31. Tag: Wir stehen wie gewöhnlich um 7 Uhr auf. Die Morro Bay ist bedeckt von dichtem Nebel. Nach dem Frühstück bezahlen wir im Office die Campingplatzgebühr für 1 Nacht und fahren weiter auf dem Hwy 1 nach Norden. Nach einigen Meilen erreichen wir bei San Simeon wieder eine Sehenswürdigkeit, die nicht von der Natur bestimmt wird: Das sogenannte "Hearst Castle". Dort oben auf dem Berg (vom Visitor Center mit organisierten Bussen erreichbar - Fahrzeit ca. 10 Minuten) hatte der Industrielle George Hearst eine Ranch aufbauen lassen, die ihre heutige Gestalt aber erst durch den berühmteren Sohn William Randolph Hearst und seine Architektin Julia Morgan erhielt. Der Pressezar ließ sich dazu für Unsummen aus allen möglichen Stilen ein amerikanisches Neuschwanstein komponieren, in dem ein römischer Tempel, ein romanischer Rittersaal, ein gotisches Wohnhaus und eine barocke Kirchenfassade sehr eigenartig zusammengewürfelt wurden. Auch für das Interieur war Hearst nichts zu teuer. Der 1951 verstorbene "WRH" war ein exzentrischer, dabei aber vereinsamter Mann. Seine Geschichte war Vorbild für den berühmten Film "Citizen Kane" von Orson Welles. Was der Multimillionär "La Cuesta Encantada" (= der Zauberberg) nannte und europäische Besucher zwischen ungläubigem Staunen und Entsetzen schwanken läßt, ist für die Amerikaner eine der größten Sehenswürdigkeiten ihres Landes. Dementsprechend stark ist der Andrang und sind die Besichtigungsmöglichkeiten (1 Theaterbesuch, 4 Touren) durchorganisiert. Wir machen die Tour Nr. 1: Diese Besichtigung umfaßt das La Casa Grande (das große Haus) mit 115 Zimmern, verteilt auf 4 Stockwerke, ein geräumiger Speisesaal, 26 Schlafzimmer, 14 Wohnzimmer, 1 Kino, 2 Bibliotheken und die Küche und Speisekammer für die gesamte Anlage.
Das "A"-Haus oder La Casa del Mar (Haus des Meeres) ist das aufwendigste der Gästehäuser. Es ist auch das erste Gebäude, das in San Simeon errichtet wurde. WRH bewohnte dieses Gebäude, bis La Casa Grande beziehbar war.

Das römische Bad wurde vorwiegend am Abend genutzt. Mosaike aus zarten venezianischen Glaskacheln mit Akzenten aus gehämmertem Gold bekleiden die gesamte Innenfläche der Wände, der Decke und des Schwimmbeckens und reflektieren das Licht über und unter dem Wasser.

Ein französischer Kamin mit Kaminsims aus dem 16. Jahrhundert aus Burgund beherrscht den Versammlungsraum, einen der größten in La Casa Grande. Hearsts Gäste trafen sich hier zum Cocktail vor dem Abendessen.

Hearsts Gäste in San Simeon aßen im Speisesaal, der mit seinen ca. 200 m² sehr geräumig ist. Dekoriert ist der Saal mit farbenfrohen Palio Fahnen aus Italien und Silber aus der großen Sammlung Hearsts. Hearst saß an der Tischmitte, ihm gegenüber saß seine Lebensgefährtin. Hearst rief manchmal seine Gäste vom Eingang des La Casa Grande aus mit einer Glocke zum Essen.

Im San Simeon Kino, ausgekleidet mit scharlachrotem Damast und getragen von vergoldeten Stützpfeilerfiguren, zeigte Hearst seinen Gästen die neuesten Hollywoodfilme, oft noch vor ihrer Freigabe für die öffentlichen Kinos. Er benutzte das Kino auch, um sich Probeaufnahmen von Schauspielern anzusehen, die er für Filmrollen seiner Produktionen suchte. Sein Star und seine große Liebe war die Schauspielerin und Lebensgefährtin Marion Davies.
Der Hearst-Besitz liegt majestätisch in den Santa Lucia Bergen. Im Jahre 1919 begannen die Bauarbeiten, die mit viel Energie in den 20er und 30er Jahren fortgesetzt wurden. Wenig wurde nach den 40ern verändert oder erweitert. Als Hearst 1951 im Alter von 88 Jahren starb, gab es noch viele Pläne die unverwirklicht geblieben sind.


Nach vielen Meilen auf dem Hwy 1, auf dem die Fahrt trotzdem niemals langweilig wird und wo um 18.30 Uhr die blutrote Sonne im Meer versinkt, erreichen wir den Campingplatz Big Sur. Es ist 19 Uhr, das Office ist geschlossen und wir beziehen den Platz Nr. 5. Der Stromanschluß ist an einem Baum, für unser Kabel viel zu weit weg, der Wasseranschluß direkt neben dem Auto. Wir benutzen beides nicht. Im WOMO essen wir Kaltes und trinken Tee. Campingplatzgebühr wird morgen früh im Shop bezahlt.

