Dienstag, 21.6.2005:

Am Campingplatz kaufen wir eine "Hamburg-Card" für 3 Tage um € 23,50. Mit dieser kann man zu zweit die öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzen und erhält Ermäßigung auf Stadt- und Hafenrundfahrten.
Wir gehen ca. 700 m zu Fuß vom Campingplatz zur Bushaltestelle und fahren dann mit dem Bus 191 bis Niendorf Markt zur U-Bahn Station U2, mit der U2 bis Schlump, dort steigen wir um in die U3 und fahren bis zu den Landungsbrücken. Hier sind wir schon mitten im Geschehen.

Hamburg liegt in der Norddeutschen Tiefebene am Unterlauf der Elbe, rund 100 km vor der Mündung des Stroms in die Nordsee.
Hamburg erstreckt sich auf 755 km², einschließlich der Nordseeinseln Neuwerk und Scharhörn, davon entfallen 10 % auf Hafengebiet und 14 % auf Grünflächen. In Hamburg leben 1,7 Mio. Einwohner, davon 14,9 % Ausländer.
Der Hafen ist der größte deutsche Seehafen und einer der zehn wichtigsten Containerhäfen der Welt. Im 16 km² großen Freihafengebiet - hier werden die Waren zollfrei zwischengelagert - befindet sich der größte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt, die sogenannte "Speicherstadt".

Zuerst machen wir eine Stadtrundfahrt mit dem Doppeldeckerbus. Diese dauert 1 Stunde 45 Minuten und man bekommt einen guten Überblick über diese Stadt.

Landungsbrücken: Hier hatten ehemals die großen Schifffahrtslinien ihre Abfertigungsstellen. Die Landungsbrücken waren zudem das Zentrum für den Hafenverkehr und für die Seebäderschifffahrt. Das große Abfertigungsgebäude wurde 1910 fertig gestellt und 1953 - 1955 neu gebaut, denn die Anlage wurde im Krieg zerstört. Auch heute noch ist die 700 m lange schwimmende Anlegestelle Hamburgs Wasserbahnhof. Von hier fahren die Hafenfähren, die HADAG-Dampfer sowie die Hafenrundfahrtschiffe ab.
Wir absolvieren auch die obligatorische 1-stündige Hafenrundfahrt und erfahren dabei vielerlei Interessantes, z.B. alles über den Warenumschlag im Containerhafen, wo riesige Containerkräne die Behälter bis zu 9 Etagen übereinander stapeln und teilweise computergesteuert diese dann auf LKW's und Züge umladen.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir noch die St. Michaelis Kirche, das Wahrzeichen Hamburgs, den sogenannten "Michel".

Der Aufstieg zur Aussichtsplattform ist bereits geschlossen, wir müssen unser Glück morgen wieder versuchen und kehren zurück zum Campingplatz.

Das Wetter heute: Sonnig, heiß, 32 Grad.

Mittwoch: 22.6.2005:

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt.

Wir beginnen in St. Pauli an der Reeperbahn: Wohl kein anderer Stadtteil wird so sehr mit Hamburg in Verbindung gebracht wie St. Pauli. Man denkt spontan an die weltbekannte Reeperbahn und an die Große Freiheit. Doch die käufliche Liebe ist längst nicht mehr das einzig bestimmende Element auf dem Kiez.
Die wohl berühmteste Straße der Stadt ist bekannt als "sündige Meile". Ursprünglich arbeiteten hier die Seilmacher, die auf der langen Bahn ihre Schiffstaue drehten (Reep steht für Tau oder Seil). Später breiteten sich hier Spielbuden und Schaustellerbetriebe aus. Es entstand eine Vergnügungsmeile, zu der sich als Seemannströster die Damen gesellten, die den Kiez berühmt gemacht haben. Tagsüber wirkt die 600 m lange Reeperbahn ziemlich verschlafen und alles andere als prickelnd. Das Leben beginnt hier mit Einbruch der Dunkelheit. Ab 8 Uhr abends stehen die Mädels vom Kiez gegenüber der Davidwache und gehen ihrem Gewerbe nach, und um Mitternacht tobt überall die Party-, Spaß-, Theater- und Sexszene.

Hans Hummel hieß eigentlich Johann Wilhelm Bentz, ein Hamburger Original, geboren 1787, wohnhaft in der Großen Drehbahn Nr. 36, gestorben 1854.
Hummel arbeitete als Wasserträger und galt als grimmiger Zeitgenosse - umso lieber neckten ihn die Kinder der Neustadt, indem sie ihm den Spottnamen "Hummel, Hummel!" (das heißt soviel wie "Hummer" zuriefen, vermutlich weil er ziemlich streng und verschwitzt roch). Weil der gepeinigte Wasserträger die Racker selten greifen konnte - immerhin trug er viele Liter Trinkwasser kilometerweit in die Stadt - blieb ihm nichts anderes übrig, als sie mit einem deftigem "Mors, Mors!" zu bedenken, plattdeutsche Variante des Götz-Zitats und mit "Hintern" zu übersetzen.

