16. Tag: Wir fahren nach dem Frühstück die schmale kurvenreiche Straße nach Dunedin zurück.

Dunedin: Die mit 116.000 Einwohnern heute fünftgrößte neuseeländische Stadt blickt auf eine stolze und interessante Geschichte zurück, die nach Auseinandersetzungen zwischen den Maoris und weißen Walfängern im März 1848 begann. Damals kamen Kapitän Cargill und Thomas Burns, ein Neffe des schottischen Nationaldichters Robert Burns, in die Bucht von Otago und brachten nicht nur die ersten Siedler, sondern auch gleich die vorgefertigten Pläne für eine neue Stadt mit. Die glaubensstarken Presbyterianer, die alle aus Schottland stammen, und hier, 19.000 km entfernt, versuchten in eine neue Welt ihre Heimat zu verpflanzen, genauer gesagt: Die schottische Hauptstadt Edinburgh. Darauf weisen nicht nur die Straßen hin, deren Achsen wie in der "New Town" des heimatlichen Vorbilds High Street und Princes Street heißen, sondern auch der Name selbst, denn Dunedin ist die gälische Bezeichnung Edinburghs. Die Tatsache, dass es in Dunedin Dudelsack-Spielgruppen, einen Kilt-Hersteller, die einzige Whiskybrennerei des Landes und Pubs mit gälischen Liedern und Burns-Gedichtvorträge gibt, spricht für sich selbst. Tatsächlich konnte sich das neuseeländische Edinburgh bis heute sein schottisches Gepräge sowohl in der Stadtanlage als auch in einzelnen Bauwerken bewahren und verbreitet von allen Städten trotz moderner Bauanstrengungen zusammen mit Christchurch am meisten europäische Atmosphäre. Als Provinzhauptstadt von Otago bleibt Dunedin jedoch ein administratives, mit seiner Universität, Theatern, Galerien usw. ein kulturelles und mit dem wichtigsten Hafen, der Landwirtschaft, Fischerei und Industrie auch ein wirtschaftliches Zentrum von überregionaler Bedeutung.

Auf einem kleinen Rundgang können wir folgende Sehenswürdigkeiten bequem erreichen:

  • DUNEDIN RAILWAY STATION: Der 1904 - 1907 im niederländischen Renaissance-Stil errichtete Bahnhof reicht zwar nicht an die Dimensionen von Wellington und Auckland heran, aber die reichgegliederte und von einem 37 m hohen Turm bekrönte Fassade, viele Details an Türen, Fenster und Erkern und vor allem die zweistöckige Schalterhalle mit Kacheln, Mosaiken und bunten Glasfenstern machen den Bau zu einem der schönsten und bemerkenswertesten im ganzen Land.

  • Der schloßähnliche LAW COURT, wurde 1899 vollendet. Der Komplex umfaßt vier Gerichtssäle, einschließlich des schönen dekorierten High Court, die Bücherei und Gesellschafträme. Dominiert wird er vom massiven Turmhaus über dem Haupteingang mit der Statue der Justitia.

  • Im Zentrum des 1989 neugestalteten OCTAGON symbolisiert eine Robert Burns-Skulptur das Schottentum und erinnert gleichzeitig an Burn´s Neffen, der zu den Stadtvätern Dunedins zählt. Von hier aus geht der Blick zu den

  • MUNICIPAL CHAMBERS von 1880, die nach Beendigung er Renovierungsarbeiten wieder mit ihrem Glockenturm und dem viktorianisch-italienischen Gepräge das Octagon verschönert. Direkt daneben steht die imposante, turmlose

  • ST. PAUL´S CATHEDRAL von 1915 - 1919, die mit ihrer Freitreppe aus Takaka-Marmor, dem Maßwerk des großen Westfensters und ihrem Steingewölbe eines der besten Beispiele neuseeländischer Neogotik darstellt.

Ab hier gehen wir die Stuart Street stadtaufwärts und passieren nach wenigen Metern das

  • FORTUNE THEATRE, das sich in einer ehemaligen, 1908 im georgianischen Stil erbauten Bücherei befindet.

  • ST. DOMINIC´S PRIORY, dessen Klostergebäude im Stil des Early English bei seiner Fertigstellung im Jahre 1877 eines der mächtigsten Steinhäuser der südlichen Hemisphäre war. Seit 1983 sind hier exklusive Mietwohnungen untergebracht.

  • ST. JOSEPH´S CATHOLIC CATHEDRAL, 1878 - 1886 neogotisch ausgeführt. Das Gotteshaus besticht durch seine Westfassade mit den zwei Ecktürmen, der Freitreppe, der Fensterrose, der Dekoration und der Möblierung im Innern.

