17. Tag: Es ist heute bewölkt und kühl. Während des Frühstücks konnten wir eine junge Katze am Kinderspielplatz beim Herumtollen und Spielen beobachten. Nachdem wir unser Wohnmobil reisefertig gemacht haben, stattet uns die kleine schwarze Katze einen Besuch ab, erkundet das Innere unseres "fahrbaren Wohnzimmers" und fühlt sich sichtlich wohl bei uns. Wir geben ihr Wurst und Wasser. Nachdem sie von beidem genug hat, klettert sie auf den nächsten Baum und hat dann große Mühe, von diesem wieder herunterzukommen. Von der Wurst noch sehr durstig, trinkt sie sogar direkt vom Wasserschlauch und verschwindet dann zum nächsten Wohnmobil.

Nach der Überquerung des breiten Mündungsdeltas des Rakaia River führt uns der schnurgerade Hwy. 1 schließlich zur Hauptstadt der Provinz, nach Christchurch.

Mit etwa 318.000 Einwohnern ist Christchurch nach Auckland und Wellington Neuseelands drittgrößte Stadt, größte Stadt der Südinsel und von der Fläche sogar ausgedehnter als Wellington. Als Hauptstadt der Provinz Canterbury ist Christchurch administrativ verantwortlich für die Hälfte der Südinsulaner. Die in der Ebene der Canterbury Plains gelegene Stadt trägt Beinamen wie "Gartenstadt" und "englische Stadt außerhalb Englands". Die Canterbury Association (gegründet 1847) wurde nicht von ungefähr von Kirchenleuten (darunter 9 Bischöfe) dominiert und die Emiranten nach ethischen Gesichtspunkten streng selektiert. John Robert Godley (1814 - 1861) selbst war an Bord der historischen First Four Ships und nannte die Provinz nach dem Sitz des Primas der Anglikanischen Kirche "Canterbury", die Hauptstadt "Christchurch" nach der Kirche des alten Oxford Colleges. Zentraler Punkt der Neugründung (1850, also 120 Jahre später als Wellington oder Auckland) war natürlich die Christchurch Cathedral, von deren Platz das Schachbrettmuster der Straßen ausgeht. Nur der Avon River und die Diagonalen Victoria Street und High Street durchbrechen das ebenmäßige Stadtbild. Seit der Gründung und offiziellen Erklärung zur Stadt (1856) hat Christchurch sein Gesicht erst in den letzten 15 Jahren dramatisch verändert. Wie in Auckland und Wellington schießen phantasievolle postmoderne Hochhäuser aus dem Boden und begrenzen inzwischen den Blick vom Turm des ehemals höchsten Gebäudes, der Kathedrale.

Im folgenden ist ein kleiner Stadtrundgang kurz erklärt:

  • Auf dem Weg zum Cathedral Square kommen wir zur Brücke über den AVON RIVER und gelangen dort zum kommerziellen Zentrum, der sogenannten

  • CITY MALL, die zum Ruf Christchurchs als Einkaufsstadt wesentlich beigetragen hat. Hier kann man über die Fußgängerzone der High Street und Cashel Street schlendern und einem der über 300 Geschäfte, dem neuen Canterbury Centre, den Passagen, Restaurants und Cafés einen Besuch abstatten. Viele der Passagen sind mit gläsernen Übergängen verbunden, so dass auch Regenwetter als Ausrede für Shoppingmuffel ausfällt.

  • Am westlichen Ende der Fußgängerzone Cashel Street erhebt sich die triumphbogenartige BRIDGE OF REMEMBRANCE, die den Avon River überbrückt. Das 1924 errichtete Denkmal erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

  • Der CATHEDRAL SQUARE und die Kathedrale sind besonders um die Mittagszeit sehenswert. Eine bunte Mischung von Touristen, Angestellten, Jugendlichen und Geschäftsleuten genießt auf den Stufen der Kathedrale die Sonne und hört jenen zu, die sich berufen fühlen, dem Publikum religiöse, politische oder weltanschauliche Predigten darzubieten. Unter ihnen ist die bekannteste Gestalt der Wizzard, der meist um 13 Uhr auftritt. Die Stadt Christchurch kann es sich leisten, diesen Spaßmacher, Demagogen und Rhetoriker aus öffentlichen Geldern zu finanzieren, und die von ihm entworfenen Spiele sind originelle Mitbringsel.

