26.Tag: Um 5 Uhr hat es noch geregnet. Wir sind ca. 130 km
von Auckland entfernt und genießen bei geöffneten Hecktüren ein opulentes
Frühstück, die Sonne und das Meer. Um uns herum stehen schon verlassene
Wohnwagen (wegen Saisonende) und wir sind wahrscheinlich die einzigen
Touristen hier.
Jetzt geht es ab nach Auckland. Es ist kein Wunder, dass das Gebiet schon von den
Polynesiern besiedelt wurde, denn:
- Die Landenge zwischen dem Pazifik und der Tasman See ist hier so
schmal wie nirgends sonst und ermöglicht eine leichte Passage zwischen
den Meeren.
- Sie trennt zwei große geschützte Natur-Häfen voneinander, die für
den Handel von ausschlaggebender Bedeutung sind.
- Schließlich ist die Gegend klimatisch bevorzugt: Warmer Sommer mit
durchschnittlich 23°C, milde Winter mit durchschnittlich 15°C, 2.100
Sonnenscheinstunden jährlich und relativ wenig Niederschläge garantieren
immer schon ein angenehmes Auskommen und eine fruchtbare Vegetation.
Da, wo sich heute die größte Stadt des Landes erstreckt, lebten zur
Zeit der Ankunft der Pakeha (= Nicht-Maoris, also die Weißen) immerhin
20.000 Ureinwohner. Um die Jahrhundertwende war die Bevölkerung auf
100.000 angestiegen, und die, meist aus Kauri-Holz gebauten Holzhäuschen
mit umgebenden Gärten, bedeckten eine ständig größer werdende Fläche. Der
ungebremste Zuzug von Immigranten erreichte das Land erst in der
Hafenstadt Auckland, nicht wenige von ihnen blieben hier und trugen zum
Anwachsen der Population bei. Seit 1959 verbindet die große Harbour Bridge
die nördlichen Vororte besser mit dem Zentrum, was natürlich nicht gerade
zu einem Eindämmen der städtischen Expansion bzw. einer Konzentration des
Stadtbildes führt. Tatsächlich besteht heute  Auckland aus
unzähligen Vororten, von denen sich einige zu lokalen Zentren entwickelt
haben, und besondert die Wellingtonians sprechen abfällig von ihrer
Konkurrentin als einer "Ansammlung von Dörfern". Was sich auf über 1.000
km² zwischen Pazifik und Tasman See und zwischen dem nördlichen
Whangaparaoa und dem südlichen Papkura erstreckt, ist nichts anderes als
ein Meer von Einfamilienhäusern in einer ungeplanten, zersiedelten
Stadtlandschaft, in der eine Orientierung schwer werden kann. Und nichts
war passender, als ausgerechnet das kalifornische Los Angeles zur
Partnerstadt Aucklands zu machen. Durch die Größe der Stadt befindet sich
hier auch der größte Flughafen des Landes.
- Die HARBOUR BRIDGE: Seit dem Mai 1959 verbindet sie das Zentrum mit
den nördlichen Vororten und erspart damit die Fähre bzw. einen Umweg von
vielen Kilometern um die Waitemata-Hafenbucht. Damit wurden Pläne in die
Tat umgesetzt, die schon exakt 100 Jahre vorher geschmiedet worden
waren. Als die Brücke kurz nach Fertigstellung bereits dem
Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war, verbreitete man sie 1969
kurzerhand von 4 auf 8 Fahrspuren, die heute täglich bis zu 150.000
Fahrzeuge tragen. Die 4 "angehängten" Bahnen werden nach der japanischen
Baufirma "Nippon Clippons" genannt. Die Maße der Stahlkonstruktion
betragen 1.020 m Länge, 244 m Spannweite des Bogens und 43 m
Fahrbahnhöhe über dem Wasserspiegel.

- PONSONBY liegt westlich des Victoria Park Market und ist ein
ungemein attraktiver Stadtteil, wenn er auch keine Sehenswürdigkeiten im
eigentlichen Sinn aufweist. Mit seinen unzähligen Holzhäusern im
viktorianischen oder edwardianischen Stil, stellt er jedoch das beste
Beispiel einer gepflegten, zentrumsnahen Gemeinde mit komplett
erhaltener Bausubstanz dar.
