12. Tag: Heute früh bekommen wir überraschend Besuch: Ein lieber, treuherzig blickender Hund inspiziert unser Wohnmobil. Wir haben noch Würste übrig, die er mit Genuß verspeist. Anschließend legt er sich neben unser Wohnmobil und wartet auf Nachschub. Als dieser ausbleibt, zieht er nach einer Weile wieder davon.
Was Wetter ist heute sonnig und warm.

Wanaka: Der kleine Ort (knapp 2.000 Einwohner) hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Fremdenverkehrszentrum gemausert, das in den Sommermonaten von dem Seengebiet mit seinem großen Erholungswert und vom nahen Mount Aspiring Nationalpark lebt und im Winter mit den neuerschlossenen Skifeld von Cardrona und Treble Cone inzwischen in- und ausländische Touristen anzieht.

Auf dem nahegelegenen Wanaka Airport buchen wir für morgen einen Flug zum und eine Bootsfahrt am Milford Sound.

Da wir jetzt genügend Zeit haben, machen wir einen Auflug auf dem Hwy. 6 über Queenberry und Cromwell zur Kawarau Bridge. Von anderem Charakter sind die Aktivitäten, die sich nahe von Queenstown an den Wildwassern des Kawarau und Shotover River abspielen. Hier ist z.B. eines der weltberühmten Zentren des Bungy Jumping, eine Sportart, deren "Erfindung" sich Neuseeland rühmt. Ihr bekanntester und PR-erfahrener Protagonist ist A.J. Hackett, der sich u.a. 1987 den Pariser Eiffelturm hinunterstürzte. Sein Unternehmen hat in Queenstown ein eigenes Informationsbüro und seine Hauptbasis ist an der historischen Hängebrücke über den Kawarau River, 23 km von Queenstown entfernt am Hwy. 6. Die Bungy Jumper, die sich hier an einem Gummizug befestigt, kopfüber in die etwa 43 m tiefe Schlucht stürzen, locken inzwischen so viele Schaulustige an, dass für diese eine eigene Beobachtungsplattform errichtet wurde. Lohn der Angst vor dem Bungy Jump ist die Anerkennung durch die Schaulustigen, ein buntbedrucktes T-Shirt, ein Video und vielleicht das Gefühl, ein Wagnis auf sich genommen zu haben, das in den meisten Ländern Europas verboten ist! Selbst wer sich diesen Sprung nicht zutraut (wir beide gehören auch dazu), sollte hier anhalten und von der Aussichtsplattform den Mutigeren zuschauen.

Nach so vielen mutigen Springern fahren wir nun noch wenige Kilometer nach Arrowtown. Der kleine Ort am Arrow River hat sein Gepräge aus den Goldgräberzeiten noch komplett erhalten können und gibt mit seiner Schule, dem Gefängnis, der Kirche, den Kramläden, Gaslaternen und Wohnhäuschen einen guten Eindruck aus den 1860ern wieder, als der Arrow River wegen der Goldfunde zu den reichsten Flüssen der Welt zählte. Fast alle der pittoresken Gebäude flankieren die Hauptstraße. Dabei ist Arrowtown aber kein Freilichtmuseum, sondern ein lebendiger 1.100 Einwohner-Ort, in dem man auch gut einkaufen, essen und spazierengehen kann.
Inzwischen sind dichte Wolken aufgezogen und es ist kalt und regnerisch. Sehr gutes Mittagessen in Granny´s Kitchen.

Gegen Abend fahren wir wieder zurück nach Wanaka.


13. Tag: Um 7 Uhr als der Wecker klingelt, ist es stark bewölkt und kalt. Wir überlegen daher, ob es sich auszahlt bei diesem Wetter zu fliegen oder nicht. Manfred ruft wie ausgemacht um 8:30 Uhr am Airport an, erkundigt sich nach dem Wetterbericht und bestätigt dann unseren Flug. Bei der Ankunft auf dem Flugplatz um 9:15 Uhr, diskutieren die Piloten immer noch, ob bei diesem starken Wind geflogen werden kann. Um 9:40 Uhr fällt die Entscheidung: Wir fliegen!
5 Minuten später steigen wir in eine 6-sitzige Cessna 206 ein, bekommen Schwimmweste und Sicherheitsgurt angelegt und schon geht´s los. Am Anfang rumpelt es etwas, dann wird der Flug ruhiger, denn die Wolkendecke unter uns reißt auf. Beim Einflug in den Milford Sound kommt es wieder zu Turbulenzen.

Dieser Ausflug mit dem Flugzeug oder Helikopter hat mehrere Vorteile:

  1. Man spart eine Menge Zeit, denn die Autostrecke beträgt in einer Richtung um die 300 km

  2. Von oben ist die Struktur des Fjordlandes mit seinen tief ins Land reichenden Meeresarmen besser zu begreifen

  3. Es wird nicht zu Unrecht der Flug über die Gletscher, Bergspitzen und Fjorde Neuseelands als die schönste Flugstrecke der Welt bezeichnet
  4. Man kann auf diese Weise auch abgelegene Fjorde sehen, zu denen keine Straße und keine regelmäßigen Bootsverbindungen führen

Nach der Landung auf dem kleinen Airstrip steigen wir um in einen Shuttle-Bus, der uns ein paar hundert Meter weiter zum Ausflugsschiff bringt. Und schon stechen wir in See.