  • CHRIST CHURCH CATHEDRAL: Die Kathedrale selbst gilt als eines der besten Beispiele neugotischer Sakralarchiktur im Lande, wenn man auch von Europa ganz andere Dimensionen kennt. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahre 1864, 14 Jahre nach dem Eintreffen der ersten Siedler, und 1881 konnte das Gotteshaus eingeweiht werden. Glasfenster im Stil der Zeit, eine schöne Kanzel aus dem Jahre 1904 und das Chorgestühl verdienen Beachtung.

Ein rasches Mittagessen gibt es in einem Einkaufszentrum in der Foodhall. Inzwischen haben sich die schwarzen Regenwolken um uns verdichtet und heftiger Wind hat eingesetzt.

Auf dem Weg in den Botanischen Garten kommen wir am

  • CANTERBURY MUSEUM vorbei. Dieses befindet sich nicht nur in einem eindrucksvollen historischen Gebäude aus dem Jahre 1870, sondern gehört auch zu den drei wichtigsten Museen des Landes.

  • BOTANICAL GARDENS: Hinter dem repräsentativen Eingang an der Rolleston Ave. mit seinem Eisenzaun, den Standbildern und Blumenbeeten erstrecken sich 30 ha voller exotischer und einheimischer Natur, teils im englischen, teils im französischen Stil komponiert und durchzogen von herrlischen Spazierwegen. Der Park, der bereits 1963 zu beiden Ufern des Avon River etabliert wurde, ist die grüne Lunge in einer ohnehin grünen Stadt und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.

Unsere Parkuhr ist inzwischen abgelaufen und wegen des Regenwetters fahren wir auch gleich weiter nach Kaikoura.

Der Hwy. 1 und die parallel laufende Eisenbahnstrecke überwinden das küstennahe Gebirge in mehreren Serpentinen und durch Tunnels. Viele Baustellen und Steinschlaggefahr tun das übrige, um nach den Canterbury Plains (Ebene) den Autofahrer wieder mehr zu fordern. 34 km vor Kaikoura sieht man an der Goose Bay wieder das Meer und fährt nun durch eine spektakuläre Szenerie direkt am Ufer der Bucht entlang.

Da es schon dunkel wird fahren wir in Kaikoura zum "69 Beach Road Holiday Park Campground", der erst 1999 eröffnet wurde. Der Campingplatz, die Sanitäreinrichtungen, sowie die große Gemeinschaftsküche und die Wäscherei sind sehr sauber.

Und außerdem: wir merken, dass wir uns wieder im Norden der Südinsel befinden, denn die Temperaturen sind hier viel milder als im Süden der Insel.


18. Tag: Regen, Regen, Regen, aber mild.

Das Städtchen Kaikoura (ca. 2.100 Einwohner) liegt landschaftlich schön auf der gleichnamigen, von Klippen und Stränden gesäumten Halbinsel. Bis in die 1980er Jahre hinein war Kaikoura ein ziemlich verschlafenes Nest, das sich allenfalls wegen einer Kunstgalerie, Töpferei und Fischgeschäften zu einem kurzen Zwischenaufenthalt anbot. Seitdem jedoch die ungewöhnlich reichen Wal-, Delphin- und Robbenbestände vor der Küste kommerziell genutzt werden, hat sich Kaikoura rasant entwickelt und zählt nunmehr zu den bekanntesten Touristenattraktionen an der Ostküste. Angeboten werden u.a. Walbeobachtungen vom Schlauchboot und vom Hubschrauber aus, Tauchgänge im Haikäfig mit garantierter Hautnähe zu den Meeresräubern sowie Schwimmen in einem geheizten Meerwasserpool mit Delphinen oder Seehunden.

Wir wollten heute einen Helikopter-Flug zur Walbeobachtung buchen, aber das Büro hat wegen Wartungsarbeiten an den Hubschraubern geschlossen. Im Ort selbst spazieren wir beide Seiten der Hauptstraße ab, dann noch ein Blick auf das offene graue Meer.

Schon nach wenigen Kilometern auf dem Hwy. 1 müssen wir aber unbedingt anhalten: Und zwar am Parkplatz bei der OHAU POINT SEAL COLONY, wo man quasi vom Autositz aus die Robbenkolonie beobachten kann. Auch hier entstehen einige schöne Fotos.

