7. Tag: Heute Nacht gab es bereits die ersten Anzeichen des kommenden Hurrikans "Isabel" und Regen. Trotzdem war es angenehm warm.
Im Radio wird Sturmwarnung gegeben und starke Regenfälle vorausgesagt.

Von Trenton nach Kingston auf dem "Loyalist Parkway" (Hwy 33): Der Reisende auf dem "Loyalist Parkway" folgt den Spuren der britischen Loyalisten, die zwei Jahrhunderte zuvor die USA verließen und das Land besiedelten. An der 94 km langen Strecke zwischen Trenton und Kingston liegen inmitten fruchtbaren Farmlandes reizvolle Ortschaften mit historischen Gebäuden, alten Kirchen und kleinen Museen, mit zahlreichen Geschäften und Handwerksbetrieben.

Sandbanks Provincial Park: Zu diesem Park mit guten Bade- und Surfmöglichkeiten gehören lange Sandstrände und eine einzigartige Dünenlandschaft, denn das Gebiet um dem West Lake gilt als das größte Süßwasser-Dünensystem der Welt. Manche Dünen erreichen eine Höhe von 80 m.

Wir wollten hier die Sanddünen besichtigen, doch die Saison für den Park ist bereits beendet und die dazugehörigen Lokalitäten geschlossen. Trotzdem wären für die Besichtigung und Benützung des Provincial Parks $ 6,50 zu bezahlen. Da es bereits wieder schüttet und der Sturm tobt, machen wir kehrt und fahren auf dem Hwy 33 bis Glenora.

In Glenora verlassen wir die Halbinsel Prince Edward und fahren in 15 Minuten mit der kostenlosen Fähre hinüber nach Adolphustown.

Von dort geht es an der stürmischen Küste entlang über Bath, Millhaven und Amherstview nach Kingston.

Da unser WOMO vom starken Wind sehr durchgebeutelt wird und es immer noch schüttet, suchen wir in Kingston den KOA Campground auf, um wenigstens einen reservierten Platz für die Nacht zu haben. Dann bereiten wir uns im Backrohr ein tolles Abendessen zu: Lachs mit Broccoli-Käse-Kruste, dazu grüner Salat mit Balsamico-Dressing und einen Niagara Peninsula Riesling 2002, der für unseren Geschmack allerdings etwas zu lieblich ausgebaut wurde.
Körperpflege ist heute ebenso angesagt.

KM-Stand: 90.970
Tagesstrecke: 149 km
Das Wetter heute: Stürmisch (Hurrikan "Isabel"), starker Regen, warm, dunstig.

 

8. Tag: Die ganze Nacht hat es geschüttet. Der Sturm hat erst in den frühen Morgenstunden nachgelassen. Wir haben somit den Hurrikan gut und schadenfrei überstanden. Es ist wieder sonnig und warm.

Kingston: Die Geschichte Kingstons beginnt im Jahre 1673. In dem Gebiet, das von den Indianern Cataraqui genannt wird, gründen die Franzosen eine Pelzhandelsstation, die durch den Bau des Fort Frontenac erweitert und geschützt wird. 1758 wird das Fort von den Briten unter Colonel Bradstreet erobert, 1784 kommen die ersten Loyalists.
Um ihre Treue zu Georg III. zu zeigen, nennen sie den Ort King´s Town, aus dem sich seit 1788 der offizielle Name Kingston herleitet. In der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen England und Amerika wird 1812 das Fort Henry gebaut. Es dienst dem Schutz der Handelsschifffahrt auf dem St.-Lorenz-Strom und dem Rideaukanal, der 1832 zwischen Ottawa und Kingston fertig gestellt wurde.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die Blütezeit der Stadt. Kingston ist in den Jahren 1841 bis 1844 die Hauptstadt der "Vereinigten Provinzen Kanadas". In dieser Zeit entstehen viele der viktorianischen Häuser, die den Charme der heutigen Stadt ausmachen.
1841 wird auch der Grundstein für eine der besten kanadischen Universitäten gelegt.
Heute leben etwa 56.000 Menschen verschiedenster Herkunft, Kultur und Sprache in Kingston, zu dessen Haupterwerbsquelle sich immer mehr der Fremdenverkehr entwickelt.

Am Ende der Princess Street East kommen wir ins Zentrum bzw. zum Hafen. Auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz handeln wir uns einen "Platten" ein, da das WOMO aber hinten mit Zwillingsrädern ausgerüstet ist, bleiben wir fahrtüchtig.
Auf einem ebenen privaten Parkplatz warten wir dann auf den über die Cruise-America-Notrufnummer telefonisch angeforderten Pannendienst, der innerhalb der nächsten Stunde eintreffen sollte.
Aber es dauert kaum 10 Minuten und der Pannenfahrer trifft bei uns ein, montiert einen neuen Reifen auf die Felge (Reservereifen bleibt unangetastet) und kontrolliert den Reifendruck aller anderen Reifen. Nach 30 Minuten ist alles erledigt. Ein Servicebericht wird ausgefüllt, abgerechnet wird dann am Ende der Reise mit dem WOMO-Vermieter.