Tagesstrecke: 97 Meilen

 

32. Tag: Office und Shop sind in der Früh noch geschlossen, daher können wir unsere Campingplatzgebühr diesmal leider nicht bezahlen. Es geht weiter auf dem Hwy 1 North nach Monterey.

Monterey besteht nicht nur aus den geschichtlichen Zeugnissen des 18. und 19. Jahrhunderts. Bestes Beispiel dafür ist das turbulente Treiben im Yachthafen, das man von den gepflegten Uferwegen aus beobachten kann. Und natürlich muß auch Fisherman´s Wharf Erwähnung finden, jenes Gegenstück zu San Francisco, auf dem man u.a. unter einem Dutzend an Fischrestaurants auswählen kann. Das laute "Gebrüll" der Seelöwen zieht die Besucher automatisch zu den Plätzen, an denen man die bettelnden Tiere am besten sehen kann. 2 Meilen nördlich des Zentrums befindet sich an der Küste ein weiterer Anziehungspunkt, der von Touristen auch eifrig genutzt wird: Über die Lighthouse Av. gelangt man in ein ehemaliges Industriegelände, das auf den Anfang des 20. Jahrhunderts verweist. Damals war Monterey das Zentrum der Sardinenfischerei, ein Erwerbszweig, der erst durch das Ausbleiben der Sardinenschwärme vernichtet wurde. Und hier entstand auch, an der berüchtigten Cannery Row, die entsprechende Konservenindustrie. Wo sich heute in frisch gestrichenen Holzhäusern Restaurants, Boutiquen und Souvenirshops ausbreiten, lebten damals mittellose Arbeiter unter unsagbaren Bedingungen, denen John Steinbeck in seinem Roman "Cannery Row" (Deutscher Titel: "Die Straße der Ölsardinen") ein literarisches Denkmal gesetzt hat.
Am Ende der Cannery Row liegt am und teilweise im Meer eine der größten Sehenswürdigkeiten der Stadt, das weithin berühmte Monterey Bay Aquarium. Hier kann man durch riesige Glasfenster in die Bassins schauen, die mit dem offenen Ozean verbunden sind. In über 1 Million Liter Wasser sind hier mehr als 6.500 Tiere des nassen Elements untergebracht, darunter auch Haie. Das mehrstöckige, moderne Gebäude ist didaktisch hervorragend aufgemacht und beeindruckt durch Großzügigkeit und eine besondere Atmosphäre. Am Ufer kann man in der Sonne sitzen und den Angestellten beim Füttern der Robben und Seelöwen zusehen. Die Bucht von Monterey ist ein fantastisches Reich voller Geheimnisse im Herzen des größten Meeresschutzgebietes der USA. Neue Attraktion: die "Outer Bay" (Äußere Bucht), ein Becken mit 4 Millionen Liter Wasser und dem größten Fenster der Welt. Eine weitere Sehenswürdigkeit: Der 3 stöckige "Kelp Forest" (Tangwald), der eine Vielzahl von Meereslebewesen beherbergt - von Haien bis zu Sardinen. Die wissenschaftliche Arbeit der Meeresforscher am MBARI (Monterey Bay Aquarium Research Institute) ist weltweit anerkannt und es gibt in einem Saal fast täglich Live-Videobilder vom Meeresgrund aus bis zu 1000m Tiefe, wo ein ferngesteuerter 2000 kg schwerer Roboter mit 2 Kameras im Einsatz ist. Die Wissenschafter beantworten dabei auch gerne Publikumsfragen und ab 6 Teilnehmern können geführte Tauchausflüge in der Bay organisiert werden. Am Nachmittag verlassen wir dann das Aquarium, gehen in der Cannery Row spazieren und fahren auf dem Hwy 1 South nach Carmel bis zur Carmel Valley Rd., 4,5 Meilen East auf die Schulte Rd. zum Campingplatz Carmel by the River RV-Park. Wir bezahlen hier für Full Hookups und 1 Nacht $ 32,--. Abendessen, Duschen. Das Wetter heute: Bis ca. 15 Uhr kühl und bewölkt, dann etwas sonnig und wärmer.

