17. Tag: An diesem sonnigen Morgen fahren wir zum Lake Louise und wandern abseits des Trubels den Fairview Trail. Dieser Trail beginnt hinter dem Bootshaus und geht einen steilen Pfad hinauf zum Fairview Mountain. Von einer Aussichtsplattform hat man einen überwältigenden Blick auf das Château. Der Rundweg dauert 1 ¼ Stunden und wird von einem Alphornbläser auf der Terrasse des Hotels musikalisch begleitet.

Wir verlassen nun endgültig Lake Louise, freuen uns jedoch, diesen wunderschönen Ort wenigstens einmal bei Sonnenschein gesehen zu haben, und fahren weiter auf dem Hwy. 1 wieder in den Yoho Nationalpark zum Lake O´Hara. Der Bustransfer zur 13,5 km entfernten Lake O´Hara Lodge muß am Parkplatz per Telefon bestellt werden, die Straße ist für Privatfahrzeuge gesperrt. Bei uns funktionierte leider das Telefon nicht und somit konnten wir hier leider keine Wanderungen unternehmen.

Wir verlassen nun auch den Yoho Nationalpark und fahren durch bis zum Ort "Golden" zum Mittagessen. In einem netten Restaurant bestellen wir folgendes: Hannes, wie immer Fish & Chips, Angela Käse-Champignon-Tortellini, Manfred Nudeln mit Dillsauce und Lachs, und ich Tortilla gefüllt mit Hühnchen. Das war Angela´s Geburtstagsessen und wir stoßen noch einmal darauf an. Nochmals alles Gute und herzlichen Dank für die Einladung!

Dann fahren wir fast 1 Stunde zum Glacier Nationalpark. Er umfaßt ein Areal von 1.350 km² mit über 400 Gletschern in den Columbia Mountains. Rund 14 % seiner Fläche liegt auch im Sommer unter Schnee und Eis. Vom quer durch den Park führenden Trans Canada Highway (TCH) ist von den Gletschern aber relativ wenig zu sehen. Wer aufs ewige Eis möchte, muß einen der vielen Wanderwege in Angriff nehmen.
Auch im Glacier Park wurde mit der Verlegung der Schienentrasse über den Rogers Pass (1.323 m hoch) kanadische Eisenbahngeschichte geschrieben. Die Witterungsverhältnisse in den Bergen (statistisch gesehen regnet oder schneit es an 3 von 5 Tagen, im Winter fallen im Schnitt über 9 m Schnee) und extreme Lawinengefahr behinderten den Betrieb jedoch derart, dass man den Paß mit einem Tunnel umging und 1916 die alte Trasse stilllegte. Dank teilweiser Betonüberdachungen der Straße und intensiver Lawinenkontrollmaßnahmen läuft der Verkehr auch im Winter weitgehend störungsfrei.

2 km weiter ziehen wir unsere Wanderschuhe an und gehen den Great Glacier Trail ca. 1 Stunde Richtung Gletscherzunge. Da wir nicht über genügend Zeit verfügen, kehren wir um und fahren weiter den Hwy. 1 zum Mount Revelstoke Nationalpark.
Der 1914 gegründete und 260 km² große Nationalpark, östlich des Ortes Revelstoke, ist der kleinste Nationalpark von British Columbia und umfaßt eigentlich nur den Berg von seinem Fuß bis zum Gipfel.

Wir durchqueren den Nationalpark und fahren bis Revelstoke. Der Ort verdankt seine Entstehung vor rund 100 Jahren dem Londoner Lord Revelstoke, dem Finanzier der Eisenbahnlinie, der hier einen Rangierbahnhof bauen ließ. Es ist 18 Uhr und die Geschäfte sind bereits geschlossen. Der Ort ist eigentlich ein Wintersportzentrum (Heli-Skiing) und daher ist zur Zeit hier nichts los.

Der 3 km entfernte "KOA Campground" wird heute unser Nachtplatz.

Das Wetter heute: Die kälteste Nacht unseres Urlaubs! In der Früh sonnig aber kalt, am Nachmittag etwas wärmer und der Himmel kitschig blau.

Tagesstrecke: 248 km

 

18. Tag: Auch heute heizen wir wieder ein. Nach dem Frühstück brechen wir gleich auf. Den ersten Halt machen wir in 3 Valley Gap. Hier ist eine vollständige Wildwest-Geisterstadt, beispielsweise mit Saloon, Tabakladen, Zahnarztpraxis, alten Karren und anderen Altertümern zusammengetragen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Außerdem kann man eine alte Dampflok mit ihren Waggons besichtigen. Zu unserer Zeit jedoch nur von außen, da die Saison bereits zu Ende ist.

