Kandy: Der Name Kandy ist eine Kurzform
von "Kanda-uda-pas-rata", das frei übersetzt "Königreich
in den Bergen" heißt. Die abseitige Lage Kandys, weit von der Küste
entfernt, von unwegsamen Bergen und dichtem Dschungel eingeschlossen und in
der schützenden hufeisenförmigen Flussschleife des Mahaweli Ganga
gelegen, war in der Vergangenheit ein guter Schutz gegen Eroberer. Die Portugiesen
und die Holländer schafften es nicht, Kandy wegen der Unwegsamkeit des
rauen Berglandes und des undurchdringlichen Urwaldes einzunehmen. Erst die Engländer
erkämpften sich den Zugang ins Hochland der Insel, um 1815 nahmen sie Kandy
ein.
Heutzutage ist die Stadt durch die von den Briten erbaute Eisenbahnlinie Colombo
- Badulla und das Straßennetz gut erreichbar.
Kandy hat ein durch seine Lage bedingtes angenehmes Klima, in einer Höhe
um 500 m über dem Meer gelegen, mit einer Durchschnittstemperatur von +25°C.
Mit 104.000 Einwohnern ist Kandy die drittgrößte Stadt des Landes.
Kandy kann als das religiöse Zentrum des Buddhismus
im heutigen Sri Lanka angesehen werden.
Der
Hauptanziehungspunkt ist der
Tempel
des Heiligen Zahns, in dem der linke obere Eckzahn Gautama Buddhas
als heiligste Reliquie aufbewahrt wird.
Zum Dalada Maligawa genannten Tempel am Nordufer des Sees gehört
ein weitläufiges Gelände mit Gebäuden, die größtenteils
aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Der achteckige Vorbau, die Außenmauer
und der Wassergraben sind ein Geschenk König Rajasinhas. Über eine
kurze, von zwei Elefantenreliefs flankierte Treppe gelangt man in den Innenbezirk,
wo der zweistöckige, reich verzierte und golden überdachte Schrein
steht.
Die Schwellensteine oder Mondsteine befinden sich an den Tempeleingängen.
Die Gestaltung der Ornamentik, meist Pflanzenmotive, war hier in Kandy die Hauptsache.
Nach dem Passieren des Haupteinganges fällt uns zur Linken eine schneeweiße Dagoba (Pagode) auf.
Das
Innere des Dalada Maligawa: Eine große Halle, die 1956
errichtet wurde, erhielt eine neue Ausstattung. Eine große Buddha-Statue
stammt aus Thailand, weitere kleinere aus Taiwan, China, Japan, Korea, Burma
und Indien. In einer Bilderfolge an den Wänden dieser Halle sind die Lebensgeschichte
Gautama Buddhas und die Legende seines überlieferten Zahns dargestellt
und in Englisch erläutert.
Der sitzende Buddha mit übereinander gelegten Beinen, mit den Fußsohlen
nach oben und Händen mit den Handflächen gleichfalls nach oben gekehrt,
die in seinem Schoß ruhen, ist in tiefer Meditation versunken. Es ist
die wichtigste und am häufigsten vorkommende Pose, zeigt sie doch Buddha
im Augenblick der Erleuchtung.
Neben seiner überragenden religiösen Bedeutung ist der Tempel auch
ein Ort entscheidender historischer Ereignisse geworden. Am 2.3.1815 unterzeichnete
hier im Audienzsaal des Tempels der letzte singhalesische König Sri Vikrama
Simha die Kapitulationsurkunde, die besagt, dass Ceylon an die britische Krone
fällt. 1972 wurde in diesem ehrwürdigen Gebäude die demokratisch-sozialistische
Republik Sri Lanka ausgerufen und damit der vorherige Name Republik Ceylon abgeschafft.
Bei
der heiligen Reliquie Sri Lankas
handelt es sich um einen Zahn Buddhas, der bei der Kremation des Erleuchteten
aus den Flammen gerettet und im 4. Jahrhundert auf die Insel gebracht worden
sein soll. Die Bedeutung des Zahns war so groß, dass er zum Ziel aller
jener wurde, die danach trachteten, die singhalesische Unabhängigkeit zu
untergraben. Im 13. Jahrhundert raubten ihn die Tamilen, später diente
er den Briten als "Pfand" bei ihrem Ränkespiel um die Einnahme
von Kandy. Nun ruht der Zahn auf einer goldenen Lotosblüte im Innersten
von sieben ineinander geschachtelten kuppelförmigen Kästchen, streng
bewacht von Mönchen. Das Heiligtum wird 3 x täglich zu religiösen
Zeremonien geöffnet. Von Trommelschlägen, Zimbelklängen und Flötentönen
begleitet, nähern sich die Pilger mit Opfergaben - Lotusblüten und
Jasmin - dem Schrein; dann wird der Vorhang zur Seite gezogen, der aber nur
gerade die äußerste Schatulle enthüllt. Die Besucher ziehen
daran vorbei; manche lassen als Dank für erhörte Gebete Geld zurück.
Am
markantesten ist der achteckige Turm, der eine beachtenswerte Bibliothek
von rund 3.000 wertvollen, alten Mönchsschriften, auf Palmenblättern
geschrieben, enthält, die wir uns ebenfalls angeschaut haben. Einige Meisterwerke
sind 800 Jahre alt.
Typisch ist auch das den Heiligen Schrein umlaufende überhängende
Dach mit seinen Holzschnitzereien.
Elefantenmuseum: Hier sind ein präparierter Elefant und viele Fotos der Prozessionen mit geschmückten Elefanten früherer Jahre zu besichtigen.