Tagesstrecke: 64 Meilen

 

33. Tag: In der Nacht hat es geregnet. Um 8.30 Uhr ist Abfahrt zum Hwy 1 North, Exit Pebble Beach. Hier kommt man auf den 17-Mile-Drive, eine Privatstraße (Gebühr $ 7,25), die aber äußerst populär ist und sich auf alle Fälle lohnt. Einerseits ist da die dramatische Landschaft mit ihren Klippen und dem heranstürmenden Ozean, andererseits die weiten Golfplätze von Pebble Beach, die zu den berühmtesten der Vereinigten Staaten gehören. Nicht selten gaben sich hier außer den sportlichen Stars des weißen Sports auch Berühmtheiten wie Clint Eastwood oder Jack Lemmon ein Stelldichein. An mehreren Vista Points steigt man aus und läßt sich von den Erdhörnchen anbetteln. Vom Eingang des Parks fahren wir nördlich zur Spanish Bay (Picknick Area) zum Frühstücken. Von hier südlich zum Bird- & Seal Rock, wo wir die Robben und Vögel, die sich auf dem Felsen tummeln, beobachten können. Eine weitere Attraktion ist der "Lone Cypress Tree", eine Zypresse, die verloren auf einer steilen Klippe balanciert und Vorbild für unzählige Gemälde und noch viel mehr Fotos gewesen ist.


Dies war wieder eine sehr schöne, leider aber unsere letzte Besichtigung auf dieser Reise.


Von hier geht es nun am Hwy 1 North über Marina auf den Hwy 156 zum Hwy 101 bis San Jose, dann auf den Hwy 680 über Fermont zur Jct. 84 nach Livermore. Auf dem Weg zum Campingplatz bietet sich das Weingut Wente mit dem angeschlossenen Restaurant förmlich für ein Abschlußdinner an!
Die Küche wird soeben geschlossen (15 Uhr), aber die Empfangsdame spricht noch mit dem Büro und dem Küchenchef und wir bekommen noch je 1 Lachsfilet auf gedünstetem Blattsalat mit Reis. Dazu 3 Gläser Wente Chardonnay. Als Nachtisch gibt es Schoko-Apfeltorte, Cappuccino und einen Dessertwein.

Nun geht´s auf zum Lake Del Valle Campingplatz ($ 17,-- nur Wasser- und Kanalanschluß), den wir bereits am Anfang unserer Reise aufgesucht haben. Hier sortieren wir unsere Souvenirs und packen einen Teil unserer Sachen ein. Duschen. Abendessen fällt aus, wir sind noch satt vom Mittagessen. Um 22 Uhr heißt es: Licht aus.

Tagesstrecke: 143 Meilen

 

34. Tag: Um 6 Uhr Heizung an, um 6.30 Uhr läutet der Wecker, Frühstück, Abwassertanks entleeren, Frischwasser auffüllen. Abfahrt um 8.15 Uhr nach Dublin zur Vermietstation von El Monte. Wir treffen hier um 9 Uhr mit vollgetanktem WOMO ein (Tagesstrecke 18 Meilen). Nun wird eingepackt und mehrmals umgeschlichtet und schließlich bringen wir unsere Koffer trotzdem nur mit Gewalt zu. Papierkram im Office erledigen, dann Spaziergang zum Supermarkt um ein kleines Mittagessen. Abfahrt zum Flughafen mit dem Shuttlebus um 12 Uhr. Fahrzeit ca. 45 Minuten. Check in wird gleich erledigt, Boarding ist erst um 17.45 Uhr. Jetzt haben wir noch viel Zeit bis zum Einsteigen.
Mit 45 Minuten Verspätung fliegen wir von San Francisco ab. Zur Begrüßung an Bord gibt es wieder Orangensaft. Zum Abendessen hatten wir als Vorspeise Gartensalat; als Hauptspeise Beefsteak in Rotweinsauce mit Senfkartoffeln und Sommergemüse; als Nachtisch Kirsch-Topfentorte, Käse, Kaffee oder Tee und Rotwein.

 

35. Tag: Dann gibt es noch Frühstück. Pünktlich um 12.30 Uhr (Ortszeit) landen wir in London (Terminal 4), werden mit dem Bus zum Terminal 1 gebracht und fliegen um 15 Uhr (Ortszeit) wieder ab. Abendessen: Geräucherter Lachs, Gemüse, Himbeerroulade, Käse. Landung in Wien-Schwechat um 17.56 Uhr.
Die Flugdauer: SF - LHR = 9 Stunden 12 Minuten, LHR - VI = 1 Stunde 47 Minuten
Mit dem Taxi der Fa. C & K werden wir nach Hause gebracht und das große Auspacken beginnt.

In diesen 5 wunderbaren Wochen, die wir (wir geben es ohne Umschweife zu!) gerne noch verlängert hätten, fuhren wir mit dem Wohnmobil insgesamt 4.307 Meilen (= ca. 6.891 km) und die Erlebnisse dieser Reise werden uns, was wir aber erst im Nachhinein feststellen konnten, für viele Jahre eine Quelle der Erholung, Kraft und Freude sein!

 

In diesem Sinne: "Good Bye" bis zur nächsten Reise!

« zurück                     « « Home