Über Salmon Arm fahren wir nach Chase. Hier in Chase wollten wir uns im Info-Center über die Lachswanderungen erkundigen. Doch auch hier ist wegen Saisonende geschlossen. Neben dem geschlossenen Informationszentrum gibt es Picknickplätze und wir machen gleich hier unsere Mittagspause. Zum Nachtisch gibt es heute Kaffee und Butterkekse. Während wir unseren Kaffee in der warmen Sonne schlürfen, hören wir aus der Ferne einen Zug pfeifen, der dann mit gezählten 101 Waggons und 3 Loks nur 10 Meter entfernt an uns vorbeirattert. 15 Minuten später folgt schon der nächste Zug.

Nun brechen wir wieder auf und fahren den landschaftlich sehr schönen Cariboo Highway (= Hwy. 1) entlang.

In Spences Bridge finden wir einen netten, familiären Campingplatz. Abendessen im nahegelegenen Pub.

Das Wetter heute: den ganzen Tag wolkenlos, in der Früh bei 10°C, Nachmittag bis Abend bei 25°C.

Tagesstrecke: 395 km

 

19. Tag: Die Nacht war angenehm, nicht zu kalt. Die Eisenbahn ist jedoch allgegenwärtig. Wieder in regelmäßigen Abständen kam jeweils ein Zug mit Horn und Getöse und kurz darauf der Gegenzug. Unser Campingplatz liegt direkt am Thompson River und an beiden Ufern führen die Gleise. Auf der anderen Seite des Campingplatzes führt der Hwy. 1 vorbei. Trotzdem, heute haben wir wieder wunderschönes Wetter, sonnig und bereits schön warm.

Kurzer Stopp beim Skihist Park am Hwy. 1 mit Blick auf den Thompson River und die Geleise an beiden Ufern.

Bei Lytton treffen die beiden Flüsse, der Fraser River mit milchig-trübem Wasser und der Thompson River mit klarem, jadefarbigem Wasser aufeinander. An der Brücke kurz vor der Stadt kann man ganz deutlich sehen, wie die zunächst verschiedenen gefärbten Wassermassen beider Flüsse sich auch nach einigen Kilometern noch nicht vermischt haben. 1808 sah Simon Fraser als erster Europäer den spektakulären Zusammenfluß beider Flüsse. 1858 ist das Gründungsjahr von Lytton. Der Ort wurde nach Sir Edward Bulwer Lytton benannt.

Nach diesem wundervollen Fotostopp biegen wir nun ab und fahren den Hwy. 12 North, den Fraser River entlang, nach Lillooet. Lillooet ist heute nur noch ein kleines Städtchen über dem Fraser River, an dem vor allem die imposante Gebirgskulisse beeindruckt. Vor dem winzigen Museum mit allerlei Sammelsurium steht ein rostiger Gefängniskäfig (Jail) aus alten Tagen. Schräg gegenüber gibt´s beim deutschen Bäcker seit 1986 Brot und Kuchen aus der Heimat.

Wir spazieren die Main Street auf der einen Seite hinauf und auf der anderen Seite wieder zurück und finden ein nettes Restaurant zum Mittagessen.
Auch hier in Lillooet war es uns nicht möglich eine Lachswanderung zu beobachten. Hier soll nur der Pink Salmon durchziehen, und das auch nur bis Anfang August.

Von Lillooet geht es weiter über eine Schotterstraße. Stundenlang bergauf, bergab zum Terzaghi Dam (Staudamm), über die Dammkrone hinüber auf die andere Seite des Berges. Wieder bergauf, bergab in ein kleines Nest mit dem Namen Seton Portage. Ein älterer Herr (sehr gesprächig) zeigt uns den richtigen Weg in die Zivilisation, jedoch sind noch ca. 1 ½ Stunden bergauf, bergab und sehr kurvenreich, zu überwinden. Die Steigungen und Gefälle betrugen stellenweise bis zu 17 %. Die Bremsen wurden 2 mal heiß und wir mußten jeweils eine 20minütige Pause einlegen.
Angela und ich büßen während dieser Fahrt unsere Sünden im Wageninneren ab. Auf der einen Seite der Schotterstraße, die nur einspurig ist und nur so breit wie unser Wohnmobil, geht eine steile Felswand hoch, auf der anderen Seite geht es ca. 200 m steil hinunter in den Anderson Lake. Das Ganze dauert von 15 Uhr bis 19 Uhr. Endlich in D´Arcy angekommen, geht die Schotterstraße in eine asphaltierte Straße über. Hier gibt es keine Wegweiser und wir fragen daher einen Ortsbewohner nach dem richtigen Weg. Auf der "schönen" Straße fahren wir bis es dunkel wird. Wir nehmen dann den nächstbesten Campingplatz. Dieser befindet sich in der Nähe von Pemberton. Wir stehen nun zwischen den hohen finsteren Bäumen und müssen mit der Taschenlampe das versprochene Stromkabel suchen, welches neben einem Baum hängt.

