5. Tag: In der Scottish Tourist Information besorgen wir uns jetzt schon Informationsmaterial über Schottland und den Kalender der Highland-Games. Wir wollen wieder einmal ein solches Spektakel mit den urigen Sportarten Volkstanzen, Dudelsackblasen, Baumstammwerfen und diversen anderen Highland-Spezialitäten sehen.

Heute steht unter anderem der Tower of London auf dem Programm. Ein Großteil der 900-jährigen Geschichte des Tower ist mit Angst und Schrecken verbunden. Wer sich den Zorn des Monarchen zuzog, schmachtete oft jahrelang in den düsteren Verliesen dieser Festung. Viele fanden auf dem nahegelegenen Tower Hill ein gewaltsames Ende. Fast alle wurden gefoltert, und nur wenige kamen lebend wieder heraus.
"Beefeaters": 42 königliche Leibgardisten bewachen den Tower und wohnen dort auch. Die berühmtesten Bewohner des Tower sind acht Raben. Niemand weiß, wann sich hier erstmals Vögel ansiedelten, doch die Legende besagt, dass das Königreich untergehen wird, wenn sie den Tower verlassen. Deshalb hat man den Tieren nicht nur die Flügel gestutzt, sondern auch eigens einen "Ravenmaster" eingesetzt. Den Raben, die seit den 50er Jahren im Tower starben, wurde am Burggraben gar eine Gedenktafel gesetzt.
Im "Jewel House" werden die unschätzbaren englischen Kronjuwelen aufbewahrt. Die Kronen, Szepter, Reichsäpfel und Schwerter, die bei Krönungszeremonien und anderen Staatsangelegenheiten getragen werden, sind unbeschreiblich kostbar. Verglichen mit ihrer geschichtlichen und religiösen Bedeutung ist der materielle Wert jedoch unbedeutend. Die meisten Stücke stammen aus dem Krönungsjahr Charles´ II., 1661. Die älteren Kronen und Szepter hatte das Parlament nach der Hinrichtung Charles´ I. 1649 einschmelzen lassen. Den Geistlichen von Westminster Abbey war es jedoch gelungen, einige Stücke bis zur Restauration der Monarchie zu verstecken.
"White Tower", der mächtige "weiße" Turm (30 m) wurde 1097 fertiggestellt und war das höchste Bauwerk Londons. In den königlichen Waffenkammern befindet sich Großbritanniens umfangreichste und bedeutendste Sammlung von Waffen und Rüstungen. Die Sammlung mit rund 40.000 Objekten füllt alle vier Stockwerke des White Tower.
Die Prinzen im Tower: Eines der dunkelsten Geheimnisse des Tower rankt sich um das Schicksal zweier junger Prinzen. 1483 ließ Richard of Gloucester seine beiden Neffen, die Erben des verstorbenen Königs, in den "Bloody Tower" werfen. Die beiden Kinder blieben verschwunden, Richard wurde noch im selben Jahr gekrönt. 1674 fand man in der Nähe zwei Kindergerippe.

Tower Bridge: Diese faszinierende Glanzleistung viktorianischer Ingenieurkunst, 1886 bis 1895 erbaut und erst 1897 eröffnet, ist nicht nur Wahrzeichen, sondern sogar Symbol für die Stadt geworden.Die gotischen Brückentürme und der sie verbindende "Catwalk" (=Fußgängerbrücke) enthalten den Mechanismus, der die schwere Zugbrücke öffnet. In beiden Türmen, in denen knapp 300 Stufen nach oben führen, sind Ausstellungsstücke zur Geschichte der Brücke zu sehen, u.a. die Dampfmaschine, die bis zur Elektrifizierung 1976 den Zugmechanismus antrieb. Innerhalb von 90 Sekunden können ihre beiden je 1.100 Tonnen schweren Zugbrücken für die Durchfahrt großer Schiffe geöffnet werden. Geöffnet hat die Brücke eine Höhe von 40 m und eine mittlere Spannweite von 60 m. Einst wurden die Fahrbahnen fünfmal täglich hochgezogen.
Die Fußgängerbrücke bietet ein herrliches Panorama.

Nach dieser ausführlichen Besichtigung verspeisen wir in einer nahegelegenen Pizzeria unser Mittagessen. Anschließend genießen wir noch die Atmosphäre dieser Stadt und kehren erst sehr spät am Abend wieder "nach Hause" zurück.

Das Wetter heute: Vormittag leichter Regen, Nachmittag sonnig und warm.

