Samstag, 28.5.2005:

Mit Bus und U-Bahn geht es wieder in die City. Die Internet-Cafes öffnen erst um 11 bzw. 12 Uhr, also gönnen wir uns erst einmal ein feines Frühstück mit ausgezeichneten Kaffee, Apfelkuchen und Croissant in einem Einkaufszentrum beim Bahnhof.
Ein geöffnetes Internet-Cafe finden wir im Hauptbahnhof und informieren uns über das Wetter der kommenden Tage: Samstag und Sonntag Regen, Montag Sonnenschein, dann wieder Regen.

Nach unserer Rückkehr zum Campingplatz fahren wir bei strömendem Regen noch zur Holmenkollen-Skisprungschanze.
Auf der weltberühmten Sprungschanze (371 m ü.d.M.) treffen sich am ersten Sonntag im März die besten Skispringer der Welt zu ihrem Wettkampf, der jährlich über 60.000 Zuschauer anlockt. Schon 1892 fand der erste Sprungwettbewerb hier statt. Damals erreichte der Sieger eine Weite von 21 ½ m, heute sind 125 m möglich.
Während der Sommerwochen finden unterhalb des Schanzentisches Konzerte der Osloer Philharmoniker vor bis zu 30.000 Zuschauern statt. Ein Lift führt auf die 56 m hohe Sprungschanze, so dass man sich von der Aussichtsplattform in die Situation der Springer hineinversetzen kann, die hier oben stehen und sich auf ihren Sprung konzentrieren.

Von Oslo über die Hardangervidda nach Bergen:
Die Strecke Oslo - Hønefoss - Hallingdal - Geilo - Hardangervidda - Hardangerfjord - Bergen ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Ostnorwegen und der Fjordregion. Über eine Entfernung von ca. 480 km führt die Route durch das fruchtbare Hallingdal, über die Hardangervidda, Europas größte Hochebene, durch das wilde Måbødas mit imposanten Wasserfällen bis an den Hardangerfjord und weiter nach Bergen. Zwischen Brimnes und Bruravik muss man für die Überquerung des Eidfjords die Autofähre benutzen (Fahrzeit 10 Minuten).
Über Umwege finden wir endlich aus Oslo hinaus (die Straßenschilder sind leider nicht sehr hilfreich dabei) und fahren westwärts auf der E18 und der E16 über Skaret am Tyrifjord nach Hønefoss und auf der 7 durch das Hallingdal bis Gol zum Fossheim Campingplatz . Der Platz liegt 5 km westlich von Gol idyllisch am Fluss Hallingdalselva und ist noch dazu preisgünstig. Bei unserer Ankunft hat es 8 Grad.

Das Wetter heute: Starker Regen, in Oslo auch Gewitter.
KM-Stand: 20.238
Tagesstrecke: 251 km

Sonntag, 29.5.2005:

Vom Handels- und Ferienort Gol (Wintersport) geht es nun auf der Nr. 7 weiter bis Hol. Hier teilt sich die Straße. Wir bleiben auf der Panoramastraße Nr. 7. Auf dieser Straße kommen wir auch durch einige Skigebiete.


Geilo (2.500 Einwohner) ist mit Lillehammer Norwegens bekanntester Wintersportort mit entsprechender Infrastruktur. Ab Geilo fahren wir über die Hardangervidda-Hochebene. Es liegt zu unserer Überraschung noch sehr viel Schnee in den Bergen und die Seen sind noch großteils mit Eis bedeckt.

Mittagessen bei den Vøringfoss Wasserfällen: Spiralen Bolognese, anschließend Kaffee mit Keksen und Schaumwaffeln.

In Brimnes befinden wir uns wieder auf Meeresniveau und fahren mit der kleinen Fähre über den Eidfjord.
Nach wenigen Metern geht es in den 7,5 km langen Tunnel, der zur E16 und Bundesstraße 7 führt.

Beide Straßen gehen Richtung Bergen, aber wir wählen wieder die Panoramastraße 7. Sie führt die meiste Zeit an Fjorden entlang und mündet kurz vor Bergen in die E16, dann geht es wieder durch einige Tunnel und schließlich links weg auf die 580 nach Haukeland zum "Lone Campingplatz".

