Mittwoch,
30.4.2008: Um 6:45 Uhr läutet der Wecker, denn heute steht die
Besichtigung der Hauptstadt auf dem Programm.
Funchal:
Funchals Lage an einer weiten Bucht an der Südküste inspirierte Reisende
zu allen Zeiten zu immer neuen Lobeshymnen. Bis 1964 der Flughafen Santa Catarina
eröffnet wurde, fand die erste Begegnung mit Madeiras Hauptstadt stets
vom Wasser aus statt - eine wahrlich theatralische Perspektive. Die Bucht und
die steil ansteigenden Berge bilden ein mit tiefem Grün ausstaffiertes
Amphitheater, in dem weiße Häuser wie Bauklötze übereinander
gestapelt sind. Auf den unteren "Rängen" stehen die Wohnhäuser,
Paläste und Kirchen dicht an dicht, während die Bebauung nach oben
hin lockerer und übersichtlicher wird und sich schließlich zwischen
Eukalyptuswäldern verliert. Die Theaterbühne wären die Kais entlang
der Avenido do Mar, der Atlantische Ozean würde die unendliche Kulisse
bilden und Fischerboote, Jachten und Kreuzfahrtdampfer tuckernd und tutend die
Hauptrollen spielen. Das Stück, das seit der Entdeckung Madeiras 1419 täglich
in der Bucht von Funchal aufgeführt wird, handelt von der Seefahrt und
vom Handel. Die Insel spielt darin die Rolle eines wichtigen Etappenpunkts auf
den weltumspannenden Routen der Seeleute.
Madeiras Hauptstadt wäre mit ihren 125.000 Einwohnern ein eher gemächlicher
Ort, würden nicht morgens und abends Tausende von Pendlern aus den Vororten
Funchals und anderen Städten und Dörfern der Insel die Straßen
verstopfen. Funchal ist eine Stadt, die zu Fuß erobert werden will, wobei
man etwas Kondition braucht, denn stets geht es steil bergauf und bergab.
Um 9 Uhr bringt uns der Hotelbus nach Funchal und lässt uns in der Avenida
do Mar bei der Marina aussteigen. Das Hotel bietet mehrmals täglich diesen
Shuttle-Service gratis an.
Hier haben wir Funchals Seepromenade erreicht, die Avenida do Mar. Große
und kleine Yachten dümpeln an den Kais, Restaurants und Cafes erwarten
fremde und einheimische Gäste.
Die Hauptattraktion ist die
- leider etwas heruntergekommene - ehemalige Luxusyacht
der Beatles, die "Vagrant". Sie dient heute als schwimmendes
Restaurant. Die Gäste sitzen teils im Salon und teils in kleinen, überdachten
Booten rings um das Mutterschiff.
Kathedrale Se: Sie wurde 1514 eingeweiht
und ist im strengen Stil der manuelinischen Gotik erhalten. Die Kathedrale wird
derzeit renoviert und konnte daher nicht besichtigt werden.
Monte ist Funchals Villenvorort,
nordöstlich der Stadt auf 550 m Seehöhe gelegen. Hier im Kühlen
lebten früher vor allem die reichen Kaufleute, denen es im "Stadtkessel"
von Funchal zu heiß war. Noch heute kann man in Monte hochherrschaftliche
Villen bewundern, umgeben von Blumengärten und gesichert durch schmiedeeiserne
Gitter.
Früher gelangten Besucher mit der Zahnradbahn nach Monte, heute kann man
mit der neuen Umlauf-Gondelbahn (Made in Austria) hinauffahren, die Hin- und
Rückfahrt kostet € 14,50 pro Person, die einfache Fahrt € 10,-.
Die Wallfahrtskirche
"Nossa Senhora do Monte" deren von zwei Türmen flankierte Fassade
ist von fast allen Stellen in Funchal aus zu erkennen. Die traditionellen Farben
- strahlend weiße Mauern und in dunklem Stein abgesetzte Gesimse, Fenster-
und Torumrandungen - prägen das Gotteshaus.
Im Innern ist die Kirche eher schlicht. Nur ein durch Gitter gesichertes Grab
ist links in einer Seitenkapelle zu erkennen. In einem Sarkophag ruht dort der
letzte Kaiser Österreichs, Karl I., der nach dem Ersten Weltkrieg abdanken
musste und 1921 in der Quinta Gordon in Monte Zuflucht fand. 1922 verstarb der
lungenkranke Kaiser und wurde in Nossa Senhora beigesetzt. Verständlich,
dass die Kirche häufig von österreichischen Touristen besucht wird,
verständlich aber auch, dass man die letzte Ruhestätte des Kaisers
durch Gitter vor allzu großer Zuwendung und vor Vandalismus schützen
musste.
Für die Madeirenser
hat die Kirche aber weniger mit den Habsburgern als mit allerlei Wunderheilungen
zu tun, die durch Fürbitten an die heilige Jungfrau Maria, die Schutzpatronin
Madeiras, bewirkt wurden.
Korbschlittenfahrt: Wenn wir die
Freitreppe der Kirche hinuntergehen, landen wir an der Abfahrtsstation der Korbschlitten
(carros de cesto), wo die in weißer Tracht und Strohhüte gekleidete
Herren auf Passagiere warten.
Blumenstand: In Funchal werden bei
den zahlreichen Blumenständen die diversen exotischen Pflanzen, wie Strelitzien,
Hortensien, Calla und Orchideen, angeboten und bei Bedarf reisefertig in Schachteln
verpackt.
Um 15:30 Uhr werden wir dann wieder vom Hotelbus am Hafen abgeholt.
Das Wetter heute: Bewölkt und kühl bei 15°C.