 

6. Tag: Es regnet. Nach dem Frühstück bringen wir unser WOMO in Ordnung, leeren den Abwassertank und füllen Frischwasser nach. Dann müssen wir leider unseren Stellplatz räumen, dürfen aber das WOMO bis zu unserer Abfahrt am Nachmittag bei der Rezeption abstellen. Anschließend fahren wir mit dem Autobus und der U-Bahn zur Tower Bridge, die soll nämlich um 10 Uhr geöffnet werden. Da der Autobus im Stau und die U-Bahn im Tunnel stehen bleiben, kommen wir um 6 Minuten zu spät zur Brücke. Zum Trost besorgen wir uns ein 2. Frühstück und kaufen noch einige Souvenirs und Lebensmittel. Auf dem Campingplatz wird noch geduscht und eine Kleinigkeit gegessen.

Dann verlassen wir London auf der M4 in westlicher Richtung und fahren auf der A4 nach Marlborough.
Marlborough ist berühmt für seine Hauptstraße, die außerordentlich breit ist und viele schöne Häuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert aufweist. Ebenso berühmt ist das MARLBOROUGH COLLEGE, eine der führenden Public Schools Großbritanniens (gegründet 1843), in dessen Gelände sich ein prähistorischer Erdwall befindet, von dem der Name der Stadt stammt. Wir stehen nun auf dem Parkplatz hinter dem vorerwähnten Gymnasium zwischen 2 Bäumen und richten uns hier unseren Schlafplatz ein.

Das Wetter heute: Seit wir London verlassen haben schüttet es ununterbrochen.

 

7. Tag: Nach dem Frühstück besuchen wir den Ortskern, kaufen für Rudi Gummistiefel (für die Highlands!!!) und für das Mittagessen Schellfischfilets.

Nach wenigen Fahrminuten erreichen wir den kleinen Ort Avebury, der inmitten des Avebury Circle liegt. Dabei handelt es sich um eine vorgeschichtliche Anlage, die noch älter als die von Stonehenge ist und aus dem 19. oder 20. Jahrhundert v. Chr. stammen dürfte. Der "Avebury Ring" ist ein großer Kreis unbehauener Steinblöcke, die bereits zu einer Zeit aufgestellt wurden, ehe der Mensch noch Kenntnis von der Behauung des Steins hatte. Viele dieser Steinblöcke sind in den vergangenen Jahrhunderten zum Haus- und Straßenbau verwendet worden.
Gisela "mutet" einzelne Steine mit ihrer Rute und stellt starke Erdstrahlenfelder fest.

Mittagessen im Wohnmobil: gebratener Schellfisch, Salzkartoffeln, Zucchinisalat und Weißwein. Als Nachtisch gibt es Cappuccino und Kekse.

Weiter geht die Fahrt nach Stonehenge. Dieses größte steinzeitliche Denkmal Europas besteht aus zwei konzentrischen Kreisen großer aufrechtstehender Steine, die paarweise durch andere Steine verbunden sind, mit einem großen steinernen Altar in der Mitte. Es handelt sich dabei um eine 3.500 Jahre alte Begräbnisstätte. Nach anderen Auslegungen handelt es sich bei den Steinkreisen um ein etwa 1800 v. Chr. angelegtes "Sonnenheiligtum".
Es ist unbekannt, wie die Menschen der damaligen Zeit diese schweren Steine, die nur in Prescelly Mountains in Pembrokeshire (Südwesten von Wales) vorkommen, den 250 km weiten Weg hierherschaffen konnten. Manche dieser Steinmonolithen wiegen mehr als 4 Tonnen.
Die in vielen einschlägigen Büchern vertretene Ansicht, dass es sich bei Stonehenge um ein Heiligtum handeln könnte, das von den Druiden erbaut wurde, ist falsch, da laut letzter wissenschaftlicher Nachforschungen die Druiden erst 900 bis 1000 Jahre nach der Errichtung der Steinkreise in dieses Gebiet kamen.

Glastonbury: Das Kloster ist das Herz der Stadt und doch heute mehr als eine Ruine. Es war das letzte Kloster, das von Heinrich VIII. geschlossen wurde, als er die Engländer gewaltsam zum Anglikanischen Kirche konvertierte. Nach der Auflösung des Klosters verfiel auch die Stadt.
Es ist jetzt genau 18 Uhr und die Abbey wird gerade geschlossen. Da hier keine Besichtigung mehr möglich ist, fahren wir zu einem konischen Hügel, dessen Kuppe vom "Glastonbury Tor", einem verfallenen Kirchturm, gekrönt wird. Der Weg hinauf führt über spiralförmige Terrassen bis zum Fuß des Turms. Glastonbury, die legendäre Isle of Avalon, war tatsächlich eine von Sumpfland oder Schwemmwasser umgebene Insel, als sich die frühen Christen hier ansiedelten.
Manfred, Rudi und Gisela genießen dort oben den Sonnenuntergang zusammen mit einer Menge anderer Leute.

