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Allgemeine
Information:
Die griechische Insel Korfu oder Kerkyra ist die nördlichste und zweitgrößte
der sieben großen Ionischen Inseln. Sie liegt im Ionischen Meer, dem Teil
des Mittelmeers, an den sich im Norden die Adria anschließt. Korfu liegt
dabei etwa auf Höhe des italienischen "Stiefelabsatzes" und nähert
sich im Norden bis auf zwei Kilometer der albanischen Küste. Aufgrund der
für griechische Verhältnisse recht üppigen Vegetation wird sie
auch "die grüne Insel" genannt. Mit einigen kleineren Inseln
bildet Korfu die Präfektur Korfu. Es gibt einen internationalen Flughafen
sowie die sogenannte Ionische Universität, an der Geschichte, Musik, Sprachen
sowie Bibliotheks- und Archivwesen gelehrt werden. Korfu zählt zu den wohlhabendsten
Regionen in Griechenland. Der Hauptort ist die gleichnamige Stadt Korfu bzw.
Kerkyra.
Daten:
Länge: 62 km
Breite: 28 km (Norden), 3,5 km (schmalste Stelle im Süden)
Fläche: 641 km² (inkl. d. Inseln Paxi, Antipaxi, Othoni,
Mathraki und Erikoussa.
Höchster Berg: Pantokrator, 906 m
Einwohner (Insel): 113.000
Einwohnerzahl (Stadt): 45.000
Dominierende Wirtschaftfaktoren: Olivenöl und Tourismus
Bevölkerungsdichte: 176/km² (zum Vergleich: Deutschland
230/km², Japan 235/km²)
Währung: Euro
Geografische Lage: 39° 50´ bis 39° 20´ nördlicher
Breite und 19°40´ bis 20°10´ östlicher Länge.
Geschichte:
Mythologie: In der griechischen Mythologie ist Korfu die Insel
Scheria. Den griechischen Namen Kerkyra erhielt die Insel der Sage nach von
der Nymphe Gorgyra (auch Kerkyra), die vom Meeresgott Poseidon auf die Insel
gebracht wurde. Phaiakas, das Kind dieser Verbindung, war demnach der Ahnherr
der Phaiaken. Die Phaiaken gelten als gastfreundlich. Unter König Alkinoos
und Prinzessin Nausikaa nehmen sie z.B. einen zunächst unbekannten Fremdling
auf, der sich im Laufe des Gastmahls als Odysseus zu erkennen gibt und die Geschichte
seiner Irrfahrten erzählt.
Auch Medea und Iason finden auf ihrer Flucht aus Kolchis auf Scheria Unterschlupf.
Vorgeschichte: Durch das Ansteigen des Meeresspiegels wurde Korfu vor etwa 9000 Jahren vom Festland getrennt. Jäger und Sammler besiedelten die Insel im Neolithikum; in der Bronzezeit wurde die Insel erneut besiedelt.
Antike: Griechische
Siedler aus Eretria gründeten im 8. Jahrhundert v. Chr. eine erste Kolonie.
Durch ihre vorteilhafte Lage an der Straße von Otranto kontrollierte Kérkyra
den Zugang in den Westen und zu den Küsten des Adriatischen Meeres. Im
Jahr 734 v. Chr. vertrieb der Oikist Chersikrates, der aus Korinth stammte und
die Stadt auf Grund innerer Unruhen verließ, mit einer Streitmacht die
eretrischen Kolonisten, die sich daraufhin in Thrakien niederließen und
die Stadt Methone gründeten. Kerkyra stieg sehr rasch zu einer Seemacht
auf. Im Jahr 664 v. Chr. besiegte es die Mutterstadt Korinth in der laut Thukydides
ersten Seeschlacht in Griechenland und löste sich damit von dessen Vorherrschaft.
480 v. Chr. stellte Korfu die zweitgrößte Flotte der Griechen, 60
Schiffe, nahm aber nicht aktiv am Krieg gegen die Perser teil. Der Historiker
Thukydides sieht im Konflikt zwischen Korfu und Korinth um die Stadt Epidamnos
und dem Schutzbündnis, das die Athener Korfu gewährten, einen der
Anlässe für den Ausbruch des Peloponnesischen Krieges.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. dehnen die Korfioten ihren Einfluss auf das Festland
aus. Zeitweise besetzen sie Butrint, eine wichtige Polis der Chaonier.
In der hellenistischen Zeit (ab 300 v. Chr.) war die Unabhängigkeit Korfus
bedroht. Die Insel wurde von Abenteurern aus Syrakus überfallen, und makedonische
Könige, gefolgt von illyrischen Piraten nutzen die Insel für Beutezüge
gegen römische Handelsschiffe.
In der Folge des Kriegs der Römer gegen die illyrische Königin Teuta
wurde Korfu die erste römische Provinz in Griechenland. Später war
Korfu Teil der römischen Provinz Macedonia, in augusteiischer Zeit wurde
die Insel der Provinz Epiros zugeschlagen.
Im 3. Jahrhundert machten Jason und Sosipater Korfu mit dem Christentum bekannt.