Durch die Schaukelei haben wir heute nicht viel Hunger. Zu viert essen wir nur eine Dose Thunfisch mit Brot. Zum Nachtisch gibt es eine Flasche Rotwein zur Nervenberuhigung.

Das Wetter heute: sonnig und warm.

Tagesstrecke: 249 km

 

20. Tag: Bei Tageslicht sehen wir, wie unser Campingplatz wirklich aussieht. Es ist die reinste Müllhalde. Hier finden wir alte Wohnmobile und Wohnwagen, alte verrostete Geräte und Autos. In den alten Wohnwagen und-mobilen dürften noch einige illustre Gestalten wohnen, da zu fast allen ein Stromkabel führt. Und wie uns der Campingplatzbesitzer bereits am Abend mitteilte: "Aufpassen, überall Hundescheiße".

Nach dem Frühstück verlassen wir sofort diesen "Sandlerplatz und fahren bei Regen auf den Hwy. 99 nach Whistler.

Die Whistler Region ist das bekannteste Schigebiet Kanadas. Auf dem Blackcomb Mountain (2.284 m) kann man auch im Sommer Schilaufen. Eine Gondelfahrt auf den Whistler Mountain dauert 30 Minuten. Über drei Sessellifte und einen Bustransfer geht es in 45 Minuten hinauf in hochalpine Gefilde und ewigen Schnee, doch derzeit ist es noch sehr ruhig und nur die Gondel ist in Betrieb.

Im autofreien Whistler Village gibt es zahlreiche Restaurants mit internationaler Küche, Kneipen, Hotels und eine Menge Geschäfte. Bei Regen spazieren wir durch den eigentlich wunderschönen Ort, der in etwa vergleichbar ist mit Kitzbühel. Mittagessen in einem griechischen Restaurant: 4 x Gyros (=Döner Kebab). Nach dem Mittagessen hat der Regen aufgehört, aber die Wolken hängen immer noch sehr tief und es ist sinnlos, eine Gondelfahrt auf den Berg zu unternehmen.

Wir entschließen uns zur Weiterfahrt und dazu, den Nachmittagskaffee in Squamish einzunehmen. Squamish ist eine unscheinbare kleine Stadt. Die schneebedeckte Kappe des Mount Garibaldi (2.678 m) sollte zu uns herab leuchten, jedoch auch hier sehen wir nur wolkenverhangene Berge. Einige Restaurants und Geschäfte warten in dem kleinen Ort auf Kundschaft. In einem Kaffeehaus in der Cleveland Ave. trinken wir Kaffee und Kakao und essen dazu ausgezeichnete hausgemachte Mehlspeisen.

Da die Stadt nicht sehr einladend und durch das schlechte Wetter nicht gerade sehenswert ist, fahren wir weiter auf dem Hwy. 99 zu "unserem" Klahanie Campground mit den unzähligen Hasen, den wir schon vor 2 Wochen aufgesucht haben. Anscheinend haben sie sich inzwischen weiter vermehrt, denn sie kommen unter vermoderten Baumstümpfen, unter Steinmauern und aus allen möglichen Löchern, selbst unter dem Restaurant kommen einige hervor.

Und hier schließt sich der Kreis unserer Wohnmobil-Rundreise.

Schräg gegenüber dem Campingplatz befindet sich der Shannon Falls Provincial Park. Wir überqueren nun den Hwy. 99 zu Fuß und besuchen die 0,6 km entfernten Shannon Wasserfälle, die hier in mehreren Kaskaden zu Tal stürzen. Wie ein weißer Schleier fällt das Schmelzwasser 198 m an der eindrucksvollsten Stelle über eine Bergklippe, bis es glasklar über glattgeschliffenen Steine sich in ruhigem Lauf ins Meer ergießt.

In der Nähe des Campingplatzes befindet sich auch eine Fähranlegestelle und wir können eine gerade ankommende Fähre beobachten und auf dem Rückweg quert ein Personenzug unseren Weg.

Wieder am Campingplatz angekommen, werden die vorhandenen Reste zu einem opulenten Abendessen verarbeitet: Wurst-Mais-Salat, Brot und Weißwein.

Das Wetter heute: In der Früh Regen, ab Mittag dichte Wolkendecke.

Tagesstrecke: 108 km

« zurück      weiter »