Der Rhein-Marne-Kanal, der die Ost-West-Verbindung darstellt, ist ein "moderner" Kanal mit überwiegend elektrisch gesteuerten Schleusen. Wenn man diszipliniert genug ist, um sich an die Regeln zu halten, die für die automatischen Schleusentreppen gelten, ist dieser Kanal, der sehr interessante Wasserbauwerke aufzuweisen hat, einfach zu befahren. Der Kanal wurde in der Mitte des 19. Jh. ausgehoben, um eine Ost-West-Achse für den Transport zwischen dem Pariser Becken und dem Rheintal zu schaffen. Sein Ausgangspunkt ist Vitry-le-Francois und 314 km weiter endet er bei Straßburg. Zu Beginn hat der Kanal eine nutzbare Fahrwassertiefe von nur 1,60 m und die Schleusen eine Länge von 34,5 m. Ende des 19. Jh. wurde er auf 2,20 m ausgebaut und die Schleusen auf 38,5 m verlängert. In den 60-er Jahren wurde er wiederum umgebaut, um für die zunehmende Handelsschifffahrt gewappnet zu sein. Bei dieser Gelegenheit wurde das Niveau des Sees um 0,40 m angehoben, so dass die Fahrwassertiefe nun 2,60 m betrug.

Es folgen nun die Schleusen Nr. 18 bis Nr. 31 (bis Saverne). Bevor wir in eine Schleuse einfahren, zeigt uns eine Ampel folgendes an:
2 rote Lichter übereinander: Die Schleuse ist außer Betrieb.
1 rotes Licht: Die Schleuse ist in Betrieb.
1 rotes und 1 grünes Licht gleichzeitig: Die Schleuse wird für die Einfahrt vorbereitet.
1 grünes Licht: Die Einfahrt in die Schleuse ist freigegeben.

Auf dem schiffbaren Wasserstraßennetz von Nord-Ost-Frankreich sind die meisten Schleusen automatisch, das heißt, es ist kein Schleusenwärter anwesend, der einem helfen kann, es gibt aber eine Notruf-Einrichtung. Wir machen also unser Boot vorne und achtern gut fest, und halten gebührenden Abstand zu den Schleusentoren. Sobald unser Boot festgemacht ist, ziehen wir ruckartig die blaue Stange nach oben. Ein gelbes Blinklicht zeigt uns an, dass sich die Schleusentore schließen und die Schleusung beginnt. Die rote Stange unterbricht den Vorgang und ist nur im Notfall nach unten zu ziehen.

Unterwegs gibt es ein kaltes Mittagessen: Kabanossi, Aufstriche, Käse und Brot.

Um 17:20 Uhr legen wir im Hafen von Saverne (dt.: Zabern) an. Der Liegeplatz mit Strom und Wasser kostet € 9,90.
Die Lage der Stadt brachte es mit sich, dass sie immer wieder umkämpft und zerstört wurde. Die Herrschaften wechselten und erst Ende des 17. Jh., unter französischer Oberhoheit, kam Saverne zur Ruhe und seine Bischöfe konnten eine prunkvolle, standesgemäße Hofhaltung entfalten. Nach ihrer Entmachtung während der Französischen Revolution blieb zunächst ein Vakuum. Aus ihrem Dornröschenschlaf erwachte die Stadt erst wieder durch die Industrialisierung des 19. Jh., als der Rhein-Marne-Kanal und die Eisenbahnlinie angelegt wurden. In den 60-er Jahren des 20. Jh. wurde dann emsig gebaut und dabei unachtsam manches Schöne zerstört. In letzter Zeit hat sich allerdings auch hier ein neues Bewusstsein entwickelt, das sich in sorgfältigen Restaurierungen und in kulturellen Initiativen äußert.

Wir machen uns landfein, nehmen an Deck noch einen Aperitif und brechen dann in die Fußgängerzone auf. In der Fußgängerzone "Grand Rue" bewundern wir die schönen Fachwerkhäuser, deren aufwendigstes die 1605 erbaute und 1668 vergrößerte Maison Katz ist. Das mit Schnitzereien reich geschmückte Haus ist benannt nach seinem Erbauer und Besitzer, dem bischöflichen Obereinnehmer Heinrich Katz. Heute ist hier eine Weinstube untergebracht.

Das Neue Schloss führt nach seinem Bauherrn den Namen Chateau Rohan. Wie im 18. Jh. üblich, sind Stadt- und Gartenseite deutlich voneinander unterschieden: Hie die "offizielle" repräsentative Fassade mit ihrem Ehrenhof, dort die eher "private" Ansicht, eindrucksvoll gespiegelt in der Wasserfläche des Kanalhafens. Klassizistisch gereihte Säulengänge bestimmen in beiden Fällen das Bild. Was den Garten betrifft, so beauftragte Bischof Arman Gaston de Rohan 1712 den berühmten Pariser Baumeister Robert de la Cotte mit dem Entwurf eines "moderneren", unmittelbar vor dem Schloss gelegenen Parks nach Versailler Vorbild. Am Schloss selbst hatte der Fürstbischof nicht lange seine Freude. Schon kurz nach der Fertigstellung zwangen ihn revolutionäre Unruhen zur Flucht ins badische Ettenheim. Das Schloss wurde nun als Gefängnis, Bahnhof, Schule, Kaserne und Lagerhalle genutzt. 1852 rettete es Prinz Louis Napoleon Bonaparte vor dem sicheren Verfall, indem er es als Heim für die Witwen höherer Staatsbeamter renovieren ließ. Heute ist es ein Kulturzentrum mit Vortrags-, Konzert- und Festsälen. Dazu beherbergt es die Volkshochschule und eine Jugendherberge, vor allem aber zwei Museen.

Zum Abendessen finden wir das Restaurant "s´Zawermer Stüberl": Robert ordert Ente mit roten Früchten, Gabi Tagliatelle Carbonara, Manfred Ente in Pfeffersauce und ich Rinderfilet in Gorgonzolasauce mit Pommes. Dazu Rot- und Weißwein. Das Essen schmeckt ausgezeichnet und kostet zusammen € 76,60.

Auf unserem Hausboot trinken wir noch ein Gläschen Wein und dann kehrt Nachtruhe ein.
Das Wetter heute: Anfangs bewölkt, am Nachmittag sonnig und warm.

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