Samstag,
15.7.2006: Durch die unruhiger werdende Fahrt unseres Schiffes werde
ich um 6 Uhr wach und merke, dass Wind und Wellen wieder zugelegt haben. Die
Bordkamera zeigt uns bereits den Hafen von Gdynia voraus. Um 7:35 Uhr legt unser
Schiff in Polen an. Bereits erwartet und begrüßt werden wir von einer
Blasmusikkapelle mit Cheerleader-Aufputz.
Das Wetter ist leicht bewölkt bei 20°C und starkem Wind. Die Cheerleaders
haben es nicht leicht, ihre fliegenden Röckchen in Zaum zu halten!
Danzig: Erstmalige Erwähnung findet der Ort im Jahre 997 als slawische Fischersiedlung. Dank ihrer Lage an der so genannten Bernsteinstraße entwickelte sie sich schnell zu einem Handelszentrum. Eine Siedlung deutscher Kaufleute, die Handelsverbindungen in ganz Europa unterhielten, bekam 1260 das Stadtrecht verliehen. Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert bestimmte der Deutsche Ritterorden die Geschicke der Stadt. Um sich diesen Einfluss zu entziehen, unterstellte sich die blühende Hansestadt 1454 dem polnischen König. Eine wahre Hochzeit erlebte die Stadt vom 16. bis 18. Jahrhundert. Sie war Mitglied der Hanse und verfügte über eine eigene Kriegs- und Handelsflotte. Der Wohlstand zog auch viele Künstler und Kunsthandwerker an. 1793 ging die Stadt an Preußen. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt Danzig durch den Versailler Vertrag den Status einer Freien Stadt. Die Ausgliederung Danzigs aus dem Deutschen Reich war ein Alibi für den deutschen Angriff auf die Stadt am 1.9.1939. Die nach dem Ende des 2. Weltkrieges fast vollständig zerstörte Stadt wurde in nur zwei Jahrzehnten in beeindruckendem Umfang wieder aufgebaut.
Um 9 Uhr besteigen wir den Bus und
fahren mit dem sehr gut deutsch sprechenden Reiseleiter zuerst durch die Stadt
Gdynia, die nach seinen Angaben noch nicht sehr alt ist. 1920
lebten hier gerade mal 1.200 Menschen, und diese vom Fischfang. Nach langer
Zeit der Unterdrückung wurde dem wieder entstehenden Polen im Vertag von
Versailles ein so genannter "Korridor zur Ostsee" zugesprochen. Also
baute man einen größeren Hafen und trug damit zum Wachstum der Stadt
bei. In Gdynia selbst gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Dort liegt die
Fregatte "Dar Pomorze" vertäut. Das Segelschiff kann auch besichtigt
werden.
Viel interessanter ist Danzig. Die Stadt liegt nicht weit von Gdynia entfernt.
In Danzig angekommen beginnen wir mit der Besichtigung beim Goldenen
Tor, das an die Triumphbögen der Antike erinnert. Hinter ihm öffnet
sich die Langgasse, die Straße der wohlhabenden Bürger.
Backsteinrot thront über den
Häusern das Rechtsstädtische Rathaus.
Etwas weiter winkt schon Neptun mit seinem Dreizack. Hinter dem Neptunbrunnen
öffnet sich der Lange Markt. Nicht weit vom Brunnen springen die Fassaden
des Artushofes und des Goldenen Hauses ins Auge.
Die kleine Gasse am Rathaus führt zur Marienkirche, der größten
Backsteinkirche der Welt. Sehenswert ist der große Hochaltar (1510 - 1517)
sowie die astronomische Uhr, die Hans Düringer zwischen 1464 und 1470 schuf.
Der Turm der Marienkirche ist 77 m hoch und kann auch bestiegen werden.