13. Tag: Um 7 Uhr als der Wecker klingelt, ist es stark
bewölkt und kalt. Wir überlegen daher, ob es sich auszahlt bei diesem
Wetter zu fliegen oder nicht. Manfred ruft wie ausgemacht um 8:30 Uhr am
Airport an, erkundigt sich nach dem Wetterbericht und bestätigt dann
unseren Flug. Bei der Ankunft auf dem Flugplatz um 9:15 Uhr, diskutieren
die Piloten immer noch, ob bei diesem starken Wind geflogen werden kann.
Um 9:40 Uhr fällt die Entscheidung: Wir
fliegen! 5 Minuten später steigen wir in eine 6-sitzige Cessna 206 ein,
bekommen Schwimmweste und Sicherheitsgurt angelegt und schon geht´s los.
Am Anfang rumpelt es etwas, dann wird der Flug ruhiger, denn die
Wolkendecke unter uns reißt auf. Beim Einflug in den Milford Sound kommt
es wieder zu Turbulenzen.
Dieser Ausflug mit dem Flugzeug oder Helikopter hat mehrere Vorteile:
- Man spart eine Menge Zeit, denn die Autostrecke beträgt in einer
Richtung um die 300 km
- Von oben ist die Struktur des Fjordlandes mit seinen tief ins Land
reichenden Meeresarmen besser zu begreifen
- Es wird nicht zu Unrecht der Flug über die Gletscher, Bergspitzen
und Fjorde Neuseelands als die schönste Flugstrecke der Welt
bezeichnet
- Man kann auf diese Weise auch abgelegene Fjorde sehen, zu denen
keine Straße und keine regelmäßigen Bootsverbindungen führen
Nach der Landung auf dem kleinen Airstrip steigen wir um in einen
Shuttle-Bus, der uns ein paar hundert Meter weiter zum Ausflugsschiff
bringt. Und schon stechen wir in See.
Der Milford Sound, den
Rudyard Kipling einmal als achtes Weltwunder bezeichnet hat, ist der
bekannteste neuseeländische Fjord und der einzige, den man mit dem Wagen
erreichen kann. Beherrscht vom kühnen Mitre Peak, eingerahmt von senkrecht
abfallenden Steilwänden und den Wasserfällen (z.B. Bowen Falls), ist der
Fjord bis zu seiner "Mündung" in die Tasman See (Anita Bay) ein einziges,
majestätisches Naturerlebnis. Gestört wird dieses allerdings durch einen
Schönheitsfleck (nur an Land): Die Sandflies! Das Fjordland ist das
Kerngebiet dieser schwarzen Blutsauger. Die Sandflies sind tückisch: ihr
Anflug ist lautlos, der Biß kaum spürbar. Aber dann! Die betroffene
Hautstelle schwillt an und juckt tagelang. Zehn Sekunden, so besagt eine
Statistik, dauert es, bis ein ruhig stehender Mensch nach dem Aussteigen
aus dem Flugzeug den ersten Sandflystich abbekommt. Da wir in unsere
Gore-Tex Jacken gut eingepackt sind, brauchen wir nur einige Angriffe auf
das Gesicht abzuwehren. Am Wasser gibt es dann keine Sandflies mehr.
Das klare
Blau des Fjordwassers mit grünen Farn-Bäumen am Ufer und der 1.694 m hohe
MITRE PEAK, wie die Mitra eines Bischofs geformt ist die am häufigsten
fotografierte Visitenkarte des Milford Sounds. Nicht zuletzt deshalb, weil
kein anderer Berg auf der Welt so hoch direkt aus dem Meer aufragt. Vorbei
an hohen Felswänden, Wasserfällen, an Felsvorsprüngen sie aalenden Robben
und lustigen Delphinen. Die Fahrt über den 16 km langen, atemberaubenden
Fjord dauert 2 Stunden. Dann bringt uns der Bus wieder zum "Airport", und
es ist lustig anzusehen, wie sich die kleinen Propellermaschinen im
"Gänsemarsch" an der Startbahn anstellen und dann kurz nacheinander
abheben.
Um 14 Uhr landen wir wieder auf dem Wanaka Airport und sind froh, heute
diese Tour gemacht zu haben, denn so wie wir den Milford Sound gesehen
haben, sieht man in nur selten, denn es regnet hier an 300 Tagen im Jahr.
Am Abend treffen wir in Queenstown ein, stellen unser Wohnmobil am
"Lakeview Holiday Park Campground" ab und gehen dann zu Fuß in den nur 5
Minuten nahegelegenen Ort.
Queenstown: Im
Jahre 1856 ließ sich zum erstenmal ein Weißer im ansonsten von Maoris
besiedelten Gebiet um den Wakatipu-See nieder. Vier Jahre später kamen die
Pioniere Rees und der Russe Tunzelmann über die heutige Cardrona Road
(heute noch Schotterstraße und mit dem Wohnmobil nicht zu befahren), um
nach günstigem Land für die Schafzucht zu suchen. Wenig später teilten sie
das Land auf und brachten die ersten Schafe hierhin. Dann überrollte die
Welle des Goldrausches die sagenhaften Versuche der landwirtschaftlichen
Erschließung. Als das Fieber vorbei und die Zeiten ruhig waren,
entwickelte sich erneut eine kleine Ortschaft in bescheidener Ausdehnung,
die um 1900 noch nicht einmal
200 Einwohner hatte. Mit dem Aufkommen des Tourismus aber hat sich
Queenstown zu einem der landesweit größten Fremdenverkehrszentren
entwickelt, und der saisonale Übergang vom turbulenten Wintersport zum
Sommeraufenthalt ist nahtlos. Es sind nicht die wenigen Sehenswürdigkeiten
dieser Stadt mit derzeit ca. 4.600 Einwohnern, sondern vielmehr deren Lage
und das breit gefächerte Angebot an Ausflugsmöglichkeiten von hier aus,
die einen Besuch in Queentstown sinnvoll machen. Der wunderbare
naturräumliche Rahmen wird hauptsächlich geprägt durch den 308 m über dem
Meer liegenden Lake Wakatipu, der als riesiges "S" eine Längenausdehnung von 84 km
hat, etwa 5 km breit ist und an den tiefsten Stellen 399 m mißt. Mit einer
Fläche von 292 km² ist er damit nach dem benachbarten Lake Te Anau der
größte See der Südinsel. Besonders eindrucksvoll ist sein nördliches Ende,
das von den schneebedeckten Gipfeln des Mount Earnslaw (2.804 m) markiert
wird.
Nach längerem Suchen finden wir ein vielversprechendes Restaurant:
"Roaring Meg´s". Und wir werden auch nicht enttäuscht, sondern bekommen
ein wirklich exzellentes Dinner serviert. Wie bereits erwähnt, gibt es
zwar überall Fast-Food-Läden, gute Restaurants sind aber eher rar.
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