5. Tag: Um 7 Uhr werden wir wach, frühstücken und beobachten und füttern die vielen, vielen Hasen die es hier auf dem Campingplatz gibt. Einige stehen sogar auf der ersten Stufe unseres Wohnmobils. Um 9 Uhr müssen wir uns leider von unseren Hasen verabschieden und durchqueren auf dem Hwy. 99 in südlicher Richtung den ganzen Großraum Vancouver, dann geht es auf den Hwy. 17 nach Tsawwassen zum Ferry Terminal, um mit der Fähre nach Vancouver Island zu kommen. Wir treffen hier um 11:30 Uhr ein und schon nach wenigen Minuten ist Einschiffung. Um 12 Uhr legt die "Queen of Vancouver" ab. Um 13.30 Uhr sind wir bereits in Swartz Bay.

Vancouver Island: Mit einer Länge von 450 km und einer Fläche von 32.000 km² ist Vancouver Island die größte Pazifikinsel Nordamerikas. Der Japanstrom vor ihrer Küste sorgt für ein deutlich gemäßigteres Klima, als es in den entsprechenden Breiten auf dem Festland herrscht. Im Winter sinken die Temperaturen nur selten unter den Gefrierpunkt, dafür regnet es praktisch jeden Tag. Im Sommer steigen die Höchsttemperaturen in den meisten Gebieten nur ausnahmsweise wesentlich über 20°C.

Auf dem Weg nach Victoria fahren wir auf dem Hwy. 17 und über die Mc. Kenzie Ave. zum Hwy. 1, dort suchen wir den KOA Campground, können ihn aber nirgends finden. Deshalb nehmen wir den nächstbesten, entleeren den Grauwassertank und brechen auf nach Victoria.

Victoria: 1843 gründete die Hudson Bay Company hier ein Fort. Den Namen erhielt es von der damaligen englischen Königin Victoria.
1858 machten die hoffnungsvollen Goldgräber an dieser Stelle auf dem Weg zum "Cariboo Gold Rush" Zwischenstation.
1878 wurde das erste Rathaus auf dem "Centennial Square" am Rande der heutigen Altstadt gebaut.
1889 tagte im Gebäude des heutigen "Maritime Museum" das erste Provinzialgericht.
Um die Jahrhundertwende war der Marquet Square (Marktplatz) beliebtes Absteigequartier der Klondike-Goldsucher.
Heute fasziniert diese liebenswerte und ehrwürdige Stadt durch ihre hübschen Fassaden, durch die engen, alten Gassen und gepflegten Gärten. Um diese Stadt scheint glücklicherweise der so gepriesene Fortschritt mit seiner Rücksichtslosigkeit bisher einen Bogen geschlagen zu haben. Moderne Wolkenkratzer und der alles erdrückende Großstadtverkehr sind hier noch nicht beherrschend.
Victoria, die attraktive Hauptstadt der Provinz British Columbia, liegt am südlichen Zipfel von Vancouver Island. Ihre britische Tradition hat sich bis in unsere Zeit gerettet. Rein äußerlich ist sie präsent in der Architektur zahlreicher Gebäude und den roten Doppeldeckerbussen, die für Stadtrundfahrten eingesetzt werden. Der "Five O´Clock Tea" wird heute vermutlich nicht einmal mehr in England so pedantisch zelebriert wie in Victoria. Der Großraum Victoria, zu dem die 30 km lange Saanich Peninsula bis hinauf zu den Häfen Swartz Bay und Sidney gehört, zählt heute fast 300.000 Einwohner, im eigentlichen Stadtgebiet leben 72.000 Menschen.
Kein Landstrich in Kanada, so heißt es, wird vom Wetter so verwöhnt wie Victoria. Während es an der Westküste der Insel häufig in Strömen gießt, bleibt die "unter" den Inselgebirgen liegende Stadt von Regenfällen weitgehend verschont. Strenge Winter sind hier völlig unbekannt.

Wir spazieren nun entlang des Hafens zum Parliament Building. Das Parlamentsgebäude an der Südseite des Inner Harbour (innerer Hafen) ist architektonisch und mit seiner vergoldeten George Vancouver Statue auf der Kuppel bereits tagsüber ein Blickfang. Doch erst abends wirkt es richtig glanzvoll, wenn die Umrisse seiner Fassade durch Tausende von Glühbirnen markiert werden.

Hotel Empress: Dem Hafen gegenüber erhebt sich das efeuumrankte Gebäude des 1905 errichteten Nobelhotels "The Empress" (= die Kaiserin). Das stilvolle Interieur muß man gesehen haben. Darin geht es noch very british zu - vor allem beim Afternoon Tea um 16 Uhr.

