Sonntag, 28.6.2009: Nach dem Frühstück wollen wir heute schon früh aufbrechen, doch unser Hausboot macht uns einen Strich durch die Rechnung (Panne Nr.1). Wir starten den Motor, daraufhin beginnt die Kühlanlageanzeige zu blinken und zu piepsen. Nachdem unsere Männer den Kühlwasser- und Motorölstand im Motorraum kontrolliert haben und auf den Fehler nicht drauf kommen, ruft Manfred bei der Basis an. Der Base-Manager empfiehlt uns, den Kühlwasserbehälter bis ganz zum Rand voll zu füllen, dann sollte der Alarm aufhören. Gesagt, getan, der Alarm hört tatsächlich auf, und um 9 Uhr können wir ablegen und fahren Richtung Straßburg. Es liegen noch sehr viele Schleusen vor uns (Nr. 32 - 52).
Ab der Nr. 32 beginnt eine Schleusenkette: Das ist eine Reihe von oft sehr nahe hintereinander liegenden Schleusen, die als Einheit geschaltet sind. Bei der Ausfahrt aus einer Schleuse wird das Boot registriert und die nächste Schleuse wird automatisch vorbereitet. Fährt man in so eine Schleusenkette ein, muss man sie bis zum Ende durchfahren, oder man teilt die Unterbrechung über eine Sprechanlage an den Wärterhäuschen dem Schleusenwärter (der irgendwo sitzt) mit.

Gabi hat ihr erstes "Hurra-Erlebnis". Bei der Schleuse Nr. 33 fängt sie mit der "Lassotechnik" auf Anhieb den Poller.

Um 14 Uhr legen wir im Naturschutzgebiet von Brumath an.
Brumath liegt 17 km nördlich von Straßburg und 13 km südlich von Hagenau am Nordufer der Zorn, deren im elsässischen Tiefland von Hügeln begrenztes Tal sich hier zur Rheinniederung öffnet. Mit zum Stadtgebiet gehört das südlich der Zorn gelegene Straßendorf Stephansfeld.

Die von Paris nach Straßburg führenden Verkehrswege knicken bei Brumath nach Süden ab:
1.) Der Rhein-Marne-Kanal wird von einem asphaltierten Radwanderweg begleitet.
2.) Die Eisenbahn-Hauptstrecke gehört seit 2007 zur LGV Est européenne, deren Neubaustrecke derzeit allerdings noch in Baudrecourt mitten in Lothringen endet. Zwischen Straßbourg und Saverne verkehren auch Regionalzüge, die in Brumath halten. Die Bahnstrecke von Straßbourg ins nördlich gelegene Hagenau verläuft weit östlich des Ortes.
3.) Die Autobahn Autoroute A4 führt nahe südwestlich vorbei.

Unser kaltes Mittagessen auf dem Sonnendeck besteht wieder aus Käse, Wurst, Aufstrichen, Tomaten, Paprika und einem guten französischen Weißbrot.

Um 15 Uhr legen wir wieder ab und steuern weiter auf Straßburg zu.

Im Laufe der Fahrt fällt der Drehzahlmesser aus und die Motorbatterie fällt fast zusammen (Panne Nr. 2). Wir fahren den Motor eine kurze Strecke mit einer höheren Drehzahl und schon zeigt die Batterie wieder normale Werte an.

Panne Nr. 3: Bei der Schleuse Nr. 52 vor Straßburg stehen wir 30 Minuten in der prallen Sonne im Kanal und warten darauf geschleust zu werden. Ein Hausboot, das gerade in der Schleusenkammer steckt, hat Probleme und der Schleusenwärter kommt mit dem Auto (von irgendwo her) zu Hilfe. Aber dann geht es bald weiter, direkt am gläsernen Europaparlament vorbei.

Das Europäische Parlament (auch Europaparlament, EP) mit Sitz in Straßburg wird seit 1979 alle fünf Jahre in allgemeinen, unmittelbaren, freien und geheimen Europawahlen von den Bürgern der EU gewählt. Damit ist das EP nicht nur das einzige direkt gewählte Organ der Europäischen Union, sondern die einzige direkt gewählte supranationale Institution weltweit. Da es unmittelbar die europäische Bevölkerung repräsentiert, kann es als die Bürgerkammer der EU bezeichnet werden.
Seit der Gründung des Parlaments 1952 wurden seine Kompetenzen bei der EU-Rechtsetzung mehrmals deutlich erweitert, vor allem durch den Vertrag von Maastricht 1992, den Vertrag von Nizza 2001 und zuletzt durch den Vertrag von Lissabon 2007, der jedoch noch nicht in Kraft ist.
Straßburg ist kein billiges Pflaster. Dafür sorgt schon der Eurokratentross, der einmal pro Monat von Brüssel in die Stadt an der Ill einrückt. Das Europäische Parlament, der Europarat und die EU-Kommission tagen hier im pompösen "Europa-Viertel" an der Ill.

In Straßburg angekommen, fahren wir sofort in Richtung Bootshafen, der sich nur wenige Schritte vom Stadtkern befindet.

Panne Nr. 4: Durch den Schleusenaufenthalt sind wir jetzt um 15 Minuten verspätet und die letzte Schleuse kurz vor der Marina ist bereits geschlossen. Da nützt auch kein Anruf beim Schleusenwärter. Wir machen daraufhin unser Boot an den Pollern 100 m vor der Schleuse fest und spazieren gemütlich in die Stadt.

Abendessen im Restaurant "Au Canon": Robert gebratene Hühnerstreifen auf Salat, der Rest der Crew je ein Elsässischer Flammkuchen (mit Zwiebeln und Speck) und 1 Flammkuchen mit Münsterkäse. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang kehren wir wieder auf unser Hausboot zurück und genießen die Abendstimmung.

Das Wetter heute: Sonnig und heiß.

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