Samstag, 4.7.2009: Nach dem sehr einfachen Frühstück fahren wir um 9:30 Uhr ab in die Stadt Nancy. Wir parken unser Auto am Parkdeck des Einkaufszentrums St. Sebastien.

Nancy entstand im 11. Jahrhundert (beginnendes Hochmittelalter) um die Burg des Grafen Gérard, Herzog von Ost-Lothringen. 1265 erhielt der Ort Stadtrechte. Im 13. Jahrhundert brannte fast die gesamte Stadt nieder, wurde aber wieder aufgebaut und mit einer Mauer umgeben.
Nancy gehörte bis ins 18. Jahrhundert zum Herzogtum Lothringen und damit zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Was uns hier als erstes auffällt, sind viele gesperrte Straßenzüge im Zentrum, denn heute ist Markttag. Menschenmengen, soweit das Auge reicht. Hier bekommt man alles, was das Herz begehrt.

Nancy besitzt eine sehenswerte Innenstadt. Im nördlichen Bereich die durch Bauten des Mittelalters und der frühen Neuzeit geprägte Altstadt mit dem ehemaligen Herzogspalast und der neugotischen Kirche Saint-Epvre. Die südlich gelegene Neustadt hat ihr Zentrum um die Place Stanislas, benannt nach dem ehemaligen polnischen König Stanislaus I. Leszczynski, der nach der Niederlage im Polnischen Erbfolgekrieg 1737 durch seinen Schwiegersohn Ludwig XV. mit dem Herzogtum Lothringen und Bar abgefunden wurde. Die Place Stanislas, die Place de la Carrière, und die Place de l'Hémicycle, eines der bedeutendsten Ensembles aufgeklärt-absolutistischen Städtebaus, wurden 1983 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die Plätze wurden in der Hauptsache von 1752 bis 1760 von dem Architekten Emmanuel Héré angelegt.
Die Place Stanislas, ehemals Place Royale, folgt dem Typus französischer Königsplätze mit einheitlich gestalteten Fassaden um ein zentrales Herrscherbild. Das Denkmal war einst König Ludwig XV. von Frankreich gewidmet, nach Stanislas' Tod auch der Herrscher über Lothringen. Das heutige Monument aus dem 19. Jahrhundert zeigt hingegen Stanislas selbst. Die gesamte Südseite des Platzes nimmt das Rathaus (Hôtel de Ville) ein, in dessen Treppenhaus und Saal ein Bildprogramm die segensreiche Regierung Stanislas' preist. Im Osten und im Westen nahmen je zwei palastartige Pavillons Einrichtungen des Hofes, der Verwaltung und der Bildung auf. Heute befindet sich im Nordwesten das Musée des Beaux-Arts und im Nordosten das Opernhaus. Auf der Nordseite, wo ehemals die Befestigungsanlagen Alt- und Neustadt trennten, rahmen eingeschossige Bauten, die basses faces, den Platz. Der Platz zeigt sich als Zentrum des gesamten Stadtraumes durch die große Straßenachse, die von der Porte Sainte-Cathérine im Osten zur Porte Saint-Stanislas im Westen führt, die beide durch kleine Triumphtore ausgezeichnet sind. Die rahmenden Bauten der Place Stanislas werden durch reiche Schmuckgitter von Jean Lamour locker verknüpft. In sie sind zudem in der Nordwest- und der Nordostecke Zierbrunnen von Barthélemy Guibal eingefügt.
Den Durchgang zur Place de la Carrière bildet ein Triumphbogen, der 1757 zu Ehren Ludwigs XV. errichtet wurde. Den langgestreckten ehemaligen Turnierplatz säumt beidseitig eine einheitliche Bebauung von Häusern, ehemals für Funktionsträger des Hofes und des Staates. Die Platzfolge wird im Norden durch die quergelagerte Place de l'Hémicycle vor dem einstigen Sitz des französischen Gouverneurs abgeschlossen.

In der Innenstadt und in den westlichen Vorstadt- und Villengebieten Nancys finden sich zudem zahlreiche Jugendstil-Bauten der École de Nancy.

Mittagessen im Zentrum im Restaurant "Les Tartes de Stanislas": 2 x Tagesteller (Schweinsragout in Senfsauce mit Spätzle), 2 Kaffee und 1 Stück Birnentorte. Es handelt sich hier um ein kleines Lokal mit Hausmannskost, die sehr köstlich schmeckt.

Auf der A31 fahren wir dann weiter nach Metz.
Nach dem Krieg räumt Metz nicht mehr seiner strategischen Position sondern seiner Wirtschaft immer mehr Vorrang ein. Sie wird zur Hauptstadt Lothringens mit 300 000 Einwohnern, zur Stadt der Kommunikation und der neuen Technologien.

