (Altstadt): In der komplett autofreien Gamla Stan mit
ihrem engen, verwinkelten Gassen schlägt das Herz der schwedischen Hauptstadt.
Hier auf Stadsholmen, der Stadtinsel,
residiert im königlichen Schloss Carl XVI. Gustav. Das imposante
eckige
Schloss dominiert das Norrmalm zugewandte Nordostende von Gamla Stan. Um 1180
entstand auf dem höchsten Punkt von Stadsholmen ein Kastell, aus dem später
das Schloss hervorging. Erst mit Gustav Wasa wurde das Schloss im 16. Jahrhundert
ständige Residenz des Königs und Stockholm Hauptstadt von Schweden.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde von Nicodemus Tessin d.Ä., einem Festungsarchitekten
aus Stralsund im damals schwedischen Vorpommern, der nördliche Flügel
des Schlosses errichtet, nur wenige Jahre später, am 7.5.1697, legte ein
Feuer das übrige mittelalterliche Schloss in Schutt und Asche. Karl XI.
lag dort bereits seit einem Monat aufgebahrt. Mit Mühe gelang es, den Sarg
zu bergen. Das Schloss wurde nach Plänen von Nicodemus Tessin d.J. wieder
aufgebaut, jedoch erst 1754 fertig gestellt.
Auf der kleinsten der drei Inseln, Helgeandsholmen, unmittelbar nördlich,
hat der schwedische Reichstag seinen Sitz. Der schwedische Reichstag
residiert in zwei Gebäuden, die im historisierenden Baustil um die Jahrhundertwende
errichtet wurden. Das westliche beherbergte ursprünglich die Reichsbank.
Die Ostfassade des Reichstags ist mit Skulpturen geschmückt. Darunter sind
die vier Stände abgebildet: Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern.
Die beiden Medaillons darunter zeigen Gustav Wasa und Gustav II. Adolf.