10. Tag: Es ist leicht bewölkt und kühl. Wir fahren wieder zu den Pancake-Rocks um dieses schöne Motiv auch in der Vormittagssonne zu fotografieren. Um 11 Uhr ist es bereits wieder sonnig und sehr warm.

Auch nach Punakaiki bleibt der Hwy. 6 in Ufernähe der Tasman See und die Landschaft rauh und wunderschön. Sehr ähnlich dem Highway No. 1 in Kalifornien. Schließlich erreichen wir die Stadt Greymouth. Greymouth ist immer noch das wirtschaftliche und kommerzielle Zentrum der West Coast, wenn auch die großen Zeiten des Geldrausches vorbei sind. Gegenüber den damals mehr als 50.000 Einwohnern, leben heute etwa 10.000 Menschen in der "Westküsten-Metropole". Das wirtschaftliche Leben der Stadt wird durch den Kohlenabbau und die Holzindustrie bestimmt, und der Hafen an der Mündung des Grey River ist der größte an der Westküste.

Von Greymouth nach Franz Josef: Für die ca. 180 km lange Strecke zwischen Greymouth und Franz Josef nehmen wir uns ausreichend Zeit, denn wir legen entlang des Highways für das grandiose Panorama mehrere Fotostopps ein.

Um 16 Uhr erreichen wir den Touristenort "FRANZ JOSEF". Nun haben wir das Gebiet des Westland-Nationalparks erreicht und die mächtige Gletscherzunge des Franz Josef Glaciers vor Augen. Der Franz Josef Glacier wurde von dem in Bonn geborenen Forscher Julius von Haast 1862 erreicht und nach dem österreichischen Kaiser Franz Josef benannt. Aus der 2.438 m hohen Region des ewigen Eises fließt er auf ca. 13 km täglich mit der enormen Geschwindigkeit von bis zu 5 m zum Regenwald hinunter. Seine eindrucksvolle Zunge mißt etwa 800 m in der Breite und ist etwa 30 m dick.

So leicht wie der Tourist heute hatte es von Haast damals nicht bei seinen Expeditionen in die Südalpen Neuseelands. "FRANZ JOSEF" ist nämlich der Ausgangspunkt für Helikopterrundflüge.

Auf dem naheglegenen "Forest Park Campground" haben wir noch Zeit um den heutigen Reisebericht zu verfassen und ziehen uns dann für den Helikopterflug warm an. Eine komplette Foto- und Videoausrüstung darf bei so einem Ausflug nicht fehlen.

Nach den Sicherheitsinstruktionen begeben wir uns mit 4 weiteren Passagieren zum Hubschrauber. Nun geht es hinauf zu den schneebedeckten Gipfeln und Gletschereismassen.
Über ein langes Waldstück fliegen wir zum Fox Glacier, weiter um die Spitze des Mount Cook, vorbei am Mount Tasman, und die Krönung des Ganzen ist eine Landung auf dem Firnfeld des Franz Josef Gletschers. Märchenhaft still wird es mit dem Helikopter nicht, weil wegen der dünnen Luft in der Höhe der Rotor nicht abgestellt wird und während des etwa 15 minütigen Aufenthaltes weiterläuft. Von oben ist die Welt der 60 Gletscher, die sich im Westland Nationalpark befinden, am schönsten. Das Bergpanorama ist überwältigend und es ist ein tolles Gefühl, als Österreicher auf dem nach dem österreichischen Kaiser Franz Josef benannten Gletscher zu stehen. Und noch dazu bei diesem herrlichen Wetter. Hinunter geht es nun immer der Gletscherzunge entlang, und nach ca. 40 Minuten landen wir wieder sanft auf dem Ameisenhügel-ähnlichen Landeplatz in Franz Josef.

Wie schon erwähnt befinden wir uns heute auf dem "Forest Park Campground" und stellen fest, dass dieser die besten Sanitäranlagen bis jetzt hat. Die einzeln abgeschlossenen Duschkabinen sind mit angenehm warmem Wasser und jeweils mit einem WC ausgestattet.
Auch einen (ziemlich teuren) Internetzugang gibt es hier auf dem Campingplatz, jedoch dauert jede Transaktion ewig lange, da die Daten nicht über Erdkabel sondern über Funktelefon übertragen werden. Nach ca. 30 Minuten geben wir auf und schreiben in unserem Wohnmobil noch ein paar Ansichtskarten.


11. Tag: Nur ungern verlassen wir den sauberen netten kleinen Campingplatz.

85 km südlich von Franz Josef kommen wir am Lake Paringa zu einer Lachsfarm. Man kann hier um NZ$ 1,- (EUR 0,50) Futter kaufen und die Lachse damit füttern. Kinder sind gerade dabei die Fische zu füttern und man kann das Getümmel im Wasser gut beobachten.
Wir bleiben gleich hier zum Mittagessen. Inzwischen ist es stark bewölkt und es regnet.