  • Das SOUTHERN CROSS HOTEL ist eines der alten Hotelpaläste. Das 1883 erbaute, ehemalige Grand Hotel gehört immer noch zu den besten Adressen der Stadt. Im Umkreis von 200 m der Princes Street kommt man zu weiteren schönen Gebäuden, wie

  • das Wains Hotel (1878)

  • die Hauptpost

  • das Edinburgh House (1866) und die mächtige

  • ANZ-Bank (1874). Im Dreieck der Princes-, High- und Rattray Street befindet sich die

  • Bank of New Zealand, ein 1879 im viktorianischen Stil errichtetes, leuchtend weißes Haus. Weiter Richtung Hafen finden wir den

  • Queens Garden Court, ein Versicherungshaus von 1886, dessen 16 skulptierte Gesichter den Besucher anstarren.

  • Otago Early Settler´s Museum. Das Museum ist in einem schönen Gebäude von 1908 untergebracht.

Leider hat es in der Zwischenzeit zu regnen begonnen und wir fahren weitere 81 km den Hwy. 1 nördlich nach Hampden Beach zu den Moeraki Boulders.

Der kleine 150-Seelen-Fischerort Moeraki liegt schön an einer sandigen Bucht. Am bekanntesten ist jedoch die merkwürdige geologische Formation der Moeraki Boulders, 2 km nördlich des Ortes, wo eine Stichstraße zum Parkplatz und zu einer in Boulderform gebauten Cafeteria führt. Ab dort bringt uns ein Fußweg in etwa 5 Minuten auf den breiten Sandstrand, wo - zum Teil im Sand vergraben und nur bei Ebbe sichtbar oder in der Uferböschung auftauchend - die tonnenschweren Murmeln der sogenannten Boulders herumliegen, als würden hier Riesen ein Billardspiel veranstalten oder als habe sich ein Landschaftskünstler hier verewigen wollen. Während für die Maoris die Kugeln angeschwemmte und versteinerte Lebensmittel ihrer legendären Kanus waren, geht die weitaus gewöhnlichere und zudem noch umstrittenen Erklärung der Wissenschaftler davon aus, dass sich um ein kristallisiertes Zentrum herum (eine fossile Muschel z.B. oder ein Stück Holz) auf chemischen Weg im lehmigen Meeresboden Silizium und Eisenoxyde abgelagert haben, wobei Ionen von allen Seiten zum Kern der Verhärtung vorstießen (sonst wären die Formationen nicht kreisrund). Etwa 4 Millionen Jahre muß es gebraucht haben, bis auf diese Weise der Untergrund von Verhärtungen bis zu 2 m Durchmesser durchsetzt war. Als sich der Meeresboden vor etwa 10 Millionen Jahren hob, konnte der Prozeß er Erosion beginnen und legte schließlich durch das Abwaschen des umgebenden Lehms die Moeraki Boulders frei.
Heute sind nur noch die prächtigsten Exemplare zu sehen, während die kleineren Stücke längst in den Besitz von Andenkenjägern gelangten.

Durch den starken Regen halten wir uns nur kurz für einen Fotostopp bei den Boulders auf.

Hinter Moeraki wendet sich der Hwy. 1 ins Hinterland und kommt erst nach 34 km in Oamaru der Küste wieder nahe.

Von Oamaru nach Christchurch: Nach Oamaru und dem Abzweig des Hwy. 83 überbrückt man den breiten Waitaki River, der die Grenze zwischen dem nördlichen Otago und der Provinz Canterbury darstellt, die sich weit über Christchurch hinaus bis zu den Kaikoura Bergen erstreckt. Während im Westen die Provinzgrenze durch die Südalpen gebildet wird, ist zur Küste hin in einem bis zu 50 km breiten Streifen die fruchtbare Ebene der Canterbury Plains für das Landschaftsbild charakteristisch. Für den Reichtum Canterburys sind die als alpines Erosionsmaterial von Flüssen und Wind aufgeschütteten Plains von großer Bedeutung, denn hier wird auf riesigen Rinder- und Schafsfarmen ein Großteil des nationalen Exports erwirtschaftet, und hier liegt eine der Kornkammern Neuseelands. Für den Touristen ist die Fahrt durch das plane, im trockenen Sommer oft braungelb verbrannte Bauernland jedoch recht eintönig, und man freut sich, wenn wenigstens ab und zu eine Hügelkette etwas Abwechslung bringt. Zwischen Oamaru und Timaru z.B. kommen die Hunters-Berge der Küste noch ziemlich nah, und erst nördlich davon - nach Überqueren des breiten Rangitata River - beginnt das wirklich flache Land.

Timaru ist ein nettes kleines Hafenstädtchen mit ca. 29.000 Einwohnern. Der "Timaru Top 10 Holiday Park Campground" in der Selwyn Street wird heute unser Nachtplatz sein.


« zurück           weiter »