Jetzt kann die Stadtbesichtigung beginnen. Bei einem Stadtrundgang durch Kingston fallen uns die für Kanada ungewöhnlich vielen Kalksteinhäuser auf, die Kingston den Beinamen "Limestone City" geben und schöne viktorianische Häuser mit Veranden und schmiedeeisernen Geländern, gepflegten Gärten und Parkanlagen, die reizvolle Hafenfront und die lebhaften Geschäftsstraßen.

Die City Hall wurde in den Jahren 1841 bis 1843 nach den Plänen des Architekten George Brown gebaut, als Kingston die Hauptstadt der "Vereinigten Provinzen von Upper and Lower Canada" war. Die Kosten für den Bau waren sehr hoch, entsprechend groß die Erschütterung, als bald nach der Fertigstellung die Regierung nach Montreal überwechselte. Im Jahre 1975 wurde das Haus renoviert.

Die größte Sehenswürdigkeit von Kingston ist das Old Fort Henry, das gegenüber von Kingston liegt. Das 1812 gebaute Fort Henry war einst Kanadas mächtigste Befestigungsanlage und dient heute als Museum mit Ausstellungen zur britischen und kanadischen Militärgeschichte.
Da Kingston auch heute noch mit seinen berühmten Militärschulen eine wichtige Ausbildungsstätte für das kanadische Militär ist, wirken die Kadetten in historischen Uniformen bei den täglichen Vorführungen mit. Dabei sind Exerzierübungen, Wachablösungen, Salutschüsse aus den alten Kanonen und Militärparaden beim Publikum besonders beliebt.

Von Kingston nach Montreal: Die schnellste Verbindung zwischen Kingston und Montreal (309 km) ist der Hwy 401, der an der Provinzgrenze zu QUEBEC in den Hwy 20 übergeht. Parallel zum St.-Lorenz-Strom verläuft der Hwy 2, der uns zu reizvollen kleinen Ortschaften und Ferienorten bringt.

Die Provinz Quebec mit einer Gesamtbevölkerung von 7,334.000 Einwohnern erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von 1,542.056 km² und ist flächenmäßig die größte Provinz Kanadas. Französisch ist hier die offizielle Landessprache. Die Provinz ist durch das französische Erbe geprägt, wie z.B. in den Städten Montreal und Quebec, in deren Altstadt Lebensfreude und französische Lebensart deutlich spürbar sind. Aber auch die übrige Provinz lädt zu einer Erkundungsfahrt ein: Die Halbinsel Gaspé mit kleinen Fischerdörfern und steil abfallenden Klippen, der breite St.-Lorenz-Strom, den riesige Schiffe befahren und in dessen Wasser sich Wale tummeln, die eindrucksvollen Vogelschutzgebiete am Perce-Felsen, die Laurentischen Berge mit ihren tiefen Ahornwäldern und ausgezeichneten Wintersportmöglichkeiten und die weiten, teilweise noch unerforschten Gebiete im Norden der Provinz, die ein Abenteuer in der Wildnis versprechen.

Der St.-Lorenz-Strom und -Seeweg: Der 1.200 km lange St.-Lorenz-Strom (der gesamte Seeweg beträgt jedoch 3.650 km) ist der Abfluss der großen nordamerikanischen Seen. Er erschließt die rohstoffreichsten Gebiete des Landes und ist die Hauptverkehrsachse Kanadas. An seinen Ufern liegt das älteste kanadische Siedlungsgebiet, in dem heute ca. 60 % aller Kanadier leben. Vom Ontario-See bis nach Montreal bildet der Strom die Grenze zwischen Kanada und den USA.
Unterhalb seines Ausflusses erweitert er sich zu dem von vielen kleinen Inseln durchsetzten "Lake of the Thousand Islands". Bei Quebec beginnt der lange Mündungstrichter. Obwohl der St.-Lorenz-Strom in den Wintermonaten von dicken Eisschichten bedeckt ist und nur von April bis Dezember befahren werden kann, ist er eine der verkehrsreichsten Binnenwasserstraßen der Welt.
Dazu trägt ganz wesentlich der St.-Lorenz-Seeweg (St. Lawrence Seaway) bei. 1951 initiierte Kanada den "St. Lawrence Seaway Authority Act", obwohl zu der Zeit in den Vereinigten Staaten noch eine starke Opposition gegen das Projekt bestand. 1954 wurde auch in Washington der entsprechende "St. Lawrence Seaway Act" erlassen, und wenig später wurde mit dem Bau begonnen.
Problembereiche des Projekts waren vor allem die großen Höhenunterschiede, die z.B. an den Niagara-Fällen und bei Sault Ste.-Marie überwunden werden mussten. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehörten die Anlage von Seitenkanälen und leistungsfähigen Schleusen sowie der Straßen- und Brückenbau; zu den begleitenden Maßnahmen gehörten der Ausbau von Häfen und Industrieanlagen und die Energiegewinnung durch Wasserkraftwerke, die neu errichtet wurden oder deren Leistungen erhöht werden sollten. Schwierigkeiten ergaben sich im Zuge der Arbeiten an vielen Orten durch die Überschwemmungen, die das Kulturland zerstörten. Mehrere Dörfer mussten aufgegeben und rund 6.500 Menschen umgesiedelt werden.
Der St.-Lorenz-Seeweg wurde schon 1959 fertig gestellt und offiziell von Königin Elisabeth II. von England gemeinsam mit dem amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower eingeweiht. Es ist ein ausgebautes Kanalsystem mit einer Fahrwassertiefe von 8,23 m und einer Fahrwasserbreite von 61 m zwischen den Großen Seen und Montreal.
Auf dem rund 300 km langen Streckenabschnitt zwischen Montreal und dem Ontario-See wurden 7 große Schleusen anstelle der bisherigen 22 kleinen Durchgänge eingebaut, da auf 70 km ein Gefälle von 70 m ausgeglichen werden musste; auf der 43 km langen Strecke zwischen dem Ontario-See und dem Erie-See wird durch 8 Schleusen eine Höhendifferenz von 100 m überwunden.
Der Seeweg ermöglicht auch großen Schiffen bis 15.000 t eine Einfahrt in die Großen Seen; dadurch erübrigt sich das bis dahin notwendige Umladen der Fracht auf kleine Schiffe, sodass ein durchgehender Verkehr vom Atlantik über 3.650 km bis zum Westende des Oberen Sees möglich ist. Viele Häfen und Industriegebiete entlang des Seeweges verzeichneten nach der Fertigstellung einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Seine allgemeine wirtschaftliche Bedeutung liegt in der direkten Verschiffbarkeit der Güter, zu denen vor allem Weizen, Eisenerze, Eisen und Stahl gehören.
Bei seiner Mündung in den Atlantischen Ozean hat der St.-Lorenz-Strom eine Breite von 350 km erreicht.