Das Wetter heute: Die ganze Strecke starker Regen mit kurzen Unterbrechungen. Auf der Hochebene windig bei 0 Grad, hier in Bergen um 7 Grad, starker Wind.
Km-Stand: 20.526
Tagesstrecke: 288 km

Montag, 30.5.2005:

Mit dem Bus Nr. 100 fahren wir vom Lone-Campingplatz in die City (Fahrzeit ca. 30 Minuten).

Bergen: Rund 600 Jahre ist es her, dass Bergen bedeutender als Kopenhagen oder Stockholm war und als prächtige "Hauptstadt des Nordens" galt. Noch immer sehen viele Bergenser ihre Hauptstadt des Fjordlandes als "heimliche Hauptstadt Norwegens", auch wenn die Stadt mit etwa mehr als 200.000 Einwohnern deutlich hinter Oslo an zweiter Stelle rangiert.
Die bereits in der Winkingerzeit an einer langgezogenen Bucht bestehende Siedlung, die im 11. Jahrhundert von Olav Kyrre als mittelalterliche Stadtanlage gegründet wurde, profitierte von ihrem Naturhafen, schützenden Inseln und der Nähe zum Meer, so dass Bergen bald Bedeutung als Markt- und Umschlagplatz gewann. Die verkehrsgünstige Lage führte schon im 12. Jahrhundert deutsche Kaufleute hierher, die Stock- und Klippfisch als Fastenspeise des christlichen Europa einkauften.
Heute ist Bergen nicht nur Handels- und Hafenstadt, sondern bedeutende Universitätsstadt mit zahlreichen Hochschulen und Forschungsinstituten, Stammsitz bedeutender Banken und Zeitungsverlagen sowie Standort zukunftsorientierter Industrien. Inzwischen profitiert die Stadt auch ein wenig von den Ölaktivitäten vor der Küste. 1988 wurde ein hochmoderner Flughafen eröffnet. Ferner ist die Stadt das zweitwichtigste Kulturzentrum des Landes mit zahlreichen Museen, den Festspielen und einem international angesehenen Symphonieorchester.
Von der Hauptstadt des Fjordlandes führt eine große Zahl an Fähren und Expressbooten zur Südküste und ins Fjordland, die Schiffe der Hurtigrute haben hier ihren Ausgangspunkt nach Norden, und in den Sommerwochen drängeln sich die Kreuzfahrtschiffe in den Hafenbecken.

Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich im Zentrum der Stadt.

Unsere Route beginnt am Marktplatz Der von Bronzelöwen bewachte Marktplatz ist vor allem wegen des Fischmarkts ein besonderer Anziehungspunkt. Hier kann man ausgezeichneten, fangfrischen Fisch, gerade angelandete Garnelen, Walfleisch und weitere Köstlichkeiten kaufen. Billig ist dieses Vergnügen nicht, denn der schönste Fischmarkt des Königreichs ist gleichzeitig (wegen der Touristen) auch dessen teuerster. Daneben gibt es aber auch Fleisch, Blumen, Obst, Gemüse und Kunstgewerbe.

Wir schlendern durch die engen Gassen von Bergen zur Marienkirche Sie ist das bedeutendste sakrale Gebäude der Stadt, weil sie schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut worden ist und eine der beeindruckendsten romanischen Kirchen Norwegens darstellt. 1408 ging sie bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in den Besitz der deutschen Kaufleute in Bergen über, die sie im Laufe der Zeit prächtig ausschmückten.
Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit zwei Türmen. Obwohl nur eine einfache Gemeindekirche, deuten die Doppelturmfassade und die der Kathedralarchitektur entstammenden, dreiteiligen Mittelschiffmauern den besonderen Stellenwert des Gotteshauses an.

