4. Tag: Es ist bewölkt und kühl. Über Ginestra fahren wir auf der Schnellstraße nach Pisa:
Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert sicherte Pisas Flotte die Vormachtsstellung der Stadt im westlichen Mittelmeerraum. Handelsbeziehungen mit Spanien und Nordafrika führten zu wissenschaftlichen und kulturellen Umwälzungen, die sich in den Bauten der Zeit spiegeln: Kathedrale, Baptisterium und Campanile. Pisas Stern sank, als der Arno verschlammte. Damals lag die Stadt nur 3 km vom Meer entfernt. Heute sind es 10 km, denn die Ablagerungen des Arno verlegten die Küstenlinien immer weiter nach Westen.
Die heutige Provinzhauptstadt mit ungefähr 105.000 Einwohnern erstreckt sich an den flachen Ufern des Arno. Als freie Seerepublik hatte Pisa zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammen der weltberühmte schiefe Turm und die anderen außergewöhnlichen Baudenkmäler auf der Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder), die Pisa zu einer bedeutenden Kunststadt in der Toskana machten.

Bei einem ersten Blick auf den Stadtplan fällt auf, dass die Piazza dei Miracoli mit den Dombauten nicht im Zentrum, sondern am nordwestlichen Ende der Altstadt, in der Nähe der Stadtmauer, liegt. Es ist anzunehmen, dass wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend für die Verlagerung des Stadtbezirkes in Richtung Arno waren. Auf beiden Seiten des Flusses, der die Stadt heute in zwei Hälften teilt, stehen schöne alte Paläste. Acht Brücken und eine Eisenbahnbrücke verbinden die beiden Stadtteile miteinander. Die mittelalterliche Stadtmauer ist fast vollständig erhalten. Nur im Süden wurde für die Stadterweiterung um die Piazza Vittorio Emmanuele II und den Bahnhof ein Teil niedergerissen.

Rund um die Piazza dei Miracoli wimmelt es von Andenkenständen und Besucherscharen; egal zu welcher Jahreszeit. Das nahezu touristenfreie Zentrum der alten Universitätsstadt (seit 1542) mit seinen verwinkelten Gassen und Plätzen und seinem etwas heruntergekommenen Charme ist tagsüber mehr als einen Spaziergang wert. Die Straßen sind gesäumt von Läden, Bars, Trattorien (Beisel) und alten Cafès.
Über die Ponte Solferino kommen wir über den Arno in die Altstadt und besuchen als Erstes natürlich die Piazza dei Miracoli: Der "Platz der Wunder" ist die berühmteste Sehenswürdigkeit und Touristenmittelpunkt Pisas. Auf der weiten Rasenfläche gruppieren sich bedeutende Bauwerke um den abgesenkten Dom: das Baptisterium gegenüber der Westfassade, im Norden der Camposanto Vecchio (alte Friedhof), im Osten der schiefe Campanile mit dem davorliegenden Dommuseum und auf der Südseite das Sinopienmuseum. "Sinopien" nennt man die Rötelstift-Vorzeichnungen bei der Herstellung von Fresken.

Dom: Der Dombau, 1063 von dem Archtekten Buscheto erbaut, 1118 unvollendet geweiht, wurde erst gegen 1200 fertiggestellt. Die Gesamtanlage der gewaltigen fünfschiffigen Basilika mit ausladendem dreischiffigen Querhaus, Vierungskuppel und großräumiger Choranlage diente den späteren Kathedralen von Florenz und Siena als Vorbild.
Die gesamte Kirche ist mit farbigem Marmor verkleidet.
Der fünfschiffige Innenraum mit seinen 68 Säulen wird durch die Streifenoptik der Marmorinkrustationen belebt und erinnert an islamische Dekorationsformen.
Nach der Legende nach soll der schwere bronzene Kronleuchter im Mittelschiff Galileo Galilei zur Erforschung der Pendelgesetze gedient haben. Seine Studien zu den Fallgesetzen erprobte er bereits am damals schon schiefen Campanile. Das größte Kunstwerk im Innern ist die figurenreiche Kanzel (1302 - 1311) des gotischen Bildhauers Giovanni Pisano, links vor dem Hochaltar. Der Kanzelkörper, mit ausdrucksstarken Reliefs versehen, steht auf mehrere Marmorsäulen. Davon ruhen zwei auf Löwen, die anderen sind zum Teil plastisch ausgearbeitet.

Baptisterium: Die Taufkirche gegenüber der Westfassade enthält sowohl romanische als auch gotische Stilelemente. Trotz der langen Bauzeit von 1153 bis 1358 bietet das Baptisterium einen harmonischen Gesamteindruck. Zentral in der Mitte steht das Taufbecken. Das schönste Ausstattungsstück ist die Kanzel von Nicola Pisano (1259 - 1260), die über 40 Jahre vor der Domkanzel seines Sohnes Giovanni entstand.

