Samstag, 15.7.2006: Durch die unruhiger werdende Fahrt unseres Schiffes werde ich um 6 Uhr wach und merke, dass Wind und Wellen wieder zugelegt haben. Die Bordkamera zeigt uns bereits den Hafen von Gdynia voraus. Um 7:35 Uhr legt unser Schiff in Polen an. Bereits erwartet und begrüßt werden wir von einer Blasmusikkapelle mit Cheerleader-Aufputz.
Das Wetter ist leicht bewölkt bei 20°C und starkem Wind. Die Cheerleaders haben es nicht leicht, ihre fliegenden Röckchen in Zaum zu halten!

Danzig / Polen: Das 312.685 km² große Polen, in dem 40 Mill. Menschen leben, grenzt im Norden an die Ostsee mit Gdynia als wichtigstem Hafen. Im Nordosten und Osten grenzt Polen an Litauen und die GUS-Staaten Belarus (Weißrussland), Russische Föderation und Ukraine, im Süden an die Tschechische und Slowakische Republik und im Westen an Deutschland.
Polen ist seit 1918 Republik. Die neue Verfassung wurde 1997 in Kraft gesetzt. Polens Wirtschaft hat seit Beginn der Transformation 1990 eine eindrucksvolle Entwicklung durchlaufen und konnte in den 90er Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnen. Landwirtschaft und Industrie sind die wichtigsten Arbeitgeber. Der Handel mit den EU-Staaten nimmt stetig zu, Haupthandelspartner ist Deutschland. Im Mai 2004 trat Polen der EU bei.
Die Amtssprache ist Polnisch. Es wird auch Deutsch, Ukrainisch oder Belorussisch gesprochen. Die Hauptstadt ist Warschau mit über 1,6 Mill. Einwohnern.

Danzig: Erstmalige Erwähnung findet der Ort im Jahre 997 als slawische Fischersiedlung. Dank ihrer Lage an der so genannten Bernsteinstraße entwickelte sie sich schnell zu einem Handelszentrum. Eine Siedlung deutscher Kaufleute, die Handelsverbindungen in ganz Europa unterhielten, bekam 1260 das Stadtrecht verliehen. Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert bestimmte der Deutsche Ritterorden die Geschicke der Stadt. Um sich diesen Einfluss zu entziehen, unterstellte sich die blühende Hansestadt 1454 dem polnischen König. Eine wahre Hochzeit erlebte die Stadt vom 16. bis 18. Jahrhundert. Sie war Mitglied der Hanse und verfügte über eine eigene Kriegs- und Handelsflotte. Der Wohlstand zog auch viele Künstler und Kunsthandwerker an. 1793 ging die Stadt an Preußen. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt Danzig durch den Versailler Vertrag den Status einer Freien Stadt. Die Ausgliederung Danzigs aus dem Deutschen Reich war ein Alibi für den deutschen Angriff auf die Stadt am 1.9.1939. Die nach dem Ende des 2. Weltkrieges fast vollständig zerstörte Stadt wurde in nur zwei Jahrzehnten in beeindruckendem Umfang wieder aufgebaut.

Um 9 Uhr besteigen wir den Bus und fahren mit dem sehr gut deutsch sprechenden Reiseleiter zuerst durch die Stadt Gdynia, die nach seinen Angaben noch nicht sehr alt ist. 1920 lebten hier gerade mal 1.200 Menschen, und diese vom Fischfang. Nach langer Zeit der Unterdrückung wurde dem wieder entstehenden Polen im Vertag von Versailles ein so genannter "Korridor zur Ostsee" zugesprochen. Also baute man einen größeren Hafen und trug damit zum Wachstum der Stadt bei. In Gdynia selbst gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Dort liegt die Fregatte "Dar Pomorze" vertäut. Das Segelschiff kann auch besichtigt werden.
Viel interessanter ist Danzig. Die Stadt liegt nicht weit von Gdynia entfernt.

In Danzig angekommen beginnen wir mit der Besichtigung beim Goldenen Tor, das an die Triumphbögen der Antike erinnert. Hinter ihm öffnet sich die Langgasse, die Straße der wohlhabenden Bürger.

Backsteinrot thront über den Häusern das Rechtsstädtische Rathaus.
Etwas weiter winkt schon Neptun mit seinem Dreizack. Hinter dem Neptunbrunnen öffnet sich der Lange Markt. Nicht weit vom Brunnen springen die Fassaden des Artushofes und des Goldenen Hauses ins Auge.
Die kleine Gasse am Rathaus führt zur Marienkirche, der größten Backsteinkirche der Welt. Sehenswert ist der große Hochaltar (1510 - 1517) sowie die astronomische Uhr, die Hans Düringer zwischen 1464 und 1470 schuf. Der Turm der Marienkirche ist 77 m hoch und kann auch bestiegen werden.

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