5. Tag: In der Nacht war es so kalt, dass wir in der Früh einheizen mussten. Unser 1. Frühstück im WOMO verzehrten wir ganz gemütlich, nur von Natur umgeben. Ein Traum!

Wir verlassen nun diesen wunderschönen ruhigen Campingplatz und begeben uns wieder auf den Hwy 403 bzw. QEW (= Queen Elisabeth Way) Richtung Süden über Hamilton nach Niagara Falls (Ort), und folgen hier der Beschilderung zu den berühmten Niagara Falls.

Die Niagara Fälle zählen zu den bekanntesten Natursehenswürdigkeiten Kanadas. Da sie aber nicht wie viele andere Naturwunder in großer Abgeschiedenheit, sondern mitten in einer Stadt liegen und leicht erreichbar sind, gehören sie auch zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten Kanadas bzw. der USA. Mehr als 12 Millionen Besucher kommen jährlich nach Niagara Falls, um die eindrucksvollen Wasserfälle zu erleben. Die kanadischen "Horseshoe-Falls", die Hufeisen-Fälle, die den Namen ihrer Form verdanken, sind 640 m breit und stürzen 54 m tief. Der amerikanische Wasserfall ist 328 m breit und stürzt in 2 Stufen 55 m tief und sein südlicher Teil wird "Bridal Veil Falls", Brautschleier-Fälle, genannt. 170 Millionen Liter Wasser stürzen hier pro Minute über die Kante und erzeugen dabei eine Gischtwolke, die bei klarer Sicht selbst vom CN-Tower in Toronto noch zu sehen ist.

Aber Niagara Falls ist nicht nur der Name der Wasserfälle, sondern auch der Name der beiden Städte, die an den Ufern des Niagara River, jeweils auf kanadischer und amerikanischer Seite, liegen. Die Städte sind durch die "Rainbow Bridge" und die "Whirlpool Rapids Bridge" miteinander verbunden. Die kanadische Stadt (ca. 77.000 Einwohner) am Westufer des Niagara River ist wegen ihrer spektakulären Ausblicke auf die Wasserfälle ein bedeutendes Touristenzentrum mit gepflegten Parkanlagen, sehr guten touristischen Einrichtungen und vielen interessanten Sehenswürdigkeiten.
Die amerikanische Stadt (ca. 70.000 Einwohner) am Ostufer gehört zur Metropolitan Area von Buffalo. Sie hat Wasserkraftwerke und eine ausgeprägte elektrizitätsabhängige Industrie. Der Fremdenverkehr konzentriert sich hier auf die nähere Umgebung der Wasserfälle.

Die Niagara Fälle - ein Naturwunder voller Schönheit und Majestät - zog seit Anbeginn Naturfreunde, Abenteuerlustige und Verliebte an. Über Jahrtausende hinweg war dieses großartige Schaustück nur den Indianern bekannt. Auf ihren Kanureisen hörten sie das Tosen, lange bevor sie die Fälle sehen konnten. Da es sich wie ein unaufhörliches Donnern anhörte, nannten sie es "Onguisahra" (später Niagara), was bedeutet: "Wo die großen Wasser donnern". Geblendet von ihrer Schönheit und Macht, haben verschiedene Stämme über die Zeit Anspruch auf die Fälle erhoben. Für alle Indianer hatten die Fälle spirituelle Bedeutung, da ein anspruchsvoller und mächtiger Gott in dem Katarakt (Wasserfall) lebte.
Historiker berichten, dass der erste Europäer, der die Fälle erblickte, ein französischer Priester namens Pater Louis Henaspin war, der den Entdecker LaSalle begleitete. Sein erster Eindruck war wohl Ehrfurcht, seine Schreiben jedoch zeugen von Grauen: "Diese Wasser schäumen und sprudeln fürchterlich. Sie donnern unaufhörlich." Jene Fälle jedoch, die der Priester sah, führten damals mehr als die doppelte Wassermasse.
Heute zweigen die Kraftwerke nahezu 2/3 des Wassers ab, damit Ontario und die östlichen US-Staaten warm, hell und funktionstüchtig sind.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wagten "Daredevils" (Draufgänger), wagemutige, tollkühne und sensationslüsterne Frauen und Männer, immer wieder, sich die Niagara Fälle hinunterzustürzen oder den "Whirlpool" zu durchschwimmen. Nicht alle überlebten! Heute sind solche Versuche verboten, doch wie durch ein Wunder überlebte vor kurzem ein Mann einen versehentlichen Sturz über die Fälle.

Wie entstanden die Wasserfälle: Die Entstehung der Niagara Fälle gleicht der anderer Wasserfälle, die dadurch verursacht wird, das eine härtere und eine weichere Gesteinsschicht aneinander stoßen. Das Wasser gräbt sich in das weiche Gestein ein tiefes Tal, sodass sich eine Stufe zwischen den beiden Gesteinsschichten bildet. Über diese Stufe stürzt das Wasser in die Tiefe. Der Niagara River strömt bei seinem Ablauf aus dem Erie-See zunächst über hartes Kalkgestein, bis er bei der Mündung in den Ontario-See auf weichen Sandstein und Mergel trifft.
An dieser Stelle entstand einst auch der Wasserfall; im Laufe der Zeit aber schritten die Wasserfälle durch die Auswaschung der weichen Mergelschicht von ihrer ursprünglichen Lage zurück. Gegenwärtig beträgt dieser "Rückzug" jährlich ca. 107 cm. Unterhalb der Wasserfälle hat sich der Niagara River bei diesem Zurückschreiten eine mehr als 11 km lange Schlucht zwischen über 100 m hohe Felswände eingegraben; dabei hat er bei den "Whirlpool Rapids" ein sehr starkes Gefälle.
In der Mitte des Flusses und der "Hufeisen-Fälle" verläuft die Staatsgrenze zwischen Kanada und den USA. 1951 schlossen die beiden Staaten einen Vertrag zur gemeinsamen Nutzung der Wasserkraft ab.