- Die QUEEN STREET ist immer noch die Prachtstraße des Landes, wenn
auch die Faszination vergangener Jahre langsam abblättert. Neben
Restaurants,
 Bürohochhäusern, öffentlichen Gebäuden,
Einkaufspassagen und Banken sind noch einzelne Baudenkmäler zu sehen,
die die Bauwut der letzten Jahre verschont hat. Dadurch entsteht immer
wieder jener reizvolle Kontrast von alt und neu, der für alle Großstädte
des Landes charakteristisch, auf der Queen Street aber wohl am
eindruckvollsten ist. Das alles wird überragt vom 328m hohen Sky-Tower,
dem höchsten Gebäude der südlichen Hemisphäre. Er beherbergt 4
Aussichtsplattformen, ein Casino, ein Hotel und ein sich drehendes
Restaurant.
- Die Parkuhr ist wieder einmal abgelaufen und wir fahren zum Abschluß
in einen weiteren Stadtteil, nach PARNELL VILLAGE: Entlang der
Hauptstraße Parnell Road, die sich als Längsachse durch den gesamten
Stadtteil zieht, sieht man sorgfältig restaurierte Holzhäuser wieder im
viktorianischen Stil, Boutiquen, Restaurants und Kaffeehäuser,
verwinkelte Passagen mit Kopfsteinpflaster und Gaslaternen, Hinterhöfe,
Holzbrücken, die Farbenpracht der vielen Rosengärten - das alles hat
Parnell zum Lieblingskind der Reichen und der Schickeria gemacht (und
natürlich auch der Touristen). Dementsprechend ist Parnell eine der
teuersten Adressen in der Stadt, was uns aber vom Besuch nicht
abgehalten hat. Hier bekommt man in den Cafeterias einen wirklich guten
Cappucino und man kann in den zahllosen Restaurants Köstlichkeiten
mindestens 50 verschiedener Nationen probieren.
- 1973 war die erste Hälfte der HOLY TRINITY CATHEDRAL vollendet
worden, die von Anfang an als Auckland-Kathedrale geplant war und nach
endgültiger
 Fertigstellung wurde die Kathedrale 1995 offiziell
eingeweiht. Dahinter befindet sich die Cathedral Church of St. Mary und
ist eine der größten Holzkirchen der Welt. Sie wurde 1886 als
Gemeindekirche und Pro-Kathedrale der Diözese Auckland nach Plänen von
B.W. Mountford gebaut. Als neugotische Domkirche, die mehr als 1.000
Menschen Platz bietet, wurde St. Mary 1982 als Gesamtgebäude über die
Straße zu ihrem neuen Standort transportiert - eine großartige
Ingenieurleistung! Interessant an der Doppelkirche ist, wie versucht
wurde, aus dem alten Holz- und dem neuen Ziegelsteingebäude einen
einheitlichen Komplex zu bilden.
- Gegenüber liegt ebenfalls ein Baudenkmal: das NELIGAN HOUSE (oder
Bishopcourt) wurde 1902 - 1910 für den anglikanischen Bischof von
Auckland errichtet.
Hier gibt es eine Menge guter Restaurants und nachdem wir die Straße
bereits einmal hinauf und einmal hinunter spazierten, finden wir das
"Iguacu Bar & Grill Restaurant, in der Parnell Road 269. Ein
innovatives Restaurant mit zwei Etagen, hervorragenden Lamm- und
Wildgerichten, lockere Atmosphäre, gemäßigte Preise (so stand es im
Reiseführer!). Wir haben es nicht bereut. Unser Abschluß-Dinner stellt
sich zusammen aus Bier und Vermouth, dann für beide gegrilltes Wild auf
Kartoffeln und Salsa aus Paprika und Mais und getrockneten Süßkartoffeln,
dazu je ein Glas Rotwein.
Dann ist es soweit, wir fahren auf dem Hwy. 1 South durch die ganze
Stadt, denn etwa 30 km südlich von Auckland-City befindet sich Manukau,
die "Heimat" unseres Wohnmobils. In Manukau suchen wir den der
Fa. Britz Campervan nächstgelegenen "Top 10 Campground" auf. Wir bekommen
den letzten Platz, gehen dann duschen und richten schon einen kleinen Teil
unseres Gepäcks für morgen her. |