Die Büsche gedeihen hier an hoch gelegenen sonnigen Abhängen und sind sauber getrimmt. Würde man sie nicht zurückstutzen, könnten sie bis zu 10 m hoch wuchern. Die geernteten hellgrünen Blätter bringt man in großen Körben zur Teefabrik, wo in einem 6-stufigen Verfahren (trocknen, rollen, fermentieren, rösten, auslesen, verpacken), aus 100 kg Blättern 25 kg Schwarztee werden.
1. Trocknen: Die grünen Blätter werden 10 - 12 und in der Regenzeit 16 - 18 Stunden auf einem Rost unter Einsatz von Heißluft getrocknet. Während des Trockenvorganges werden die Teeblätter zweimal von Hand gewendet. Dabei verlieren die Blätter die Hälfte ihres Gewichtes.
2. Rollen: Die gewelkten Teeblätter werden in eine Maschine geschoben, die das Blattwerk rollt, d.h. gegeneinander reibende Scheiben zerquetschen die Blätter. Durch ihr Aufbrechen werden die Pflanzenzellen zum Platzen gebracht, die Blätter in kleinste Teile zerteilt und der eingeschlossene Saft freigesetzt, womit der Gärungs- oder Fermentierungsprozess verstärkt in Gang gesetzt wird.
3. Fermentieren: Für den Vorgang der Fermentierung wird der Tee nur höchstens 5 cm hoch aufgeschichtet. Fermentieren ist ein biochemisches Verarbeitungsverfahren, um die gewünschte Aromaentwicklung zu erreichen. Die Kunst der guten Teeherstellung beruht darauf, den richtigen Zeitpunkt (ca.1 ½ - 3 Stunden) zu finden, wann der Fermentierungsprozess beendet werden muss, um mit dem Rösten zu beginnen.
4. Rösten: In der nächsten Phase durchlaufen die Blätter einen Trockenofen. Sie werden 21 Minuten bei 96 °C geröstet, wobei ihnen fast die gesamte Feuchtigkeit entzogen wird. Der vorherige Flüssigkeitsanteil von 65 % wird auf 3 % verringert.
5. Sieben und Sortieren: Über Laufbänder und Siebe wird der zerriebene, fermentierte und getrocknete Tee gereinigt und nach Gewicht und Größe sortiert. Die verhärteten Stängel und Blattrippen werden mit kammähnlichen Bügeln heraussortiert. Die schwersten Teeteilchen bestehen aus dem sog. 3-Blatt, dem Trieb und den 2 ersten Blättern. Sie ergeben den wertvollsten schwarzen Tee (BOPF). Die leichteren Einzelblätter ergeben minderwertigen, braunen Tee.
Es gibt folgende Sorten:
1. Sorte: Golden Tip, Silver Tip, Grey Tip, Black Tip; sie bestehen nur aus der Teeknospe (bud).
2. Sorte: BOPF = Broken Orange Pekoe Flower; sie enthält noch die Teeblüten.
3. Sorte: BOP = Broken Orange Pekoe; sie ist leicht und hell.
4. und 5 Sorte: Pekoe + OP; sie enthält oft Beimischungen verschiedener Geschmacksrichtungen (z.B. Maracuja, Pfirsich, Vanille, etc.)
6. Sorte: Staub von BOPF und BOP (Dust bzw. Broken Orange Pekoe Fannings genannt); diese Qualität ist für Teebeutel bestimmt.
Die Stängel werden durch Gebläse entfernt und als Humus für die Teeplantage gesammelt.
6. Verpacken: Die Verpackung erfolgt in große Säcke bzw. in große mit Aluminiumfolie ausgelegte Sperrholzkisten mit einem Fassungsvermögen je nach Feinheit des Tees für 45 bis 50 kg. In dieser Verpackung hält sich der Tee 3 - 4 Jahre ohne Qualitätsverlust.

Mr. Milton erklärt die einzelnen Schritte der Teeherstellung vom grünen Blatt bis zur dampfenden, aromatisch duftenden Tasse, die wir auch als Kostprobe vorgesetzt bekommen. Im angeschlossenen Shop kaufen wir dann noch 350 g Tee.