Der Milford Sound, den Rudyard Kipling einmal als achtes Weltwunder bezeichnet hat, ist der bekannteste neuseeländische Fjord und der einzige, den man mit dem Wagen erreichen kann. Beherrscht vom kühnen Mitre Peak, eingerahmt von senkrecht abfallenden Steilwänden und den Wasserfällen (z.B. Bowen Falls), ist der Fjord bis zu seiner "Mündung" in die Tasman See (Anita Bay) ein einziges, majestätisches Naturerlebnis. Gestört wird dieses allerdings durch einen Schönheitsfleck (nur an Land): Die Sandflies! Das Fjordland ist das Kerngebiet dieser schwarzen Blutsauger. Die Sandflies sind tückisch: ihr Anflug ist lautlos, der Biß kaum spürbar. Aber dann! Die betroffene Hautstelle schwillt an und juckt tagelang. Zehn Sekunden, so besagt eine Statistik, dauert es, bis ein ruhig stehender Mensch nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug den ersten Sandflystich abbekommt. Da wir in unsere Gore-Tex Jacken gut eingepackt sind, brauchen wir nur einige Angriffe auf das Gesicht abzuwehren. Am Wasser gibt es dann keine Sandflies mehr.

Das klare Blau des Fjordwassers mit grünen Farn-Bäumen am Ufer und der 1.694 m hohe MITRE PEAK, wie die Mitra eines Bischofs geformt ist die am häufigsten fotografierte Visitenkarte des Milford Sounds. Nicht zuletzt deshalb, weil kein anderer Berg auf der Welt so hoch direkt aus dem Meer aufragt. Vorbei an hohen Felswänden, Wasserfällen, an Felsvorsprüngen sie aalenden Robben und lustigen Delphinen. Die Fahrt über den 16 km langen, atemberaubenden Fjord dauert 2 Stunden. Dann bringt uns der Bus wieder zum "Airport", und es ist lustig anzusehen, wie sich die kleinen Propellermaschinen im "Gänsemarsch" an der Startbahn anstellen und dann kurz nacheinander abheben.

Um 14 Uhr landen wir wieder auf dem Wanaka Airport und sind froh, heute diese Tour gemacht zu haben, denn so wie wir den Milford Sound gesehen haben, sieht man in nur selten, denn es regnet hier an 300 Tagen im Jahr.

Am Abend treffen wir in Queenstown ein, stellen unser Wohnmobil am "Lakeview Holiday Park Campground" ab und gehen dann zu Fuß in den nur 5 Minuten nahegelegenen Ort.

Queenstown: Im Jahre 1856 ließ sich zum erstenmal ein Weißer im ansonsten von Maoris besiedelten Gebiet um den Wakatipu-See nieder. Vier Jahre später kamen die Pioniere Rees und der Russe Tunzelmann über die heutige Cardrona Road (heute noch Schotterstraße und mit dem Wohnmobil nicht zu befahren), um nach günstigem Land für die Schafzucht zu suchen. Wenig später teilten sie das Land auf und brachten die ersten Schafe hierhin. Dann überrollte die Welle des Goldrausches die sagenhaften Versuche der landwirtschaftlichen Erschließung. Als das Fieber vorbei und die Zeiten ruhig waren, entwickelte sich erneut eine kleine Ortschaft in bescheidener Ausdehnung, die um 1900 noch nicht einmal 200 Einwohner hatte. Mit dem Aufkommen des Tourismus aber hat sich Queenstown zu einem der landesweit größten Fremdenverkehrszentren entwickelt, und der saisonale Übergang vom turbulenten Wintersport zum Sommeraufenthalt ist nahtlos. Es sind nicht die wenigen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt mit derzeit ca. 4.600 Einwohnern, sondern vielmehr deren Lage und das breit gefächerte Angebot an Ausflugsmöglichkeiten von hier aus, die einen Besuch in Queentstown sinnvoll machen.
Der wunderbare naturräumliche Rahmen wird hauptsächlich geprägt durch den 308 m über dem Meer liegenden Lake Wakatipu, der als riesiges "S" eine Längenausdehnung von 84 km hat, etwa 5 km breit ist und an den tiefsten Stellen 399 m mißt. Mit einer Fläche von 292 km² ist er damit nach dem benachbarten Lake Te Anau der größte See der Südinsel. Besonders eindrucksvoll ist sein nördliches Ende, das von den schneebedeckten Gipfeln des Mount Earnslaw (2.804 m) markiert wird.

Nach längerem Suchen finden wir ein vielversprechendes Restaurant: "Roaring Meg´s". Und wir werden auch nicht enttäuscht, sondern bekommen ein wirklich exzellentes Dinner serviert. Wie bereits erwähnt, gibt es zwar überall Fast-Food-Läden, gute Restaurants sind aber eher rar.


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