Nach einer letzten Hügelkette geht es dann hinab in die völlig flache Ebene der Wairau Plains, wo bald die ersten Weinkellereien das nahe Blenheim ankündigen.

In der Stadtmitte von Blenheim ist der quadratische Seymoure Square zu nennen, der bereits 1857 eingerichtet wurde und deshalb nicht nur ganzjährig schön komponierte Blumenbeete aufweist, sondern auch ansehnliche historische Baudenkmäler oder andere Relikte aus der Gründerzeit wie z.B. die Schiffskanone "Blenkinsopp´s Cannon".

Wie aber bereits erwähnt, besteht die eigentliche Attraktion der Stadt jedoch aus den nahegelegenen Weinkellereien, die den besten Wein des Landes produzieren. Die meisten Weinkellereien befinden sich im Umkreis von etwa 15 km zum Ortszentrum.

In Blenheim angekommen, suchen wir sofort das Informationsbüro auf und erkundigen uns nach einem guten Weingut, das auch Abendessen serviert. Die meisten "Wineries" bieten nämlich nur bis 17 Uhr Kellerführungen und Restaurantbetrieb an.

Im Visitor Centre erfahren wir, dass wir kleinere, dafür aber sehr idyllische Anlagen nordwestlich der Stadt in der Nähe des Ortes Rapaura finden werden.

Nachdem wir das Weingut "Hunter" in der Rapaura Road gewählt haben, verkosten wir dort sowohl den Chardonnay, der für unseren Geschmack etwas zu lieblich ist, wie auch einen Merlot (sehr fein) und einen Pinot Noir, der uns so gut schmeckt, dass wir gleich 2 Flaschen, á NZ$ 25,-, kaufen.
Die Besitzerin Jane Hunter wurde von der renommierten Londoner Zeitung "Sunday Times" zu den "World´s Top Five Women" gezählt.
Dann reservieren wir einen Tisch für 2 Personen um 18 Uhr, fahren zum 6 km entfernten "Spring Creek Campground" in der gleichen Straße, reservieren einen Platz und füttern die hungrigen Enten mit Brot und Wurst.

Die kerzengerade Straße führt uns wieder zum Weingut "Hunter" zum Abendessen. Vorspeise: ein pikanter Dip aus Kürbis mit Salbei, Koriander, Tomaten und Paprika mit warmem Pita (Fladenbrot), dazu ein kräftiger Sauvignon blanc. Hauptspeisen: gegrilltes Lammfilet mit Rosmarin und Knoblauch gewürzt, mit heurigen Kartoffeln auf einem Rosmarinspieß und Knoblauch-Kräutermayonnaise, sowie ein Rehfilet mit Ribiselsauce glaciert, auf Salat mit knusprigen Nudeln. Dazu ein " Hunter´s" Pinot Noir 1999.

Das Essen war ganz ausgezeichnet. Endlich haben wir wieder einmal ein gutes Restaurant (mit klassischer Musik) gefunden.

Nun brauchen wir nur noch auf der schnurgeraden Straße zurück zum Campground fahren.


19. Tag: Blauer Himmel, Sonnenschein und die Enten sitzen schon schnatternd um unser Wohnmobil herum und betteln um Futter.

Nach dem Frühstück geht alles sehr schnell: Manfred telefoniert um 9:30 Uhr mit dem Büro der "Wellington Ferry" in Picton und möchte einen Platz für unser Wohnmobil um 13:30 Uhr buchen, doch leider ist auf dieser Fähre kein Platz mehr. Es gibt aber noch Plätze auf dem Katamaran "The Lynx", der bereits um 11:30 Uhr fährt. Die Überfahrt dauert nur 2 ¼ anstatt 3 ½ Stunden, ist jedoch etwas teurer.


Wir packen sofort alles zusammen und legen die Strecke Blenheim-Picton (28 km) in 20 Minuten zurück. Um 10:30 Uhr stehen wir beim Check-In.

Wir haben eine ruhige Überfahrt auf dem geschmackvoll und modernst eingerichteten Schiff und laufen in Wellington bei Sonnenschein um 13:45 Uhr ein.

