9. Tag:
Nach dem Frühstück fahren wir zum Hadrian´s Wall.
Mit
den keltischen Pikten, den "Bemalten", waren die Römer nicht fertiggeworden,
so bauten sie einfach den Hadrian´s Wall, um sich vor den "nördlichen Barbaren"
zu schützen. Er durchzieht ganz England von Newcastle bis Carlisle. Das Ganze
ist so massiv gebaut, dass es heute noch - nach 1800 Jahren - stellenweise als
Straße benutzt wird.
Um 14.30 Uhr passieren wir die Grenze zu SCHOTTLAND.
Die
Distel: Wieso, fragen sich viele,
wird eine dornige Blume zum Nationalsymbol? Das kommt so: Vor einer sehr langen
Zeit, als Schottland von marodierenden Vikingern geplündert wurde, lagerte
eine Gruppe schottischer Kämpfer nachts auf einem Feld. Ohne dass sie es
ahnten, bereitete sich eine Gruppe Vikinger darauf vor, die Schotten im Schutz
der Dunkelheit anzugreifen. Als sich die angreifenden Vikinger den Schotten
näherten, traten sie auf eine Ansammlung von Disteln. Da sie barfuss unterwegs
waren, stiessen sie laute Schmerzensschreie aus, als sich die Dornen in ihre
Füsse bohrten. Durch den Lärm erwachten die Schotten und waren in
der Lage, sich der Angreifer zu erwehren. Von diesem Tag an, wurde die Distel
als schottisches Nationalsymbol übernommen.
In der heutigen Zeit wird die Distel oft benutzt, um das "Schottische"
vieler Produkte zu betonen und man kann sie als Symbol auf vielen Produkten,
Firmenemblemen etc. finden.
Von Carlisle kommend, stößt man direkt an der Grenze
auf einen wohl weltweit bekannten Besuchermagneten:
Gretna Green. Da ab 1713 in England
Eheschließungen nur mit Lizenz und in der Kirche möglich waren, flohen viele
junge Leute in den ersten Ort hinter der englisch-schottischen Grenze, nach
Gretna Green. Nach 1865 sah das Gesetz vor, dass wenigstens ein Partner mindestens
für 3 Wochen in Schottland gelebt haben mußte. Endgültig illegal wurde die Hochzeit
aber erst 1940.
Als Touristenattraktion kann man heute noch vor dem alten Amboß im "Old Blacksmith´s
Shop Centre" sogenannte "mock weddings" (Scheinehen) inkl. Zertifikat, vornehmen
lassen. Weiters gibt es einen großen Souvenirladen und ein Restaurant.
Eigentlich wollten wir hier unseren Rudi "zum 3. Mal verheiraten", aber die
gegebenen Umstände machten es leider nicht möglich. Er hatte wirklich
Glück!
Über Dumfries kommen wir auf der A76 zum Drumlanrig Castle.
Das prachtvolle Renaissanceschloß aus dem 17. Jahrhundert ist ein stattlicher
Bau aus rosafarbenem Stein.
Drumlanrig
Castle hat einen rechteckigen Innenhof, der von vier symmetrischen Flügeln umschlossen
wird. Das Niveau des Innenhofes liegt ein Stockwerk höher als das äußere Niveau.
Im Inneren befindet sich eine bedeutende Bildergalerie mit einer Sammlung von
sich über 300 Jahre erstreckenden Familienportraits sowie Gemälde von Rembrandt,
van Dyck und eine erlesene Sammlung französischer Möbel.
Da das Schloß auch heute wieder geschlossen ist,
machen wir bei strömenden Regen nur einige
Fotos und Videoaufnahmen und fahren dann weiter auf der A76, dann auf die A70
durch Ayr, auf die A719 nach Dunure. Unser Schlafplatz ist wieder auf einer Betonplatte
direkt am Meer, wie beim letzten Mal.
Nach
einem kleinen Spaziergang bei Regen über grüne Wiesen kehren wir in das einzige
Pub bzw. Restaurant des Ortes, ins "Anchorage", ein. Eine halbe Stunde müssen
wir an der Bar verbringen, bis endlich im 1. Stock des Restaurants ein Tisch
für uns frei wird. In diesem netten Lokal essen und trinken wir gut und ausgiebig.
Gegen 23 Uhr fallen wir todmüde ins Bett.
Das Wetter heute: In der Früh sonnig und warm, am Nachmittag Regen.
10. Tag: Nach einem ausgiebigen Frühstück treffen wir um 10 Uhr auf dem Parkplatz des Culzean Castle ein. Es ist ein direkt an der Steilküste gelegenes Schloß, das zwischen 1777 und 1792 errichtet wurde und gilt als eines der Meisterwerke von Robert Adam. Durch einen Torbogen gelangt man in das Anwesen. Im Vordergrund des Hauses befindet sich ein fremdländisch anmutender Terrassengarten mit Palmen. Hinter dem Gebäude kann man über dem Meer die Insel Arran erblicken. Der Auftraggeber, der Earl von Cassilis, wie auch Robert Adam waren von den romantischen Burgen in Italien beeindruckt und wollten Ähnliches auch in Schottland verwirklichen. Zu diesem Zwecke wurde der originale Turm erneuert und mit zwei Seitenflügeln mit vorspringenden runden Ecktürmen sowie mit Zinnen und Brustwehr versehen.
Das Innere, ebenfalls von Adam gestaltet, beeindruckt durch seine
Eleganz. Besonders eindrucksvoll ist das von einer Kuppel gekrönte ovale Treppenhaus.
1945 hatte der Kennedy-Clan dem National Trust of Scotland (ein Verein zur Erhaltung
von Nationalmonumenten) das Schloß unter der Bedingung überlassen, die obere
Etage für "VIP" (very important person) zu reservieren. Präsident Eisenhower
hatte in Culzean Castle Wohnrecht auf Lebenszeit. Bilder und Erinnerungsstücke,
die in einem kleinen Raum ausgestellt sind, erinnern daran. Lohnend ist auch
ein Besuch in den weitläufigen Parkanlagen, die 1970 als erster schottischer
Country Park eröffnet wurden.
Zuerst
spazieren wir in der riesigen Grünanlage und dann besichtigen wir das herrliche
Schloß. Im angrenzenden Café essen wir ausgezeichnete Salate.
Gleich neben dem Culzean Castle befindet sich ein Campingplatz. Wir wollten, selbstverständlich gegen Bezahlung, nur duschen. Durften wir jedoch nicht. Somit fahren wir weiter zum "Heads of Ayr" Campground und zahlen hier pro Person 1 Pfund. Das Wasser ist angenehm warm, die Duschen und Sanitäranlagen jedoch sehr verschmutzt.
Südlich der blühenden Küstenstadt Ayr befindet sich die eigentliche
Heimat des beliebtesten schottischen Volksdichters, Burns Country. In dieser
Gegend ist Robert Burns 1759 zur Welt gekommen, hier hat er die meiste Zeit
gelebt, hier ist er 1796 gestorben. Und hier erinnert alles an seine in Versen
erzählte Geistergeschichte von Tam O´Shanter, die in Schottland jedes Kind kennt.
Am Abend sind wir in Inverkip, wo wir in der Marina gutes und reichliches Abendessen zu uns nehmen. Ab 21 Uhr werden wir mit Live-Musik verwöhnt und bleiben bis 23 Uhr.
Das Wetter heute: Schottisch - wechselhaft