Sonntag, 16.7.2006: Um 7 Uhr läutet der Wecker. Das Schiff fährt wieder wie auf Schienen. Der Wind und die Wellen haben sich in der Nacht beruhigt. Es ist sonnig bei 21°C, Windgeschwindigkeit nur 3 Beaufort (4,4 m/s). Mit raschen 15 Knoten steuern wir die Insel Rügen an. Um 8 Uhr sehen wir dann schon die weißen Kreidefelsen in der Sonne leuchten.

Insel Rügen / Deutschland: Im Norden grenzt Deutschland an Dänemark, im Nordosten an Polen, im Osten an Tschechien, im Südosten an Österreich, im Süden an die Schweiz, im Südwesten an Frankreich, im Westen an Luxemburg und Belgien und im Nordwesten an die Niederlande. Die Grenzlänge beträgt insgesamt 3.757 km, die Fläche 357.050 km², 82 Mill. Einwohner, die Bevölkerungsdichte beträgt 231 Einwohner je km², Beitritt der DDR zu BRD am 3.10.1990.
Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde der Begriff "Ostdeutschland" relativ selten verwendet. In aller Regel wurde darunter die Region östlich der Elbe verstanden, die im Norden vornehmlich unter Preußens Einfluss stand. Durch den preußischen Landadel war sie protestantisch und konservativ geprägt. Nach 1945 und speziell nach der deutschen Teilung 1949 wandelte sich der Sprachgebrauch, und im Alltag wurde das Wort entweder auf die Ostgebiete oder - seltener - auf das Gebiet der DDR angewendet. Offiziell versuchte man in Westdeutschland, den Begriff "Ostdeutschland" auf die verloren gegangenen deutschen Ostgebiete zu beschränken und die Anwendung auf die Deutsche Demokratische Republik (DDR) zu vermeiden. Seit 1990 und der Wiedervereinigung ist man bemüht, die neuen Länder, die man vor 1990, vor allem in "Westdeutschland", "Sowjetische Besatzungszone" und später "Mitteldeutschland", häufiger aber "Zone", "Drüben", "Sowjetzone", "Ostzone", "DDR", beziehungsweise "sogenannte DDR" nannte, nun als "neue Länder", "fünf neue Bundesländer" oder "ehemalige DDR", "Ex-DDR", zu bezeichnen. In den 1990ern sprach man amtlich aufgrund des Einigungsvertrages vom Beitrittsgebiet.

Insel Rügen: Nach dem Tod des letzten Slawenfürsten Wizlaw III. von Rügen 1325 kam die Insel infolge der 1321 geschlossenen Erbverbrüderung an Pommern-Wolgast und war eine Zeit lang das Besitztum einer abgezweigten Linie, bis sie 1478 mit Pommern vereinigt wurde. Mit diesem Land kam sie dann 1648 durch den Westfälischen Frieden an Schweden. In den Jahren 1676 und 1715 wurde Rügen vom Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm bzw. von Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, jeweils kurzzeitig den Schweden entrissen. Zur Zeit der napoleonischen Kriege wird Rügen von 1807 bis 1813 von den Franzosen besetzt gehalten. Im Frieden von Kiel von 1814 ging es zunächst von Schweden an Dänemark und fiel dann durch den Wiener Kongress 1815 mit Neuvorpommern an Preußen.
Die Halbinsel Jasmund war nach dem 30-jährigen Krieg eine Zeit lang im Besitz des schwedischen Generals Carl Gustav Wrangel, dann der Grafen de la Gardie, von denen sie Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus erwarb.
Während der Zeit des Nationalsozialismus baute die Organisation "Kraft durch Freude" auf Hitlers Geheiß auf Rügen das große Seebad Prora. Der "Koloss von Prora" ist ein ursprünglich 4,5 km langer, 6-stöckiger Gebäudekomplex zwischen Binz und Sassnitz in bester Strandlage. Er wurde von den Nazis von 1936 bis 1939 erbaut. Über 5.000 Arbeiter, 9 Baukonzerne und 48 weitere Firmen waren beteiligt. 20.000 Volksgenossen sollten hier in Doppelzimmern mit Meerblick ihren Urlaub verbringen. Mit Beginn des Krieges wurden die Bauarbeiten jedoch eingestellt, das KdF-Bad nie vollendet. KdF steht für "Kraft durch Freude", eine NS-Freizeitorganisation der Einheitsgewerkschaft Deutsche Arbeitsfront von Dr. Robert Ley. "Dem Volke zur Erhaltung seiner Nerven ausreichend Erholung geben", so hieß es sinngemäß in Leys Ausführungen zur Umsetzung von Prora. Nach Kriegsende sollte Prora gesprengt werden, was nur teilweise gelang. Schließlich wurden fünf der ursprünglich sieben Blocks von der Nationalen Volksarmee der DDR genutzt. Heute hat sich in Block 3 die Proraer Museumsmeile angesiedelt.