Der Skylon Tower liegt am Rande der sehr schönen Queen Victoria-Parkanlage, den Wasserfällen direkt gegenüber. Es ist ein Erlebnis, zu den Aussichtsterrassen mit einem der drei gelben Aufzüge "Yellow Bugs" hochzufahren, die in 52 Sekunden außen am 236 m hohen Turm in die Höhe steigen. Von hier oben hat man einen großartigen Blick auf die Wasserfälle, den Niagara River und die Stadt.

Queen Victoria Park: Vom Skylon Tower kann man einen schönen etwa 1,5 km langen Spaziergang durch den Queen Victoria Park entlang des Flusses machen.

Niagara Parkway: Der 56 km lange, sehr schön angelegte Niagara Parkway führt vom Ontariosee am Niagara River entlang bis zum Eriesee. Unterwegs kann man auf einem der zahlreichen Rastplätze, die direkt am Fluss liegen, eine kleine Rast einlegen oder sich inmitten von Wein- und Obstgärten ein wenig vom Trubel in Niagara Falls ausruhen.

Whirlpool Rapids: Die Fahrt über den Niagara Parkway weiter nach Norden führt am Niagara River entlang, der unterhalb der Fälle zunächst recht gemächlich durch eine tiefe Schlucht fließt. Wo sich diese verengt, stürzen die Wassermassen nun in heftigen Stromschnellen, den "Whirlpool Rapids", weiter dem Ontariosee entgegen.

Whirlpool: Nach weiteren 2 km über den Niagara Parkway erreichen wir den "Whirlpool". Hier geraten die "Whirlpool Rapids" in einen tosenden, kreisrunden Strudel. Etwa 400 m Durchmesser hat der gewaltige "Whirlpool", der von 90 m hohen Felswänden umschlossen ist.

Die Niagara Spanish Aero Car, eine Art Schwebebahn, überquert mit ihrer offenen Gondel den "Whirlpool" in luftiger Höhe. Auf der etwa 10-minütigen Fahrt über das Wasser kann man noch einmal die tosenden "Whirlpool Rapids" sehen und fotografieren.

Dem Parkway folgend, kommen wir nach etwa 2 km bei der "Sir Adam Beck Niagara Generating Station" (einem Kraftwerk) zur Floral Clock, einer im Durchmesser 12 m großen Blumenuhr, die mit fast 20.000 Pflanzen gestaltet wurde.

Niagara-on-the-Lake liegt im Norden der Niagara-Fälle, an der Mündung des Niagara River in den Ontario-See. Es ist ein beschaulicher, gepflegter Ort mit schönen Parkanlagen und stattlichen Häusern aus dem 19. Jahrhundert, dessen Ruhe man nach der Großstadthektik von Niagara Falls besonders genießt. Von 1791 - 1796 war Niagara-on-the-Lake die erste Hauptstadt von Upper Canada, der heutigen Provinz Ontario, und entwickelte sich aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage bald zu einer geschäftigen Hafenstadt und zu einem Zentrum des Schiffsbaus. Der heutige Ort ist mit kleinen Boutiquen, Galerien, Restaurants, Hotels und Bed & Breakfast-Häusern auf den Fremdenverkehr eingerichtet.

St. Catharines ist das Zentrum des Obst- und Weinanbaus und Ausgangspunkt für kurze Rundfahrten durch die schöne Umgebung.

Über St. Catharines kommen wir wieder zum QEW und fahren wieder zurück zum Bronte Creek Provincial Park, zu dem ruhigen Campingplatz, den wir auch letzte Nacht besucht hatten.

KM-Stand: 90.476
Tagesstrecke: 221 km
Das Wetter heute: sonnig und sehr heiß.

 

6. Tag: Heute haben wir eine größere Fahr-Etappe vor uns. Von Bronte Creek durchqueren wir auf dem QEW Toronto in östlicher Richtung.
Von Toronto führen der vierspurig ausgebaute Hwy 401, der Macdonald Cartier Freeway und der Highway Nr. 2 am Nordufer des Ontario-Sees entlang nach Kingston. "Getaway County" wird diese Region genannt, die von den Ausläufern der Metropole Toronto in fruchtbares Farmland übergeht.

In Brighton fahren wir auf den Hwy 30 North und finden in der Umgebung den Goodrich-Loomis Park. Dort gehen wir auf den "ausrasierten" Wanderwegen (Loops) ganz alleine in der Sonne spazieren.

In Trenton beginnt das Trent-Severn-Kanalsystem, das über 386 km vom Ontario-See in die Georgian Bay führt. Technisch besonders interessant ist die "Wassertreppe" bei Campbellford, wo durch sieben nahe beieinanderliegenden Schleusen ein Höhenunterschied von 24 m überwunden wird.

Von Campbellford zurück über Sterling und entlang des Trent River nach Frankford (Hwy 33) und Trenton. Wir hatten heute Natur pur, endlich weg aus der großen Stadt.

Über die kleine Brücke kommen wir auf die Halbinsel "Prince Edward" und finden gleich den "North Shore RV Park" Campground, einen schönen Schlafplatz direkt an der Weller's Bay. Wir stehen mit dem WOMO nahe bei den Sanitärräumen, die nur wir beide benützen werden, da sonst keine Gäste hier sind. Etwas weiter weg befindet sich eine Mobilheimsiedlung.

KM-Stand: 90.821
Tagesstrecke: 345 km
Das Wetter heute: leicht bewölkt bei 20°C.

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