Ab "HAAST VILLAGE" verläßt der Hwy. 6 die Westküste und folgt dem Haast River nach Osten, wo wir nach 63 km den nur 563 m hohen Haast-Paß erreichen.

Als erste Europäer entdeckten im gleichen Monat in unabhängig voneinander durchgeführten Expeditionen Charles Cameron und Julius von Haast den Paß im Jahre 1863. Haasts Berichte waren die Grundlage für den Plan, den alten Maoripfad auszubauen und die Ost-West-Verbindung herzustellen. 1876 wurde zum erstenmal Post über das Gebirge gebracht. Die Straße von damals war aber nicht mit dem heutigen Highway vergleichbar, sondern bestand aus einem schlammigen, engen und kurvenreichen Pfad, den Kutschen nicht befahren konnten. Erst ab 1880 verbreiterte man diesen, damals in Erwartung, dass die Trasse einst für eine Eisenbahnlinie genutzt werden könnte. Es bedurfte einer langen Zeit und vieler Arbeitskräfte, bis im November 1960 der Verkehrsminister die Haast-Otago-Road offiziell für den Autoverkehr eröffnen konnte. Allerdings wurden erst in den 90er Jahren alle Abschnitte asphaltiert. Seinen Namen erhielten der Paß, der Fluß und die kleine Siedlung an seiner Mündung nach jenem Entdecker, der zusammen mit vier Begleitern nach vielen Schwierigkeiten von Wanaka kommend, endlich die Tasman See erreichen konnte.

Die Landschaft ist weit und gewaltig. Auf der Paßhöhe haben wir schließlich die Grenze zwischen den Provinzen Westland und Otago erreicht und fahren von hier aus in das Seengebiet von Wanaka hinab. Wir fahren sogar den Wolken davon, der Himmel ist wieder blau, aber es weht ein starker Wind.

Von Haast nach Wanaka: Nachdem wir den Haast-Paß überquert haben, führt die erste Etappe durch eine karge, imponierende Landschaft, die von den Gletschern der Eiszeit abgeschliffen und mit großen Schmelzwasserseen aufgefüllt worden ist. Ab der Wasserscheide (am Haast-Paß) des Fjordlandes verlaufen die Wildwasserströme und Gebirgsbäche in südöstlicher Richtung, speisen die großen und tiefen Seen, wie z.B. den Lake Wanaka, Lake Hawea, Lake Wakatipu, usw., aus denen wiederum einige der längsten Flüsse Neuseelands durch das Südland und Otago zur Pazifikküste zwischen Invercargill und Timaru strömen. Zwei der beeindruckenden Seen liegen direkt am Hwy. 6. Zunächst erreichen wir mit der Flußmündung des Makarora River das schmale nördliche Ende des Lake Wanaka.

Der Lake Wanaka ist insgesamt etwa 56 km lang und durchschnittlich 5 km breit. Eingerahmt von hohen Bergen liegt die Oberfläche des blauen Sees 282 m über dem Meeresspiegel. Seine Wassertiefe beträgt stellenweise mehr als 300 m. Nach dem wir eine Weile am östlichen Ufer des Sees entlanggefahren sind, macht der Highway eine leichte Biegung nach links und wir überqueren die schmale Landenge, die den Lake Wanaka vom Lake Hawea trennt.

Auch der Lake Hawea, der 66 m höher als der Lake Wanaka über dem Meer liegt, füllt die Mulde eines eiszeitlichen Gletschers aus und ist deswegen beträchtlich tief. Mit einer Länge von 35 km und einer Breite von 8 km bedeckt er eine Fläche von etwa 130 km². Nach der Ortschaft Hawea führt der nun breite und gut zu fahrende Hwy. 6 auf 15 km Länge nach Süden, um kurz vor Wanaka östlich abzubiegen.

Unser Campingplatz für diese Nacht heißt "Top 10 Pleasant Lodge Holiday Park", liegt auf einem Hügel und man sieht auf den See.

Weiters fällt uns auf unserer Reise durch Neuseeland folgendes auf:

  • Die Sonne geht, wie auch in Europa, im Osten auf und im Westen unter. Jedoch zu Mittag steht die Sonne im Norden und nicht wie bei uns im Süden.

  • Als ausländische Autofahrer sind wir entsetzt über die Vielzahl der überfahrenen Tiere. Insbesondere tote Opossums liegen zuhauf auf den neuseeländischen Straßen herum. Opossums gehören zu den größten Wald- und Tierschädlingen, deswegen ist überzogenes Mitleid fehl am Platz.

  • Außerdem sind auf der Nordinsel und im Norden der Südinsel die Straßen gespickt mit Kreuzen der Verkehrstoten.


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