Wir fahren noch weiter nach Wells und suchen uns dort einen ruhigen Schlafplatz.

Das Wetter heute: zuerst leichter Regen, dann sonnig und warm.

 

8. Tag: Die mittelalterliche Stadt Wells, in der noch zahlreiche Häuser, Gasthöfe und Stadttore aus dem 14. bis 16. Jahrhundert erhalten sind, ist hauptsächlich wegen ihrer Kathedrale sehenswert, die im 12. und 13. (die Türme im 14. und 15.) Jahrhundert erbaut wurde. Ihre Fassade wurde im Jahre 1239 vollendet und gilt als herrlichstes Beispiel des Early English Style. Sie ist mit über 300 Statuen (davon 152 in Lebensgröße) geschmückt, und es gibt kein Bauwerk mehr in England, das eine so große Anzahl mittelalterlicher Skulpturen besitzt.
Im Innern der Kathedrale sind vor allem die herrlichen Bogengewölbe, die Säulenkapitelle, die mittelalterlichen Grabdenkmäler, der Chor mit dem "Bischofsstuhl" (18. Jahrhundert), die "Lady Chapel" (1326) und die astronomische Uhr (1392) im nördlichen Kreuzschiff beachtenswert.
Es ist heute nur leider eine kurze Besichtigung möglich, da anläßlich des Schulbeginns ein Gottesdienst stattfindet.

Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört der Bischofspalast (1208), der von einem Burggraben umgeben ist. Seit mehr als hundert Jahren ziehen die Schwäne in diesem Graben an einer Glocke, wenn es Zeit für die nächste Fütterung ist.

Nach einer kurzen Mittagspause auf einem Parkplatz in Wells geht es anschließend über die M5 und M6 nach "North". In Weston entleeren wir bei einer Tankstelle unseren Abwassertank und stellen dabei fest, dass im Kofferraum einige Zentimeter hoch Wasser steht. Rudi und Manfred müssen die linke Rückwand abmontieren und können dann den Abfluß der Brausetasse reparieren: Das Abflußrohr war nicht an der Brausetasse angeschraubt, daher lief das Wasser in den Kofferraum und steht dort 2 cm hoch - Schlauch zusammengesteckt - O.K. Weiters ist der Brauseschlauch defekt, das Wasser rinnt neben dem Schlauch aus dem Brausekopf heraus - das kann unsererseits nicht repariert werden. Bei der elektronischen Ölstandskontrolle ist der Plastikschuh bei der Gewindeschraube abgebrochen - wir kleben ihn wieder zusammen.

Nach diesen Reparaturen und einer Stehzeit von 4 Stunden geht es auf der M6 wieder weiter in Richtung Schottland. In Carlisle finden wir wieder in einer Siedlung einen Schlafplatz. Wir trinken noch Cinzano, Rotwein, Bier, essen Wurst und Käse und gehen dann etwas beschwipst zu Bett.

Das Wetter heute: Typisch schottisch, das heißt: Sonne, Wolken und leichter Regen wechseln sich im Viertel- bis Halbstundenrhythmus ab.

Schottland

Allgemein:

 

Fläche 78.789 km²
Küstenlinie 3.700 km
größter See Loch Lomond, 85 km²
tiefster See Loch Ness, 230 m
höchster Berg Ben Nevis, 1.343 m
Einwohner 5,2 Millionen, 86 % davon leben in den Städten
Bevölkerungsdichte 68 Einwohner pro km²
Hauptstadt Edinburgh, 409.000 Einwohner
weitere große Städte Glasgow (684.260 Einwohner), Aberdeen (216.520 Einwohner), Dundee (171.520 Einwohner)
wichtigster Erwerbszweig Fischerei, Fischfarmen, Nordseeöl und Tourismus
Außenhandel wichtigster Exportartikel ist Whisky
Bodenschätze Erdöl, Erdgas
Klima in Schottland herrscht ozeanisches Klima, das sich durch mäßig warme Sommer und vor allem an der Westküste durch milde Winter auszeichnet
Flagge Die Nationalflagge, weißes Andreaskreuz auf blauem Grund, die älteste Flagge Europas, fand bei einer Schlacht zwischen Pikten, Schotten und den Angeln aus Northumbrian in der Nähe von Athelstaneford in grauen Vorzeiten ihren Ursprung.

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