Auf der Autobahn fahren wir über Cornwall (Provinz ONTARIO) in Richtung Montreal (Provinz QUEBEC) auf den KOA Campground Montreal West.

KM-Stand: 91.230
Tagesstrecke: 260 km
Das Wetter heute: tagsüber leicht bewölkt bei ca. 20°C, am Abend dichte Bewölkung.


9. Tag: Dieser KOA Campground kann leider nicht uneingeschränkt empfohlen werden, da er erstens direkt am Hwy 20 liegt (der aber nächtens recht ruhig ist), aber zweitens auch die Eisenbahn vorbeiführt, wo jede halbe Stunde ein Güterzug mit lautem Pfeifen daherkommt (das ist schon etwas lästig). Aber jetzt kommt noch drittens: Die Sanitärräume und Duschen sind nicht gepflegt, es riecht "unüberhörbar" nach Latrine und das ist natürlich absolut inakzeptabel!

Heute haben wir wieder eine längere Autostrecke vor uns, da wir die Besichtigung Montreals erst gegen Ende unserer Reise geplant haben, um zuerst so rasch wie möglich nach Norden in die Natur und dort vor allem zu den Walen im Saguenay-Fjord bei Tadoussac zu kommen.

In Montreal fahren wir vom Hwy 20 auf den Hwy 40. Außerhalb der Stadt biegen wir rechts ab nach Lavaltrie und weiter auf den Hwy 138 East.

Von Montreal über Trois-Rivières nach Quebec: Der Hwy 138 folgt weitgehend dem Lauf des St.-Lorenz-Stromes, führt nach Trois-Rivières und durch viele kleine Ortschaften, insgesamt 253 km.

Mittagspause auf einem Picknick-Platz bei Point-du-Lac (wenige Kilometer vor Trois-Rivières) direkt am St.-Lorenz-Strom, dann geht es weiter auf dem landschaftlich schönen Hwy 138 East nach Quebec. Einige Umleitungen (teilweise über holprige Schotterpisten) verzögern zwar unser Vorwärtskommen, aber wir bleiben trotzdem auf dieser Strecke.

In Quebec fahren wir ins Zentrum und erkunden, ob es vielleicht möglich ist, mit dem WOMO in die City zu fahren. Dies erscheint uns anhand der vielen engen Gassen nun doch etwas zu gewagt, und so werden wir morgen für unser Sightseeing öffentliche Verkehrsmittel benutzen!

Zurück geht es dann auf den Hwys 440 und 40 bis zum Hwy 73 South, dann auf den Hwy 20 West bis Exit 311 in die Chemin Olivier zum KOA Campground. Dieser liegt mit dem Hauptgebäude an der Autobahn (Hwy 20), doch das Grundstück erstreckt sich weit vom Hwy weg und liegt etwas tiefer als dieser, somit ist der Lärm nicht störend. Die Sanitärräume sind sehr sauber und gepflegt, und wahrscheinlich auch deshalb wurde dieser Campingplatz von den Gästen zum "KOA-Campground des Jahres 2002" gewählt.

KM-Stand: 91.591
Tagesstrecke: 361 km
Das Wetter heute: Am Tag stark bewölkt bei ca. 17°C, gegen Abend aufgelockerte Bewölkung und angenehme Temperatur, ca. 21°C.

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