Rügen ist die größte deutsche Insel, sie liegt vor der pommerschen Ostseeküste und gehört zu Mecklenburg-Vorpommern. Das "Tor" zur Insel Rügen ist die Hansestadt Stralsund. Die Insel, durch den Rügendamm über den 2 km breiten Strelasund mit dem Festland verbunden, hat eine max. Länge von Süd nach Nord von 52 km, eine max. Breite von 41 km im Süden und eine Fläche von 926 km². Die Gesamtlänge der Küste Rügens beträgt 574 km. Ihre Gestalt ist durch zahlreiche Meeresbuchten (Bodden oder Wieken) sowie vorspringende Halbinseln und Landzungen äußerst zerrissen.
Die Insel Rügen bildet zusammen mit der Insel Hiddensee verwaltungsmäßig den Landkreis Rügen mit der Kreisstadt Bergen auf Rügen. Weitere Städte sind Putbus, Sassnitz und Garz/Rügen. Hinzu kommen die Ostseebäder Binz, Sellin, Göhren, Baabe und Thiessow. Rügen wird wegen seiner vielfältigen landschaftlichen Schönheit und der langen, feinsandigen Badestrände von vielen Urlaubern besucht.

Um 9 Uhr beginnt unsere Besichtigungstour nach Nordrügen. Nach ca. 30 Minuten Landschaftsfahrt steigen wir in die kleine Arkona-Bahn um und fahren ca. 15 Minuten zum Fischerdörfchen Vitt. Von hier können wir das Kap Arkona auf der Halbinsel Wittow, am nördlichsten Punkt Rügens sehen und die beiden Leuchttürme des Kaps. Der heute älteste Leuchtturm an der Ostseeküste wurde 1827 nach den Plänen des Architekten Karl-Friedrich Schinkel erbaut und erhöhte die Sicherheit der Schiffe, die das gefährliche Kap umfuhren. Der zweite Leuchtturm wurde 1902 als Ersatz errichtet und sendet heute noch Signale aus.
An der Kapelle vorbei kommen wir durch das mit 11 schilfgedeckten Häusern und 24 Einwohnern recht beschauliche Dörfchen zum Strand. Hier werden wir von den Fischern schon erwartet und bekommen diverse frisch geräucherte Fische angeboten, der Imbiss ist im Ausflugspreis von € 45,- bereits inkludiert.

Mit der Arkona-Bahn geht es wieder zurück zum Parkplatz, wir steigen in den, wie immer gut gekennzeichneten Bus um und fahren zur Kreideküste der Halbinsel Jasmund und zum Nationalpark-Zentrum Königsstuhl.

Weiße Kreidefelsen, grüner urwüchsiger Buchenwald und türkisfarbenes Wasser sind die unvergesslichen Eindrücke der kontrastreichen Landschaft Jasmunds. Die Halbinsel steigt bis auf eine Höhe von 161 m an und ist damit die "Bergregion" Rügens. An den Kreideklippen fällt Jasmund schroff zur Ostsee ab. Der Königsstuhl ist dort mit 118 m der höchste der weißen Felsen. Mit Caspar David Friedrichs Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen" wurde diese Landschaft ab 1818 weltberühmt. Im neu eröffneten Nationalpark-Zentrum Königsstuhl kann man die Natur auf eine ganz besondere Weise kennen lernen. Die 2.000 m² große Ausstellung enthüllt in einer Kombination von natürlichen Elementen und moderner Technik die Geheimnisse des Nationalparks und der Erdgeschichte während seiner Entstehung.

Weiter geht es mit dem Bus über die grüne flache Insel nach Sassnitz. 1.450 m misst die längste Außenmole Europas. Die wurde 1889 zum Schutz des Fischereihafens errichtet und erst 1912 fertig gestellt. Der Hafen liegt direkt an der Steilküste. 1850 war Sassnitz das führende Seebad auf Rügen. Später aber überflügelten Binz und andere Seebäder die heute zweitgrößte Stadt der Insel. Heimelige Gassen und Bäderarchitektur erinnern an diese Zeiten. Aber auch die Kreide ist in Sassnitz gegenwärtig. Mächtige weiße Felsen des alten Tagbaus ragen unmittelbar hinter der Altstadt in den Himmel.

Gegen 14 Uhr kehren wir zum Schiff zurück und bekommen im Restaurant gerade noch ein Mittagessen. Als exklusiver Service für AIDAcara-Gäste verkehren wieder AIDA-Shuttlebusse zwischen dem Schiff und dem Badeort Binz, die Tickets kosten wieder € 9,-.
Um 14:40 Uhr sitzen wir bereits im Bus nach Binz.

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