20. Tag: Heute ist es sonnig und warm und wir werden den ganzen Tag in und um Wanganui verbringen.

Ähnlich wie Plymouth (oder Christchurch im Süden) gilt Wanganui als "Gartenstadt", und die Vielzahl von herrlichen Parks gibt dem expandierenden Gemeinwesen (ca. 42.000 Einwohner) sein grünes Gepräge. Obwohl schon 1840 gegründet und vorher von Maoris besiedelt, weist das großzügige Stadtbild eindeutig moderne Züge auf, dominiert vom Schachbrettmuster der Straßen, von Geschäften und Supermärkten. Die Entwicklung der Kolonie wurde durch jahrzehntelange Streitereien zwischen New Zealand Company (nach deren Direktor Lord Petre die Stadt zunächst benannt war), der Regierung, ansässigen Maoris und landhungrigen Siedlern behindert. Schließlich mußte eine große Garnison britischer Soldaten für Ruhe und Ordnung (freilich im Sinne der Weißen) sorgen.

Die heutige Stadt, die neuerdings oft auch "Whanganui" geschrieben wird, scheint mit ihrer niedrigen Bebauung auf den ersten Blick nicht sonderlich interessant zu sein und allenfalls geeignet, die Vorräte aufzufrischen, eventuell ein Restaurant zu besuchen und dann die Fahrt fortzusetzen. Trotzdem weist auch sie mehrere beachtliche Kulturdenkmäler auf und hat mit dem breiten Fluß eine Attraktion, die nur mit etwas Zeit genossen werden kann. Wanganui ist eine Kleinstadt, sehr britisch, hübsch geschmückt und ist Ausgangspunkt für diverse Besichtigungen und die nahegelegenen Nationalparks.

Unsere Stadtbesichtigung beginnt beim Queenspark.

  • Im Queenspark ist die wichtigste Attraktion das WANGANUI REGIONAL MUSEUM, eines der bedeutensten Provinzmuseen mit einer ausgezeichneten Maori-Sammlung einschließlich eines 22 m langen Kriegskanus, Jade-Schmuck und Schnitzereien. Daneben sind eine Kollektion früher Maori-Portraits des böhmischen Künstlers Gottfried Lindauer (1839 - 1926) sowie Exponate zur Natur- und frühen Siedlergeschichten zu sehen.


  • Auf einem Hügel unmittelbar daneben sieht man den Kuppelbau der 1919 erbauten SARJEANT ART GALLERY, eine der schönsten Kunstgalerien des Landes mit einem großen Bestand neuseeländischer und internationaler Gegenwartskunst und Wechselausstellung.

  • Ein weiterer auffälliger Gebäudekomplex ist der der WAR MEMORIAL HALL, u.a. mit einem Konferenzzentrum, der Davis Library und einem Konzertsaal.


  • Am Victoria Park geht der Hwy. 3 in die VICTORIA AVENUE über, die als Längsachse und Haupteinkaufsstraße das gesamte Zentrum durchzieht und über die City Bridge auf das jenseitige Flußufer führt. Zwischen Shopping Centres und Zweckbauten findet man hier oder in den Querstraßen immer wieder interessante Bauwerke oder nützliche Institutionen.


  • Dazu gehört auch das OPERA HOUSE, das 1899 aus Holz errichtet wurde und immer noch benutzt wird.

Anschließend gehen wir Mittagessen, und zwar ins "Royal Bengal", ein indisches Restaurant in der Victoria Ave.
Am Trafalgar Square befindet sich ein riesengroßer Supermarkt, den wir natürlich aufsuchen müssen. Ein Eiskaffee und Kekse tun nach dieser Einkaufstour gut.

  • Auf der anderen Seite der Victoria Ave. erstrecken sich die COOK´S GARDENS mit Sportfeldern und dem Observatorium von 1903, während sich direkt am Flußufer, rechts der City Bridge, die Anlegestelle City Marina für den alten Raddampfer Otonui befindet.
    Das 1907 in England gebaute 16-Meter-Schiff wird heute zweimal täglich für Flußkreuzfahrten eingesetzt, die bis zu 30 km stromaufwärts gehen und von den Zeiten erzählen, als der Wanganui River als längster schiffbarer Fluß des Landes intensiv genutzt wurde. Ein noch älteres und größeres Schiff der Wanganui-Riverboat-Flotte ist die M.V. WAIMARIE, die 1900 in London vom Stapel lief und 260 Passagiere befördern kann. 1993 in eine Verjüngungskur geschickt, ist sie seit 1997 wieder im Einsatz.

  • Auf dem jenseitigen Flußufer stellt in der Verlängerung
    der Victoria Ave. der 1919 gebaute und 31 m hohe Aussichtsturm am DURIE HILL eine beherrschende Landmarke dar. Direkt hinter der Brücke kann man durch den Tunnel zu einem Aufzug gelangen, dem HISTORIC ELEVATOR, der einem 65 m durch den Berg hinauf zum Fuß des WAR MEMORIAL TOWER bringt. Dort geht man bis zur oberen Plattform, die einen weiten Blick über die gesamte Stadt ermöglicht.

  • Gut zu sehen ist auch der Wasserturm auf dem nahen BASTIA HILL, dem zweitbesten Aussichtspunkt von Wanganui.