Mittelalter: Von 395 an gehörte Korfu zum Oströmischen Reich. Die Insel wurde von den Sarazenen und im 11. Jahrhundert vom normannischen Herzog Robert Guiscard erobert. In der Folge des 4. Kreuzzugs gelangte Korfu nach 1204 unter die Herrschaft des Despoten von Epiros. Als Mitgift der Helena von Epirus war die Insel 1258 in den Besitz Manfreds von Sizilien gelangt. Seit dieser Zeit wurden auf der Insel zahlreiche Lehen an fränkische Adlige ausgegeben. Nach dem Tod Manfreds hatte 1267 der Ritter Garnier de Aleman die Macht auf Korfu übernommen. Um sie gegen Epirus abzusichern, erkannte er Karl von Anjou, den neuen König von Neapel als Lehensherrn an und dieser bestätigte ihn als Gouverneur unterstellte ihn jedoch dem Verwalter seiner albanischen Besitzungen. Unter der angevinischen Herrschaft kam das Feudalsystem westeuropäischer Prägung voll zur Ausbildung. 1272 wurde Korfu eine separate Verwaltungseinheit, zu der auch die Burg Buthroton auf dem albanischen Festland geschlagen wurde. Später erlangten die Tocci die erbliche Statthalterschaft über Korfu. Mitte des 14. Jahrhunderts kam die Insel unter den Einfluss der Republik Venedig. Kulturelle Einflüsse der westlichen Feudalherren verbanden sich mit den einheimischen griechisch-orthodoxen Traditionen zu einer eigenständigen Kultur.
Neuzeit: Vom 16. bis
zum 18. Jahrhundert war Korfus Geschichte von den Kriegen mit den Türken
geprägt. Sie plünderten die Insel, doch die alte Festung und Angelókastro
trotzten ihnen. Die Venezianer ordneten die Beseitigung der Weingärten
und die Pflanzung von Olivenbäumen an. Im Jahre 1716 wurde die osmanische
Belagerung der Inselhauptstadt durch die venezianische Armee unter Johann Matthias
von der Schulenburg aufgehoben und damit der letzte türkische Eroberungsversuch
der Insel endgültig abgewehrt. Nach dem Ende der Republik Venedig nahm
Frankreich 1797 die Ionischen Inseln und Korfu als Département Corcyre
in Besitz. Kurze Zeit, von 1798 bis 1807, war Korfu russisches Protektorat.
Danach folgte bis 1814 erneut eine französische Periode.
1815 wurde Korfu Teil der Republik der Ionischen Inseln unter britischem Protektorat.
In der britischen Zeit entstand ein großer Teil der modernen Infrastruktur,
wie das 700 km lange Straßennetz, das zu den dichtesten in ganz Griechenland
zählt. Am 21. Mai 1864 wurde Korfu Teil Griechenlands.
Während des Ersten Weltkrieges war Korfu von 1916 bis 1918 Sitz der serbischen
Exilregierung, 1917 wurde hier die Deklaration von Korfu über die Gründung
des jugoslawischen Staates verabschiedet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Korfu-Stadt von den Italienern (Annexion 1941) und
später von den Deutschen (Annexion 1943) sowie den Alliierten (Juni 1944)
schwer bombardiert und teilweise zerstört. Am 11. und 15. Juni 1944 erfolgte
unter deutscher Kontrolle die Deportation von 1700 der 1900 Juden Korfus nach
Auschwitz, nur 122 von ihnen überlebten das Vernichtungslager.
Seit 1960: Durch den aufkommenden Massentourismus wurde der nach dem Krieg einsetzende Verfall aufgehalten. 1994 war Korfu Gastgeber des Gipfeltreffens der EU-Mitgliedstaaten, bei dem unter anderem der Beitritt Österreichs zur EU beschlossen und unterzeichnet wurde. In den 80er und Anfang der 90er Jahre wurde Korfu von vielen Individualtouristen besucht, da die Fähren zur Insel mit dem Interrailticket genutzt werden konnten. Seit einigen Jahren gehen die Besucherzahlen ein wenig zurück. Dieser Umstand könnte die unvollendeten Bauten auf der Insel erklären. Im Jahre 1981 wurde auf Korfu der James Bond Film "In tödlicher Mission" gedreht. Drehorte waren die Altstadt, die Esplanade und die alte Festung von Korfu-Stadt, das Kloster Vlacherna bei der Mäuseinsel, das Achilleion sowie die malerische Bucht von Kalami.
Bekannte Persönlichkeiten:
Ioannis Kapodistrias (1776-1831), erster Präsident Griechenlands
Nikolaos Mantzaros (1795-1872), griechischer Komponist und Musikpädagoge
Albert Cohen (1895-1981), französisch-schweizerischer Schriftsteller
Lawrence Durrell (1912-1990), anglo-irischer Schriftsteller, lebte einige Jahre
auf Korfu
Philip Mountbatten, Herzog von Edinburgh (1921), Prinzgemahl der britischen
Königin Elisabeth II.
Vicky Leandros (1952), deutsch-griechische Sängerin und Politikerin