Seit einem Bombenanschlag im Jahre 1998 wird der Tempelbezirk streng bewacht.
Weiter geht es zu einer Edelsteinschleiferei:
Den alten Griechen der Antike, aber auch den Chinesen der damaligen Zeit, war
der Reichtum der Insel an Edelsteinen sehr wohl bekannt. Die Araber nannten
Sri Lanka Insel der Edelsteine. Wertvolle Steine gelangten in die Paläste
der Herrscher Südasiens, des Fernen, Mittleren und Nahen Ostens.
In Sri Lanka wird eine Vielfalt von Edel- und Halbedelsteinen gefunden. Folgende
Steine werden unter den schwierigsten Bedienungen und mit den einfachsten Mitteln
zutage gefördert:
Halbedelsteine: Feldspat, Quarz, Granat, Turmalin, Spinell, Topas.
Edelsteine: Aquamarin, Rubin, Blauer Saphir, Gelber Saphir.
In Sri Lanka nicht vorkommende Edelsteine: Diamanten, Opale, Smaragde,
Zirkone.
In
unmittelbarer Nähe befindet sich eine Batik-Werkstätte.
Batik ist eine uralte, ursprünglich aus Indonesien stammende Technik. In
dieser Gegend gibt es mehrere Werkstätten, die Batiken herstellen und gleichzeitig
auch verkaufen.
Batik-Herstellung: Die traditionellen Muster und Motive der farbenfrohen
Kleider, Wandbilder und Tischdecken stammen häufig aus der Tier- und Sagenwelt,
wie. z.B. Elefanten, Pfau, Sigiriya-Wolkenmädchen, prächtige Blüten
und kitschige Palmenstrände, werden auf Papier vorgezeichnet. Gleichzeitig
erfolgt ein Durchpausen auf Leinen. Die Teile, die nicht gefärbt werden
sollen, werden mit Wachs abgedeckt. Die Stoffe werden in ein Chemiebad getaucht.
Es folgt ein Salzwasserbad. Als letztes werden sie in bis zu 7 verschiedene
kalte Farbbäder, nach erneuter Abdeckung mit Wachs, eingeweicht. Es müssen
kalte und keine heißen Farbbäder sein, weil bei Heißbädern
das Wachs wegschmelzen würde.
Mr.
Milton bringt uns dann zum Botanischen Garten von
Peradeniya.
1821 ließ der Brite Alexander Moon den Garten von Kalutara an der
Südwestküste Sri Lankas nach hier verlegen. Zunächst war er nur
als Gewürz- und Gemüsegarten gedacht. 1880 - 1896 stand der
Garten unter der Leitung von Henry Trimen. Er war ein begeisterter Botaniker,
der außer der Umgestaltung des Geländes in einen botanischen Garten
ein wissenschaftliches Buch mit dem Titel "A Handbook of the Flowers of
Ceylon" schrieb.
Heute umfasst die Anlage 60 Hektar mit ca. 4.000 unterschiedlichen Pflanzen
einheimischer und exotischer Flora. Neben dem Pflanzenreichtum ist der Park
ein ausgezeichnetes Vogelrevier für eine Vielzahl von Arten und Rastplatz
für Tausende von Fliegenden Hunden (Flying Fox), einer großen, früchtefressenden
Fledermausart.
Für den weltbekannten Film "Die Brücke am Kwai" wurden in
diesem Tropenparadies mehrere Szenen gedreht.
Mittagessen im botanischen Garten.
Nach der Pause treffen wir uns wieder mit Milton und der bringt uns zum Kunsthandwerkszentrum
für Seide, Kupfer, Silber, Leder, etc.
Am
späten Nachmittag beginnt es sehr stark zu regnen. Mr. Milton bringt uns
wie ausgemacht zurück zum Hotel (Gewitter) um uns gegen 17:45 Uhr zum Folkloreabend
der Kandy Dancers abzuholen.
Wir machen uns nun frisch für den heutigen Abend.
Um 18 Uhr beginnt im "Kandy Lake Club" die Tanzgruppe mit ihrem reichhaltigen
Programm. Die einzelnen leidenschaftlich vorgeführten Tänze werden
uns in einem deutschsprachigen Programmheft kurz beschrieben.
Dieser
unverwechselbare Tanz entwickelte sich im Rahmen buddhistischer Zeremonien,
enthält aber starke Elemente erdverbundener Volksriten aus Zeiten, als
die Dorfbewohner andere Götter verehrten. Das gewaltige rhythmische Trommeln
und die energiegeladenen akrobatischen Tänzer in leuchtenden Kostümen
und fantastischen Masken sind ein wahrer Sinnesrausch. Die Männer schlagen
Pirouetten und Purzelbäume, die Frauen bewegen sich mit Grazie und Eleganz.
Die berühmten Tempeltänze aus dem Bergland sind in Kandy heute als
Touristenattraktion täglich zu sehen und enden mit dem spektakulären
Feuerlaufen, wo ausgewählte Tänzer über glühende Kohlen
laufen.
Nach einer guten Stunde Folklore erleben wir noch Kandy bei Nacht in Hektik und Trubel und werden anschließend zum Abendessen ins Hotel gebracht.
Wie auch am Vorabend gibt es ein tolles Buffet und dazu eine Flasche Kalifornischen Rotwein.
Wir wären noch gerne länger in diesem traumhaft schönen Hotel geblieben, doch leider müssen wir schon die Koffer packen, denn morgen geht es weiter in die Berge.