Das Hamburger Rathaus wurde im Jahr 1897 fertig gestellt und ist im Stil der norddeutschen Neorenaissance gebaut. Es ist Sitz von Senat und Bürgerschaft. Nur der Queen kam einst ein Hamburger Bürgermeister entgegen, alle anderen Staatsoberhäupter werden am oberen Ende der Treppe empfangen. Zum 100. Geburtstag im Oktober 1997 wurde die Fassade aus Sandstein frisch gereinigt, sie zeigt sich jetzt wieder von der einstigen Pracht: Der Stolz der Hanseaten hat mit 647 Räumen mehr Zimmer als der Buckingham Palace in London.

Wir hatten das Glück und konnten bei den Stuttgarter Weintagen vor dem Rathaus einige Leckereien und Weine aus dem Süden Deutschlands verkosten.

Die Alsterarkaden sind von Alexis de Chateauneuf 1842 bis 1843 entworfenes städtebauliches Meisterwerk an der Kleinen Alster. Ein Teil der Arkaden ist 1989 abgebrannt, wurde inzwischen jedoch originalgetreu wieder aufgebaut und verbreitet nun wieder einen Hauch italienisches Flair.

Der Jungfernstieg ist Hamburgs beliebte, wenn auch kurze Flaniermeile. Viele alteingesessene Geschäfte und Filialen international bekannter Unternehmen reihen sich hier aneinander. Auch das Alsterhaus befindet sich am Jungfernstieg. Der in den 1950er Jahren erbaute Alsterpavillon lockt mit schöner Aussicht auf die Binnenalster.

Fleete = Kanäle in der Stadt: In Hamburg werden die innerstädtischen Kanäle Fleete genannt (ndd. fleten = "fließen"), die der Hansestadt einen Anklang an Venedig beschert haben. Die Wasserläufe waren teilweise Mündungsarme von Alster und Bille in die Elbe, teils Überlaufgräben des aufgestauten Alsterbeckens, teils angelegte Gräben entlang der Straßen. Auf Schuten und abgetakelten Ewern wurde die Ladung auf den großen Fleeten zu den Speichern gebracht. Da man die Kanäle früher nicht nur zur Trinkwasser-Entnahme, sondern auch als Abort und Mülldepot benutzte, ergaben sich schlimme hygienische Zustände und pestilenzartiger Fäkaliengestank. Das Verkehrsnetz aus 29 Fleeten bei 18 Wasserstraßen wurde nach dem großen Brand 1842 und nach 1945 im Innenstadtbereich auf fünf Fleete vermindert.

Der Sprinkenhof wurde in der Zeit von 1927 - 1943 von den Architekten Fritz Höger sowie Hans u. Oskar Gerson, erbaut. Er war damals das größte Kontorhaus Hamburgs. Eine umfassende Restaurierung wurde von 1999 - 2002 durchgeführt und steht seit 1983 als Teil der Gesamtanlage des "Kontorhausviertels" unter Denkmalschutz.

Chilehaus: Am 21. Oktober 1922 erwarb der Hamburger Kaufmann Henry Brarens Sloman, der sein Vermögen mit Salpeterhandel in Chile gemacht hatte, seinerzeit mit einem Vermögen von ca. 60 Mio. Mark der reichste Mann der damaligen "Republik Hamburg", die insgesamt rund 5.000m² großen Grundstücksteile, auf den ein Kontorhaus der besonderen Art entstehen sollte: Das Chilehaus in Form eines Passagierschiffs. Bereits zuvor hatte Sloman einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, aus dem der zu dieser Zeit für Kontorbauten renommierte Hamburger Architekt Fritz Höger als Sieger hervorging.
Überliefert ist ein Baubeginn am 14. Mai 1922 sowie zahlreiche eingereichte Bauplanungen, die auf einen bewegten Planungsprozess schließen lassen.
Das Chilehaus, erbaut aus 4,8 Mio. Backsteinen, war Zeichen des Aufschwungs nach dem Ersten Weltkrieg und wurde neben dem Michel zum markanten Wahrzeichen der Hansestadt. Weltweit hat das Chilehaus für Aufsehen gesorgt und über die Jahrzehnte hinweg seinen Ruf als architektonisches Kunstwerk erhalten.
Seit dem 27. September 1983 steht das Chilehaus unter Denkmalschutz und ist in der Zwischenzeit auf die Liste des Kulturerbes der Welt der UNESCO aufgenommen worden.

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