Wellington: Die erste europäische Gründung war übrigens nicht mit der heutigen City-Lage identisch, denn was ab 1839 unter dem Namen "Britannia" die enttäuschten europäischen Neuankömmlinge (ihnen war ein "Garten Eden" versprochen worden!) empfing, lag dort, wo sich nun der Vorort Petone an der Hutt-Mündung erstreckt. Erst nachdem die Zelte und Holzhäuser vom Fluß weggespült wurden, zog man etwa 10 km weiter an eine geschützte Stelle. Da sich der Duke of Wellington für die neue Siedlung interessierte und engagierte, taufte man nach 2 Jahren Britannia um: Wellington war geboren! Erstaunlich genug wollten schon die ersten Einwanderer ihre armselige Blockhaussiedlung als Hauptstadt der Kolonie sehen, der Gouverneur Hobson jedoch favorisierte die Bay of Island und später Auckland. So waren die Anfangsjahre Wellingtons nicht gerade durch einen rapiden Aufschwung gekennzeichnet, zumal Naturkatastrophen (Erdbeben 1848 und 1855) die gerade errichteten Häuser wieder zerstörten und Stadtbrände ihr übriges taten. Es waren dann die Goldfunde in Otago und der wirtschaftlich erstarkte Süden, der darauf drängte, die politische Führung des Landes in seiner Nähe zu sehen. Die Verlegung der Hauptstadt von Auckland nach Wellington war 1865 die direkte Folge. Erst aus dieser Zeit haben sich Baudenkmäler erhalten, i.d.R. solche, die als Regierungsgebäude repräsentative Ausmaße und emotionalen Wert hatten, oder solche, die als Sakralbauwerke aus Pietät dem Bauboom der Nachkriegszeit nicht geopfert werden konnten. Nicht nur die instabile, um nicht zu sagen gefährliche Lage auf einer tektonischen Bruchlinie verbindet Wellington mit San Francisco. Auch die Hügellandschaft, das nahe Meer, die glitzernden Bankgebäude, das Völkergemisch, die bunten viktorianischen Häuser in Hanglage und besonders natürlich die Cable Car (sie ist leider nicht einfach zu finden) erinnern an das kalifornische Gegenstück.

Wir stellen wieder einmal unser Auto in der Kurzparkzone für 2 Stunden ab und beginnen mit dem Rundgang durch die Stadt:

  • Mit einem immensen finanziellen Aufwand wurde zu
    Beginn der 90er Jahre der Block zwischen den Straßen Jervois Quay, Harris Street, Victoria Street und Wakefield Street umgestaltet und in ein CIVIC CENTRE verwandelt, das diesen Namen verdient. Um den zentralen Platz (CIVIC SQUARE) gruppieren sich moderne und ältere Gebäude, die teils miteinander verbunden sind, teils isoliert stehen. Der Platz dient dabei als Bindeglied und gleichzeitig als Freilichtbühne, die von Straßenmusikanten, Touristen und Einheimischen genutzt wird.

  • Links des Information Centre und durch ein Glasdach mit ihm verbunden, stellt die 1904 erbaute TOWN HALL (Rathaus) einen markanten Blickfang im eleganten Stil dar.

  • Dem Rathaus zur anderen Seite benachbart ist das MICHAEL FOWLER CENTRE. In dieser auffälligen Kongreßhalle, benannt nach dem ehemaligen Bürgermeister und Hauptverantwortlichen für die Stadtumgestaltung, findet alljährlich das renommierte Festival of Arts statt. Daneben gibt es ausgezeichnete Konzerte im 2.500-Sitze-Auditorium und in dem offenen Foyer interessante Kunst- und Sonderausstellungen sowie das hübsche Mozart´s Café.


  • Vom Platz aus führt die breit angelegte und mit einigen Kunstwerken geschmückte CITY-TO-SEA-BRIDGE über den Jervois Quay und damit zu den Grünanlagen zum Hafen.

  • Und dann vorbei an verspiegelten Hochhäusern mit Ladenpassagen, Boutiquen, Restaurants und Banken.

Nachdem wir durch Parkhäuser, Geschäftsstraßen und Stiegen auf- und abgestiefelt sind, aber die Station der Cable Car nicht gefunden haben und die Parkzeit langsam abläuft, kehren wir wieder zum Wohnmobil zurück. Wir verlassen die Stadt auf dem Hwy. 1 über Levin und Bulls auf den Hwy. 3 nach Wanganui zum "Aramoho Top 10 Campground".


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