Im Südosten der Stadt reservieren wir im ETAP Hotel wieder ein Zimmer. Das Zimmer 107 hat die gleiche Einrichtung wie das Zimmer der letzten Nacht, hat jedoch außerdem noch ein Hochbett. Wir bezahlen € 55,40. Anschließend parken wir unser Auto am Rande der Innenstadt.

Die Kirche St. Martin stammt aus dem 12. Jhdt., das Hauptschiff aus dem 13., der Chor und das Querschiff aus dem 16. Jhdt. Die Kirchenfenster im Chor sind von Laurent Charles Maréchal, Metzer Glasmeister des 19. Jhdt. Der im 16. Jhdt. abgerissene Kirchturm ist 1887 wieder errichtet worden.

Der Stefansdom: Wie die meisten Metzer Gebäude ist auch der Dom aus dem gelben Kalkstein von Jaumont erbaut. Die Bauarbeiten dauerten von 1220 bis 1520. Die Kathedrale befindet sich an Stelle eines dem hl. Stefanus gewidmeten Oratoriums und zwei Kirchen sind unter dem Hauptschiff vereint. Der Dom gehört zu den höchsten des gotischen Kirchenbaus! Die Höhe des Kirchenschiffes beträgt 42 m. Stolz weist die Kathedrale ihre 6500 m² Buntglasfenster vor, die sie zu der lichtdurchflutetsten Frankreichs machen. Besondere Sehenswürdigkeiten sind außerdem: das Taufbecken (eine ehemalige römische Badewanne), der Bischofsthron (7. Jhdt.) und die kleine Schwalbennest-Renaissanceorgel (1537), die im Hauptschiff hängt. Die Buntglasfenster wurden vom 13. bis zum 20. Jhdt. von außergewöhnlichen Künstlern, wie Herman von Münster, Valentin Bousch, Maréchal, Jaques Villon und Marc Chagall geschaffen.

In Metz lebt und bummelt man gerne, gut 30 km Wanderwege führen gemütlich durch die Stadt und man kann fast die ganze Stadt an den Stadtmauern entlang umgehen.

Die Markthalle (ehemaliger Bischofspalast): Ab 1785 nach Plänen von Blondel gebaut, jedoch beim Ausbruch der französischen Revolution nicht fertig gestellt, dient seit 1831 als Markthalle.

Der Justizpalast: Von 1776 bis 1790 als neuer Palast für den Militärgouverneur der drei Bistümer gebaut, wie sein martialisches Dekor zeigt. Er wurde Anfang des 19. Jhdt. Justizpalast.

Das Arsenal (Konzert- und Ausstellungshalle): Das unter Napoleon III. errichtete Militärarsenal wurde von Ricardo Bofill in Zusammenarbeit von Metzer Architekten zu einem kühnen Projekt moderner, vom Klassizismus geprägter Architektur.

Place de la Comédie (Theater und Oper): Die Bauarbeiten begannen 1738 nach Wunsch des Marschalls Belle-Isle, Militärgouverneur der drei Bistümer. Das Theater, das 1738 bis 1752 fertig gestellt wurde, ist das älteste Frankreichs.

Der Temple Neuf ist eine reformiert-evangelische Kirche. Der Temple wurde zwischen 1901 und 1904, während der deutschen Besetzung von Lothringen, erbaut. Die Pläne wurden von Konrad Wahn ausgearbeitet. Den romanischen Bauten am deutschen Rhein, wie etwa der Abtei Maria Laach oder auch dem Dom zu Speyer, wurde der Temple in neoromanischem Stil nachempfunden. Für den Bau fand der für die Region typische gelbe Kalkstein aus Jaumont Verwendung. Der Temple wurde von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria eingeweiht. Mit diesem Bau versuchte Wilhelm, wie mit anderen Gebäuden in Metz auch, die deutsche Herrschaft in Lothringen in Stein zu präsentieren. Der katholischen Kathedrale von Metz der französischen Gotik sollte ein preußischer, also protestantischer Bau gegenübergestellt werden, der an alte deutsche Traditionen anknüpfte.

Die Orgel im Innenraum umfasst 52 Register und drei Manuale mit einer mechanischen Traktur. Sie wurde von Ernest Mühleisen aus Straßburg gebaut. An dieser Orgel finden regelmäßig Wettbewerbe und Konzerte statt.

Wir wandern nun über die Brücke Pt. des Roches zurück und erfrischen uns in einem Lokal direkt an der Mosel mit je einer Limonade und einem Glas Rotwein, und dazu gemeinsam einen Salatteller mit Entenbrust.

Anschließend spazieren wir durch die Stadt zurück zum Auto und kehren müde um 21 Uhr ins Hotel zurück.
Das Wetter heute: Sonnig, heiß bei 34 °C.

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