  • Von Wanganui führt uns die RIVER ROAD immer am Flußufer des Wanganui River (der insgesamt 350 km lang ist) entlang, Immer wieder kommen wir dabei an schönen Panoramen vorbei, wenn z.B. der Dschungel (Lowland Forest) bis direkt an den Wanganui heranreicht. Im Busch leben noch viele Kiwis und andere Tiere in ungestörter und unzerstörter Natur. Die schmale Straße berührt auf dem Weg einige verlassene und manche mehrheitlich von Maoris bewohnte Ortschaften, alte Missionsstationen und Sägemühlen. Denn lange Zeit war das Tal des Wanganui die einzige Verbindung zum Tongariro-Plateau, die immer schon von den Maoris und ab 1840 sowohl von Missionaren als auch von weißen Pionieren benutzt wurde. Dabei nehmen die einstigen Maori-Siedlungen auf betreiben der Missionare Namen an, die entweder dem humanistischen Bildungsgut entlehnt wurden (Atene = Athen; Korinti = Korinth) oder auf bibilische Vorbilder zurückgriffen (Hiruharama = Jerusalem; Peterehema = Bethlehem).

Nach 28 km machen wir kehrt und fahren wieder zum "Aramoho Top 10 Holiday Park Campground" zurück.


21. Tag: Wir verlassen den Campground bereits vor 8 Uhr. Durch den Wanganui River liegt über der Stadt dichter Nebel, der sich jedoch außerhalb der Stadt bereits aufgelöst hat.

Bei strahlendem Sonnenschein sehen wir schon von ferne den MOUNT EGMONT (oder MOUNT TARANAKI) mit einem kleinen Wolkenhut in der flachen Landschaft stehen. Auf dem Hwy. 3 kommen wir nach Stratford (5.500 Einwohner), das vor allem als lokales Zentrum und als Verkehrsknotenpunkt wichtig ist: Nach Norden und Süden führt der Hwy. 3, in den Osten geht der teilweise spektakuläre Hwy. 43 (155 km bis Taumarunui - den wir auch später befahren werden), und in den Westen führt die Pembroke Road, die in 1.100 m Höhe am Plateau Car Park unterhalb des Vulkangipfels endet. Seinen Namen trägt der Ort nach dem Geburtsort von Shakespeare, und fast alle Straßen haben irgendeine Gestalt seiner Dramen zum Taufpaten. Die größte Sehenswürdigkeit ist das Taranaki Pioneer Village, etwa 3 km südlich des Zentrums am Highway gelegen. In diesem Freilichtmuseum sind auf 4 ha rund 50 historische Gebäude der Region zusammengetragen worden.

In Stratford biegen wir links ab zum Taranaki Nationalpark. Im Westen der Nordinsel stellt der Mt. Taranaki sicherlich die größte landschaftliche Attraktion dar, die jedes Jahr Tausende von Besuchern anzieht. Dem vormals nach dem Lord der britischen Admiralität Mount Egmont genannte Berg (und dementsprechend auch "Egmont Nationalpark") hat man nun seinen alten Namen der Maoris wiedergegeben, die den Gipfel immer als tapu verehrt haben. Mit 33.000 ha ist der im Jahre 1900 angelegte Nationalpark keineswegs
der größte des Landes, aber selten findet man so viele verschiedene Vegetationsstufen in Verbindung mit einem so herrlich geformten Vulkankegel. Der Mt. Taranaki ist das jüngste Glied der vulkanischen Kette, der sich erst in den letzten 10.000 Jahren aufgebaut hat und noch vor 250 Jahren aktiv war, und wandert auf einer West-Ost-Bewegung durch die vulkanischen Tätigkeiten, hin zum Tongariro- oder Taupo-See. Die 2.518 m hohe Kegelspitze ist immer von Eis und Schnee bedeckt. Dazu muß allerdings gesagt werden, dass man diese längst nicht immer sehen kann, da der Gipfel, allen Postkartenbildern zum Trotz, oft von Wolken umhüllt ist. An seinen Hängen fallen enorme Niederschläge an, die zum Teil mehr als dreimal höher sind als der jährliche Durchschnittswert von 1.554 mm für New Plymouth. Eine fast undurchdringliche Vegetation in den tiefen Lagen ist die Folge. Die Schneegrenze liegt, je nach Jahreszeit, bei 1.800 - 2.100 m.

Nach ca. 14 km geht eine schmale kurvenreiche Stichstraße rechts weg zu den DAWSON FALLS. Die zunächst zweispurige, dann einspurige Asphaltstraße bringt uns immer höher durch den Regenwald. Am Visitor Centre angelangt sehen wir den Mt. Taranaki-Gipfel ganz in Wolken gehüllt. Wir entscheiden uns daher für einen Waldspaziergang zu den Dawson Falls.

Nun geht´s wieder zurück nach Stratford und gleich rechts weg auf den Hwy. 43. Am Anfang war die Straße schön asphaltiert, aber dann ab Tahora bis Te Maire fahren wir auf einer kurvenreichen Schotterstraße. Für die Strecke Stratford - Taumarunui (ca. 155 km) brauchen wir 3 ½ Stunden.

Auf dem ausgebauten Hwy. 41 geht es nun weiter bis Turangi und dann auf den Hwy. 1 in nördlicher Richtung nach Taupo zum "Great Lake Holiday Park Campground", wo wir schon am Beginn unserer Reise zu Gast waren.


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