9. Tag: Der Tag beginnt sonnig aber kalt, deshalb heizen
wir ein.
Aufbruch in den kleinen Ort Picton.
Als eigentliches Tor zur Südinsel ist Picton eine
Enttäuschung. Betriebsamkeit herrscht nur, wenn eine Fähre an- bzw.
ablegt. In der Zwischenzeit verfällt der Ort regelmäßig in einen
Dornröschenschlaf.
Wir kaufen im Supermarkt ein und gehen dann ins
Visitor Centre um E-Mails zu schreiben und den Wetterbericht abzufragen.
Die Prognose für die kommenden Tage an der Westküste ist sehr günstig,
deshalb ändern wir unsere Pläne, und anstatt in Blenheim zu dinieren und
den guten Wein zu verkosten, beschließen wir, gleich an die Westküste zu
den berühmten Pancake-Rocks (auf österreichisch: Palatschinkenfelsen) zu
fahren.
Die Strecke ab Picton ist nicht ganz so interessant, hat aber durchaus
ihre landschaftlichen Reize. Sie folgt im wesentlichen dem Verlauf des
Wairau River, in dessen breitem Tal der Hwy. 63 zum Teil schnurgerade
verläuft und zügiges Fahren ermöglicht. Schließlich aber werden die
Berghänge höher und rücken näher zusammen. Wenige Kilometer nach der
Weggabelung mit der Verbindungsstraße nach Motueka (im Norden der Insel)
gelangt man ins kleine Dörfchen St.
Arnaud. Das ist ein weiniger aufregendes
Dörfchen, das nur einige hundert Einwohner hat, im Winter aber als
Skisportzentrum gilt und im Sommer als Hauptort des Nelson Lakes
Nationalparks.
Eine Vielzahl von Wanderungen am und um den Lake
Rotoiti gehen von St. Arnaud aus. Wir wollten
die 1 ½ Stunden Loop Track Wanderung machen, damit wir die Schönheit
dieser Region bewundern können. Nach einem kurzen Spaziergang durch den
Wald müssen wir leider umkehren, da die Sandfly-Plage hier unerträglich
ist. Auch gefällt den dicken Hummeln Manfreds T-Shirt mit dem braun-gelben
Kiwi so gut, dass sie dauernd darauf landen wollen. Inzwischen ist es
sonnig und sehr heiß.
Weiter auf dem Hwy. 63 über Howard Junction - Hwy. 6 - Fern Flat -
Inangahua Junction - Charleston - nach Punakaiki. Die Route
führt großteils durch das Tal des Buller Flusses, auf dem im Frühjahr
Wildwasser-Rafting und Jetboot-Fahrten stattfinden. Wir sehen den Buller
manchmal als schmales Rinnsal in einem mächtigen Kiesbett sich
dahinschlängeln und manchmal als reißenden Fluß durch enge Schluchten
schießen. Die Fahrt verläuft auf der fast leeeren Straße meistens sehr
zügig, es gibt aber auch etliche kurvenreiche Abschnitte in den Bergen.
Wir kommen durch die Fotostopps nicht ganz so rasch weiter wie in Picton
geplant, und so erreichen wir die Pancake-Rocks gerade noch bei
Sonnenuntergang, das ist aber genau die beste Zeit für tolle Fotos!
Punakaiki: Das
gesamte Naturschutzgebiet wurde im Dezember 1987 zum Paparoa Nationalpark
erklärt und ist damit der Drittjüngste der neuseeländischen Nationalparks.
Nicht zu
bändigen ist die Brandung an den PANCAKE-ROCKS, die an der Küste aus dem
Meer aufragen und überdimensionalen Pfannkuchenstapeln ähneln. Die
Pancake-Rocks könnten das gelungene Werk eines "Eat-Art"-Künstlers sein.
Tatsächlich aber war und ist das Meer der Baumeister. Das vor etwa 30
Millionen Jahren abgelagerte Material war geradezu Wachs in den Händen der
Brandung. Jedenfalls die weichen Schichten, die immer im Wechsel mit einer
härteren in weit zurückliegenden Erdentagen abgelagert wurden. Die
widerstandsfähigen härteren Schichten haben als Pfannkuchen überlebt -
zumindest bis heute, denn der Heißhunger der Brandung ist nicht zu
stillen.
Der Trail und die Aussichtspunkte sind recht bevölkert, da auch viele
andere Besucher dieses Motiv einfangen möchten. Bei den Pfannkuchen-Felsen
gibt es auch eine Stelle, an der die Wellen unter den Felsen weiterlaufen
und ganz am Ufer zwischen den Pfannkuchen-Felstürmen als hohe Fontänen
herausspritzen. Das sind die sogenannten "Blowholes" (Blaslöcher), weil es
so ähnlich aussieht, als ob ein Wal "bläst".
Auf dem Campingplatz Punakaiki, direkt neben dem tosenden Meer, bleiben
wir für heute Nacht. |