Donnerstag, 9.9.2010: Da der Wassertank leer, der Abwassertank wie auch unsere Toilette voll sind, wird unser Womo heute früh auf Vordermann gebracht. Bei unserer Abreise ist die Rezeption besetzt, und wir melden den Aufenthalt einer Nacht, die wir jedoch nicht zu bezahlen brauchen, da wir ja die Einrichtungen des Platzes nicht nutzen konnten. Das ist wirklich anständig und fair!

Auf der A4 weiter nach Norrköping. Norrköping,eine eher unauffällige, moderne, mit rund 120.000 Einwohnern für schwedische Verhältnisse große Stadt. Sie gehört zu den traditionsreichsten Industriestädten des Landes, in der schon früh Metall verarbeitet und Textilien produziert wurden.

Wir würden gerne das Zarah Leander Museum in Häradshammar besuchen, es ist aber lt. Internetseite nur jeden Samstag von 11 - 14 Uhr geöffnet. Manfred versucht per Telefon, ob das Museum heute zufällig geöffnet ist, und wir haben tatsächlich Glück, eine Autobusgruppe hat sich für 15 Uhr zur Besichtigung angemeldet und wir können uns anschließen.

Wir machen uns daher sofort auf den Weg: Von Norrköping die 209 bis Östra-Husby, weiter bis Häradshammar, von dieser Kreuzung ca. 1,5 km weiter, dann links abbiegen nach Reseberga zum Museum ("Bygdegard", beschildert).

Zarah Leander * 15. März 1907 in Karlstad, Schweden; † 23. Juni 1981 in Stockholm; bürgerlicher Name Sara Stina Hedberg, sie war eine schwedische Schauspielerin und Sängerin.
Durch Max Hansen kam Leander nach Wien. Ihren Durchbruch hatte sie dort am 1. September 1936 anlässlich der Uraufführung der Operette "Axel an der Himmelstür" im Theater an der Wien. Leander spielte und sang darin die weibliche Hauptrolle, Gloria Mills, die eine Persiflage auf Greta Garbo war. Leander erntete hymnische Kritiken, ihr wurde von Franz Lehár gratuliert, 62 mal wurde sie vor den Vorhang gerufen. Als Partner Leanders und Hansens in dieser Inszenierung waren Paul Morgan, Otto Wallburg und Heidemarie Hatheyer zu sehen. Für Leander war dies das vorerst letzte Bühnenengagement, erst 1958 war sie - erneut in Wien - wieder am Theater zu erleben.
Parallel zu ihrem Theaterengagement drehte sie ihren ersten österreichischen und zugleich ersten deutschsprachigen Film. Unter der Regie von Géza von Bolváry spielte sie in "Premiere", einem im Revuemilieu spielenden Krimimelodram, eine Hauptrolle. Leanders Partner waren dabei unter anderen Karl Martell, Theo Lingen, Attila Hörbiger, Carl Günther, Maria Bard und Walter Steinbeck.
Wegen ihrer "männlichen" Stimme gilt Zarah Leander bis heute als "Schwulen-Ikone". Ihre langjährige deutsche Haushälterin und Sekretärin Brigitte Pettersson (geb. Anhöck) aus Duisburg unterhielt mit ihrem Mann (ehemals Gärtner bei Leander und bereits verstorben) ein privates Zarah-Leander-Museum hier in Häradshammar bei Norrköping.

Begrüßt werden wir von einer netten Angestellten, die uns sofort ins Innere des Museums führt. Nach einiger Zeit kommen die Busgäste.
Einen ca. 20-minütigen Vortrag über ihre Zeit mit Zarah Leander hält die oben erwähnte Sekretärin Brigitte Pettersson (auf Schwedisch). Nach diesem Vortrag, als die Busgäste wieder verschwunden sind, kommt sie zu uns und erzählt uns Geschichten, als sie mit der Künstlerin in der Wohnung des Curd Jürgens in Wien gelebt hat.

Manfred kauft noch eine CD und möchte den Eintritt von SEK 40,- p. P. bezahlen. Brigitte wehrt jedoch ab, und so war der Eintritt für uns gratis.

Wir erzählen Brigitte Pettersson von unserer Wohnmobiltour und sie ist sofort begeistert und empfiehlt uns für heute Nacht den an der N209 liegenden Arkösund Campingplatz.

Vorher besuchen wir aber noch auf dem Friedhof in Häradshammar die Grabstätte von Zarah Leander.

Wir beherzigen den Ratschlag mit dem Campingplatz und werden nicht enttäuscht: Für den Standplatz, direkt am Göta Kanal, mit Stromanschluss bezahlen wir SEK 240,- (€ 24,-).

Der Göta Kanal hat eine Länge von 190,5 km, wovon die 87,3 km lange tatsächliche Kanalstrecke zwischen den 5 verbundenen Seen von 58.000 schwedischen Soldaten von Hand gegraben wurde. Zusammen mit dem Trollhätte-Kanal und dem Göta älv bildet der Göta-Kanal eine 390 km lange Wasserstraße quer durch Schweden, die einen Höhenunterschied von 91,5 m überwindet.
Der Kanal passiert 58 Schleusen, 50 Brücken, zwei Trogbrücken und fünf Seen und darf von Schiffen mit bis zu 30 m Länge, 7 m Breite, 22 m Höhe über dem Wasser und 2,82 m Tiefgang befahren werden.
Die Erlaubnis zum Bau des Kanals erhielt die Göta-Kanalgesellschaft unter Leitung von Baltzar von Platen am 11. April 1810, woraufhin am 24. Mai mit dem Bau begonnen wurde, der bis 1832 dauerte. Es war gedacht, dass Schiffe auf dem Weg vom Kattegat zur Ostsee durch Schweden fahren konnten, anstelle durch den Öresund. So sparten die Schiffe den Sundzoll an Dänemark. Der Kanal wurde am 26. September 1832 eröffnet, nur wenige Jahrzehnte vor Einführung der Eisenbahn. Dadurch errang er keine entscheidende ökonomische Bedeutung. Heute ist er eine Touristenattraktion. Er ist vom 1. Mai bis zum 27. September geöffnet.

Abendessen:Frisches Nussbrot mit Käse und Pastete, dazu ein "rescher" Rotwein aus der 3 l Box.

Das Wetter heute: Sonnig und trocken bei 18°C, kühler Wind.
Tagesstrecke: 99 km

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