Bryggen: Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten der malerischen Stadt gehören die Anlagen von Bryggen, früher auch Tyske Bryggen (=Deutsche Brücke) genannt, in denen die deutschen Kaufleute in Bergen wohnten. An der Nordseite des Hafenbeckens Vågen liegen Kaufmannshäuser, die nach dem Brand von 1702 wieder errichtet wurden. Die dreigeschossigen, spitzgiebliegen Holzhäuser unmittelbar am Hafen mit kurzem Weg zu den Schiffen waren die begehrtesten Gebäude.
Bryggen gilt als ein Beispiel norwegischer Architektur des Mittelalters, auch wenn nur noch zehn Giebel nach dem Großbrand des Jahres 1702 erhalten werden konnten und ein Brand noch im Jahre 1955 großen Schaden anrichtete. Das Viertel mit den Kaufmannshäusern der Hanse steht auf der UNESCO-Liste der weltweit unter Denkmalschutz stehenden Kulturgüter.

Festung Bergenhus: Der hinter Mauern an der Einfahrt zum Hafenbecken Vågen gelegene Komplex ist genau genommen Bergens königliches und kirchliches Zentrum des Mittelalters, das erst in späterer Zeit zu Schloss und Festung unter der Bezeichnung Bergenhus ausgebaut wurde. Auf dem historischen Grund sind es zwei Gebäude, die dem Besucher der Stadt auffallen, nämlich die Håkonshalle als königlicher Krönungssaal und der nach dem dänischen Reichsrat benannte Rosenkrantz-Turm.
Schon früh zeigte das norwegische Königshaus seine Vorliebe für den aufstrebenden Handelsort, und bereits Olav Kyrre, der als Gründer der Stadt gilt, wollte Bergen zur Bischofsstadt machen. Als Bergen unter Håkon Håkonsson im 13. Jahrhundert zur Reichshauptstadt wurde, musste ein repräsentativer Königssitz errichtet werden. Zur Hochzeit und Krönung seines Sohnes Magnus 1261 war die gotische Steinhalle im englischen Stil fertiggestellt, die im Mittelalter lange Zeit als Repräsentationsraum genutzt wurde. Das Gebäude bestand ursprünglich aus zwei parallelen Hallen, von denen die zur Hafenseite gelegene nur noch anhand der Grundmauern erkennbar ist. Mit der Dänenherrschaft verkam die Håkonshalle zum Lagerschuppen, blieb aber immerhin erhalten, bis sie in nationalromantischer Zeit wieder entdeckt und restauriert wurde. Die Explosion eines Munitionsschiffes im Hafen zerstörte 1944 die Steinhalle und ließ nur die Grundmauern stehen.
Am 700. Jahrestag nach der Krönung von König Magnus wurde die Håkonshalle 1961 wieder der Öffentlichkeit zugänglich, die nach der letzten Restaurierung deutlich ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt hat.
Der Rosenkrantz-Turm wurde ebenfalls in der Zeit König Håkons errichtet, diente der Verteidigung des Königshofes und fungierte als Wohnturm. Diese ältere Anlage wurde zusammen mit einem Vorwerk aus den Jahren um 1520 im 16. Jahrhundert von Erik Rosenkrantz, dem damaligen Schlosshauptmann, in einen größeren Wohnturm im Stil der Renaissance integriert.

Am Fischmarkt kaufen wir uns bei einem der vielen Stände 2 Lachsbrötchen um je NOK 25,- (ca. € 3,-).
In einer kleinen Geschäftsstrasse, in der Nähe des Hafens trinken wir dann noch einen Kaffee und genießen je ein Croissant, spazieren wieder zum Hafen zurück und finden ein Internet-Cafe. Unser erster Link ist das Wetter in Norwegen. Zu unserem Entsetzen müssen wir feststellen, dass es in Wien 33°C warm ist und hier in Bergen nur 10°C und Regen.

Ein Ausflug mit der Fløyenbahn zahlt sich heute nicht aus, da die Wolken bis ins Tal herab hängen. Morgen sollte die Sicht besser sein.

Wir spazieren noch eine Weile durch die Straßen von Bergen, sind dann vom Regen ziemlich nass und fahren um 17:00 Uhr wieder mit dem Bus 100 nach Lone zum Campingplatz und schreiben dort noch einige Ansichtskarten.

Das Wetter heute: Regen, kalt.

« zurück      weiter »