21. Tag: Rudi möchte heute unbedingt den Sonnenaufgang fotografieren. Als um 6.15 Uhr der Wecker läutet, schüttet es in Strömen.

Auf der Stichstraße B801, entlang dem Loch Inchard, lohnt es sich, einen Abstecher nach Kinlochbervie zu machen. Es ist ein kleiner Ort, wo die gepflasterte Straße endet. Erst in den 50er Jahren erhielt der Ort fließendes Wasser und Elektrizität. Die Bevölkerung lebt vor allem von der Fischerei, denn Kinlochbervie ist der größte Fischerhafen an der Westküste. Riesige Containerlastwagen quälen sich entlang der einspurigen Straße, um gefrorenen Fisch in alle Teile Europas zu transportieren.
Hier in Kinlochbervie füttern wir die Möwen und kaufen Souvenirs.

Durness ist das am nordwestlichsten gelegene Dorf auf dem britischen Festland und - eingefaßt von einer Bucht - sicherlich eines der attraktivsten. Durness ist die einzige größere Häuseransammlung zwischen Ullapool und Thurso. Ursprünglich befand sich hier eine Radarstation des Verteidigungsministeriums, bis die Gebäude 1964 von alternativen Kunsthandwerkern erworben wurden. Der 9-Loch-Golfplatz ist der nördlichste auf dem britischen Festland, und das berühmte 9. Loch beinhaltet einen Schuß über den Atlantischen Ozean. Der Strand hier ist großartig, und die Blicke zum Cape Wrath im Westen und Loch Eriboll im Osten sind atemberaubend.

Die Strecke von Durness nach Tongue ist landschaftlich außerordentlich schön. Immer wieder bieten sich phantastische Blicke auf die Berge und das Meer. Die Straße schlängelt sich entlang der tief ins Land reichenden Meeresbucht Loch Eriboll, dem tiefsten Loch in Großbritannien. Eine Brücke führt über den wunderschönen Kyle of Tongue, aber noch schöner ist die einspurige Straße entlang der Südseite des Kyle mit tollen Ausblicken auf den Ben Hope.

Der kleine Ort Tongue liegt an der Kreuzung der A838 und der A836 und bietet außer seiner schönen Lage nicht viel.

In Tongue biegen wir links ab nach Skerray. Diesen Ort mit seinen 2-3 Häusern und einem alten verfallen Schuppen gegenüber dem kleinen Hafen direkt am Meer, haben wir bereits vor einigen Jahren entdeckt.

Wir heizen ein und genießen im geschützten WOMO Brote mit schottischem Räucherlachs und eine Flasche australischen Weißwein, während der Regen auf das Dach prasselt und das Wohnmobil vom Sturm geschüttelt wird.

Das Wetter heute: Stürmisch, kalt.

 

22. Tag: Die ganze Nacht Sturm und Regenschauer. An Schlaf war fast nicht zu denken, nur Rudi hat tief und fest geschlafen. Ob er vielleicht etwas zu viel Weißwein erwischt hat?

Nach dem Frühstück fahren wir auf der A836 nach Süden. Die Strecke führt durch wunderschöne, hügelige Heide- und Waldlandschaft nach Bonar Bridge. Ein Besuch der Kathedrale lohnt sich.

Die Tain-Halbinsel liegt zwischen dem Cromarty Firth im Süden und dem Dornoch Firth im Norden. Die größte Stadt ist Tain, Geburtsort des St. Duthac (11. Jahrhundert), später eine Pilgerstätte und danach ein lebhafter Handelsort.
Eine besondere Attraktion des Ortes ist die Glenmorangie Whisky Distillery. Im Anschluß an die von Mrs. Linda Skinner abgehaltenen Führung durch die Produktionsräume wird ein kleiner Probeschluck des weltweit beliebten Whiskys gereicht. Die Distillery wurde seit unserem letzten Besuch modernisiert und die Produktionskapazitäten verdoppelt.
Zum Abschluß überreicht Manfred Mrs. Skinner die Fotos unseres letzten Besuches im September 1988. Sie freut sich sehr über unser Wiederkommen und schenkt uns als Dankeschön 4 kleine Whiskyfässer-Schlüsselanhänger.

Am Eingang der Jugendherberge Carbisdale Castle in Culrain an der A836, finden wir heute unseren Schlafplatz. Nach dem Abendessen machen wir einen Spaziergang zum Schloß, doch es ist leider nur für Besucher der Herberge zugänglich. Somit machen wir wieder kehrt und gehen zum WOMO zurück.

Das Wetter heute Anfangs stürmisch und Regen, dann nur mehr kurze Regenschauer.

 

23. Tag: Um 9.30 Uhr stehen wir bereits gemütlich auf dem Parkplatz von Bonar Bridge, wo heute die "Invercharron Highland-Games" stattfinden. Die Vorbereitungen zu den Games sind in vollem Gang, während wir gemütlich unser Frühstück einnehmen. Der offizielle Teil beginnt um 13 Uhr. Sämtliche rund um das Jahr stattfindende Veranstaltungen sind in der Broschüre "What´s On in Scotland" aufgelistet.

Highland Games haben eine jahrhundertalte Tradition, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Teilweise religiös, ging es bei den Spielern jedoch hauptsächlich um das Kräftemessen untereinander. Dafür wurden verschiedene "Geräte" wie beispielsweise Steine oder Baumstämme (was das Land eben zu bieten hatte) verwendet. Der König oder Clanchef war bei diesen Veranstaltungen immer anwesend.
Die Wettkämpfe boten ihm die Möglichkeit, neue Gefolgsleute (Kämpfer, Kuriere oder Wachmänner) auszuwählen. Natürlich waren auch sämtliche Dorfbewohner bei dem Spektakel anwesend, denn die Feste hatten auch eine wichtige soziale Funktion im dörflichen Leben und waren stets mit Musik und Tanz verbunden - ein Faktor, der auch heute sicherlich noch zutrifft.

Als Queen Victoria 1848 zum erstenmal an einem Highland Game teilnahm, forderte sie die Anwesenden zum Tragen ihrer Kilts auf.
Unzählige Gemeinden veranstalten heutzutage in den Sommermonaten ihre eigenen Highland Games, und wenn man die Gelegenheit hat, sollte man sie unbedingt besuchen.
Die Hauptattraktion ist nach wie vor das Kräftemessen untereinander, insbesondere das sogenannte "Tossing the Caber". Dabei soll ein hoher, schwerer Baumstamm zwar nicht weit fliegen, sich jedoch überschlagen und in der 12-Uhr-Stellung liegenbleiben. Dudelsackkapellen und Tanzgruppen tragen zur Unterhaltung bei.

Auf der A9 fahren wir nach Blair Atholl (11 km nördlich von Pitlochry), und finden auf dem Bahnhofsparkplatz unseren heutigen Schlafplatz. Da wir nun bald wieder die Grenze zu England passieren werden, feiern wir die gelungene Schottlandreise noch mit Räucherlachs und Weißwein.

Das Wetter heute: Regenschauer, Sonne, kalt.

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