Nach der Besichtigung des Nobelhotels kehren wir in die Straßen der City zurück, finden ein Pub, wo Manfred, Angela und ich Perogies, da sind gefüllte Teigtaschen mit Zwiebeln und Speck und Knoblauchbrot essen. Hannes bekommt wie so oft: Fish & Chips.

Da unsere Parkuhr um 20.30 Uhr abläuft, verlassen wir das Pub, kaufen noch Rotwein ein und fahren auf dem Hwy. 1 North zum "Goldstream Provincial Park Campground". Wir beziehen den Platz Nr. 94 (ohne Anschlüsse) mitten im Wald. Die Bezeichnung verdankt der Park goldblinkenden Lachsen.

Das Wetter heute: Vormittag wolkenlos, kühl; Nachmittag sonnig, wärmer, um 20°C.

Tagesstrecke: 225 km

 

6. Tag: Nach dem Frühstück Routenbesprechung und Abfahrt nach Victoria zum Hafen, dann nach Chinatown. Victorias Chinesenviertel besaß einst an die 10.000 Einwohner, die zum Eisenbahnbau und für die Arbeit in Kohlenminen und Goldbergwerken nach Kanada emigriert waren. Hinter dem bombastischen, anläßlich der Altstadtsanierung 1981 errichteten "Gate of Harmonious Interest" erinnert nicht mehr viel an eine "echte" Chinatown, wie sie etwa in Vancouver existiert.

Weiters besuchen wir den Pacific Undersea Garden.Hier tut sich die Wunderwelt des Pazifik auf. Seeanemonen, Seesterne, ein riesiger Oktopus, Muscheln, Kraken und diverse Fische werden gezeigt.

Vis á vis vom Pacific Undersea Garden liegt der kleine Thunderbird Park mit charakteristischen Totempfählen von der Nordwestküste. Im Sommer sieht man oft indianische Schnitzer an neuen Pfählen arbeiten. Auch das 1852 erbaute Helmcken House, das älteste am Originalstandort verbliebene Gebäude der Provinz steht hier im Park. Zu besichtigen ist drinnen unter anderem eine Sammlung furchteinflößender chirurgischer Instrumente aus der Zeit, als Dr. Helmcken hier praktizierte.

Zurück nach Chinatown zum Mittagessen im Restaurant Hunan.

Auf dem Hwy. 1 über Duncan (macht viel Werbung für seine 60 Totempfähle) nach Ladysmith. Ladysmith liegt exakt auf dem 49. Breitengrad, der auf dem Festland die Grenze zwischen den USA und Kanada bildet. Zunächst sollte dies auch auf Vancouver Island so sein. Erst nach langem "Tauziehen" wurde die Insel nicht zweigeteilt, sondern als Ganzes Kanada zugeschlagen.

Weiter nach Nanaimo (ist mit rund 60.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Vancouver Islands) und Parksville. Im Stadtkern von Parksville reihen sich auf einer Länge von rund 4 km Restaurants, Strandbars, Parkanlagen, Hotels, Motels und Vergnügungsparks an der Küstendurchgangsstraße aneinander.

Der Hwy. 4 bringt uns nach Cathedral Grove. In Cathedral Grove im Mac Millan Provincial Park ist der Küstenregenwald in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben und unter Schutz gestellt. Riesige Douglasien, Riesenlebensbäume und Hemlocks, umgestürzte Urwaldbäume, mit Flechten und Moos überzogen, knorrige Ahornbäume, dämmeriges Licht, das ist der erste flüchtige Eindruck dieses Waldes der Baumriesen. Einige Bäume sind bis zu 85 m hoch und 800 Jahre alt. Die meisten stammen jedoch aus einer Zeit vor 300 Jahren nach einem Waldbrand, als das Feuer den Wald öffnete.

Auf dem Hwy. 1/19 fahren wir zurück nach Campbell River zum "Hollyday Shores RV Park". Zum Abendessen gibt es heute Rotwein, Pastete, Camembert, Brot, und als Nachtisch für Hannes und Manfred je 4 Kekse.

Das Wetter heute: kühl, meist bewölkt, zeitweise Regen.