Weiter auf der A5 nach Süden über die 2000 m hohen Berge nach Nuwara Eliya. Der Name Nuwara Eliya heißt "Stadt über den Wolken". Kurz wird die Stadt meist "Nurelia" genannt. Im Zentralen Bergland inmitten von Teeplantagen, Gemüsegärten und Bergregenwäldern, am Fuße des höchsten Berges Sri Lankas, des Mt. Pidurutalagala (2.524 m), gelegen, rund 100 km von den heißen Küstenlandschaften der Insel entfernt, hat die Distrikthauptstadt heute ca. 30.000 Einwohner. Sie ist die höchstgelegene Stadt Sri Lankas (1.900 - 2.100 m über dem Meer).
Als bevorzugter Erholungsort, damals der Briten wegen der Höhenlage und des daraus resultierenden kühlen Klimas und heute wohlhabender Srilankaner, wird sie auch jetzt als Zwischenstopp bei touristischen Rundreisen geschätzt.

Nach einer kurzen Besichtigung der Stadt und der Markthalle geht es nun weiter zu unserem heutigen Hotel "The Tea Factory" in Kandapola (an der B39, 14 km nordöstlich von Nuwara Eliya).
Bei unserer Ankunft im Hotel ist es wieder bewölkt bei ca. 20°C.
Das Hotel: Das Äußere der "Teefabrik" wurde genauso erhalten wie es war, als britische Plantagenbesitzer das Gebäude in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts errichtet hatten. Etwa 50 Jahre lang produzierte die Fabrik einige der besten Ceylon-Tees. Die Produktion wurde jedoch nach der Verstaatlichung der Plantagen im Jahre 1972 eingestellt. Die heutigen Besitzer schließlich fassten den Beschluss, dieses prachtvolle Fabriksgebäude (das mindestens 20 Jahre leergestanden hatte) in ein Hotel zu verwandeln, nachdem sie im Februar 1995 einen Pachtvertrag über 99 Jahre sowohl für das Anwesen als auch für die rund 10 Hektar Grund, die es umgeben, abgeschlossen hatten.
Da die Fabrik damals nicht über elektrische Stromversorgung verfügte, wurden sämtliche Maschinen (die jährlich knapp 500.000 kg Tee produzierten) von dem Motor angetrieben, der in der Eingangshalle im Erdgeschoss zu sehen ist. Die meisten Maschinen sind allerdings zu anderen Zwecken von den früheren Besitzern entfernt worden. Die Deichsel und die Flaschenzüge über dem Treppenhaus, die man von der Lobby aus sehen kann sind in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Unter Verwendung von Kamelhaarriemen übertrugen die Deichseln und Flaschenzüge Kraft zu allen Maschinen, einschließlich der beiden großen Trockenventilatoren aus beschichtetem Holz, die noch immer im zweiten und dritten Stock des Hauses zu sehen sind. Diese Ventilatoren liefen mit hoher Geschwindigkeit (1.500 Umdrehungen/Minute), um heiße Luft von den Trocknern, die damals im Erdgeschoß platziert waren, in die oberen Speicherräume (wo heute die Zimmer untergebracht sind) hochzufächern, damit die grünen Blätter, die in Regalen auf Jute- und Leinensäcken verstreut lagen, trocknen konnten. Die Fußböden der Zimmer sind die Original-Parkettböden aus importiertem schwedischem Pinienholz. Der gesamte Stahlbau des Gebäudes stammt von Dorman Long in Großbritannien und wurde importiert.
Die 60 Zimmer - einschließlich 3 Suiten und 6 Luxuszimmer sind mit Teppichboden, Telefon, Fernseher, Zimmerradio und Heizkörpern ausgestattet und verfügen über eigene Badezimmer mit heißem und kaltem Wasser. Von jedem Zimmer hat man einen malerischen Ausblick auf die umgebende Landschaft. Außerdem gibt es zahlreiche Serviceleistungen und Einrichtungen.

Während wir zu Abend essen, hat der Roomboy unsere Pyjamas und einige Blüten und Blätter einfallsreich auf unser Bett drapiert.

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