Tagesstrecke: 328 km

 

7. Tag: Hubschrauber und Wasserflugzeuge reißen uns aus unseren Träumen. Frühstück. Bezahlen können wir die Nacht auf diesem Campingplatz nicht, da das Büro am Abend schon geschlossen war und heute Früh erst ab 9 Uhr wieder besetzt ist. Wir brechen bereits um 8:30 Uhr auf nach Campbell River zum Informationszentrum und wollen wissen, wo man die berühmten Lachswanderungen beobachten kann. Auskunft: Nur in einer Lachszucht, denn die nächsten Wildlachse kommen erst in ca. 3 Wochen hier an. Campbell River, neben Port Alberni, zweite Welthauptstadt des Lachsfangs, kann für sich reklamieren, das hübschere der beiden Städtchen zu sein. Der größte Teil der Touristen in Campbell River ist denn auch am Fisch-, speziell am Lachsfang interessiert. Von morgens früh bis abends spät stehen Angler am Saltwater Fishing Pier, der 200 m in die Strait of Georgia hineinragt.

Wir fahren nun zum Elk Falls Provincial Park, stellen unser Wohnmobil auf einem Parkplatz ab und spazieren dem Canyon View Trail den Fluß entlang. Wir sehen jedoch keinen einzigen Lachs. Nach einer wunderschönen 2-stündigen Wanderung (teilweise durch den Wald) kehren wir zu unserem Fahrzeug zurück, fahren in die City von Campbell River zu einem riesigen Supermarkt. Außerhalb des Supermarktes besorgen wir uns leckere Pizzaschnitten, die wir gleich in unserem Wohnmobil verspeisen.

Weiter geht es auf dem Hwy. 19 North nach Telegraph Cove. Diese historische Siedlung mit nur 12 - 20 ständigen Einwohnern, am Ende einer ungeteerten Stichstraße, ist eine kleine Ansammlung von farbigen, wegen des Tidenhubs (bis zu 5 m) auf Pfählen gebauten Holzhäusern. Trotz ihrer Winzigkeit hat Telegraph Cove eine gewisse Berühmtheit erlangt. Es liegt an der Johnstone Strait, die für ihre Schwertwale (Orcas) bekannt ist. Von Mitte Juni bis Oktober tummeln sich mehrere Herden in dieser Meeresstraße. Mit der Schaffung des ökologischen Schutzgebietes "Robson Bight" wurde ein Teil dieses idealen Lebensraums vor menschlichen Eingriffen bewahrt.

Port Hardy: 1904 entstand hier die erste Siedlung. Heute leben die 5.300 Einwohner von dem modernen Fährhafen, vom Fischfang, von der Holzwirtschaft, vom Kupferbergbau und vom Tourismus.
Nachdem unser Wohnmobil vermessen wurde und wir unsere Tickets für die morgige Fahrt besorgt haben, fahren wir in das Zentrum, gehen noch etwas spazieren und fahren dann auf einen ruhigen Parkplatz in der Nähe der Fähranlegestelle.

Das Wetter heute: in der Nacht Regen, in der Früh dichter Nebel, dann Auflockerung und gegen Abend sonnig.

Tagesstrecke: 305 km

 

8. Tag: Um 5 Uhr müssen wir aus unseren Betten.

Fahrt durch die Inside Passage bis Prince Rupert: Von Port Hardy legt die BC-Fähre "Queen of the North" um 7:30 Uhr ab, und es beginnt eine lange, fast 15-stündige, unendlich schöne Fahrt (bei Schönwetter!) durch die Inselwelt von British Columbia, die sich vom "Nordkap" Vancouver Islands bis nach Prince Rupert, dem Tor nach Alaska, erstreckt. Dort hört die Kette der Inseln nicht auf, nein, sie zieht sich weiter nach Norden, bis Alaska.
Über dem Wasser und in den Wäldern hängt oft dichter, grauer Nebel und läßt die Umrisse der Küste nur schemenhaft erkennen. Strahlender Sonnenschein und heftige Regenschauer wechseln miteinander ab. Eine richtige Wetterküche ist die Inselwelt. Manchmal begleiten Schwertwale und Delphine das Schiff. Den intelligenten Tieren scheint der Lotsendienst Spaß zu machen, und die menschliche Nähe lieben sie offensichtlich.
Vom fernen Festland grüßen schneebedeckte Berge herüber. Durch dieses Küstengebiet führen keine Straßen. Nur zu Wasser und durch die Luft gibt es Verbindungen zwischen menschlichen Siedlungen.

Um 22:30 Uhr legt die Fähre in Prince Rupert an und wir fahren - so wie alle anderen Camper auch - zum ca. 1 km nahegelegenen Campingplatz und machen uns noch einen heißen Tee.

Das Wetter heute: In der Nacht wieder Regen, in der Früh dichter Nebel und Regen, gegen Abend aufgelockerte Bewölkung.

Tagesstrecke: 1 km

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