Torre Pendente (der schiefe Turm): Der Bau des Glockenturms wurde 1173 von Bonanno begonnen und wenige Jahre später wieder eingestellt. Bereits beim 3. Geschoss begann sich der Turm zu neigen. Ursache dafür war der sandige Untergrund, das Schwemmland, auf dem die ganze Stadt erbaut ist. Giovanni di Simone nahm erst 90 Jahre (1274) später die Bauarbeiten wieder auf, indem er versuchte, gegen die Schrägneigung anzubauen. Er baut auf die 3 schiefen Stockwerke die restlichen 4 Stockwerke senkrecht auf, so dass ein kleiner "Knick" im Turm entsteht. Leider löst di Simone eine erneute Neigungsbewegung aus und stoppt den Bau noch ohne den an sich unverzichtbaren Glockenstuhl.
Im Jahr 1298 messen Giovanni Pisano und "Meister" Orsello eine Abweichung vom Lot von 143 cm, woraufhin auch diese die Fertigstellung des Turmes zurückstellen. 1360 hat die Neigung bereits 163 cm erreicht. Um den Turm doch noch als Campanile nutzen zu können, wagt Tommaso Pisano den Bau des Glockenstuhls, den er korrekt senkrecht auf den wieder schiefen Unterbau setzte.
1590 führt Galileo Galilei seine Fallexperimente durch.
Im Jahr 1838 entfernt der Architekt Alessandro Gherardesca die Turmbasis vom umgebenden Erdmaterial und richtet stattdessen das Marmorbassin ein. Seine Motive dazu sind nicht bekannt. Möglicherweise wurde dadurch die Neigungsbewegung wieder ausgelöst und erreichte 1918 einen Überhang von 5,1 m.
Nachdem sich die mittlere jährliche Neigungsbewegung seit 1918 auf 1 - 1,2 mm/Jahr etwas verlangsamt hatte, wird 1990 wieder eine Zunahme gemessen. Die Einsturzgefahr ist offensichtlich und der Turm wird für die Öffentlichkeit geschlossen. 1994 werden 690 Tonnen Bleibarren als Gegengewicht an der Nordseite des Turmes deponiert. 1995 sollen senkrechte, 40 m tiefe Erdanker die Wirkung der Bleigewichte unterstützen. Die Neigungsbewegung stoppt tatsächlich. 1998 wird der Turm mit 2 Stahlseilpaaren abgespannt, die den Druck auf die Fundamente in der Neigungsrichtung entlasten und auf der Nordseite belasten. Die Seile (Hosenträger getauft) werden im 3. Turmgeschoss an der inneren Mauer befestigt.
120 Sensoren meldeten jede seiner Bewegungen. 17 Kommissionen wurden einberufen, doch jede Rettungsaktion beschleunigte nur seinen Verfall.
Ab Februar 1999 kommt eine Technik zum Einsatz, die in den 60er Jahren an der Kathedrale in Mexiko Stadt bereits Erfolg hatte: Dabei wird dem Turmuntergrund auf der hangabgewandten Seite Erdmaterial entnommen. Da Projekt verspricht ca. 30 - 50 cm Korrektur das Überhangs. Zunächst werden testweise wenige Bohrungen bis in ca. 5 m Tiefe unter dem nördlichen Fundament angebracht. Bis zu 100 kg Erde fallen täglich als Abraum an. Das Zwischenergebnis im Mai 1999 war mit 16 mm Aufrichtung und 2 t Aushub erfolgversprechend. September 2000: 24 cm weniger Überhang.
Nach 11 sorgenvollen Jahren ist die Rettungsaktion für den schiefen Turm von Pisa abgeschlossen. Er ist immer noch schief, aber zumindest droht er vorerst nicht mehr umzufallen. Am 16. Juni 2001 wurde er in einer feierlichen Zeremonie wieder für Besucher geöffnet.

Piazza dei Cavalieri: Die anmutige Piazza (Platz der Ritter) liegt im Universitätsviertel und ist der Hauptplatz Pisas. 1561 gründete Cosimo I. den Ritterorden von Santo Stefano (Ordine di Cavalieri di Santo Stefano) zur Verteidigung der Küste gegen Piraten und Türken. Vasari wurde 1562 mit dem Bau des Palazzo die Cavalieri oder auch Carovana genannt, betraut. Der ehemalige Ordenssitz beeindruckt durch eine doppelläufige Treppe und eine vollständige Fassadenbemalung in Sgraffittotechnik. Dies ist eine besonders wetterbeständige Art der Wandmalerei, die vor allem an Renaissancebauten in Oberitalien vorkommt. Über einen groben Unterputz wird eine schwarze, graue oder rötliche Putzschicht gelegt und dann mit einer weiteren Mörtelschicht überzogen. Solange die letzte Putzschicht feucht ist, wird mit Kratzeisen und Metallschlingen die Zeichnung eingeritzt (ital. sgraffiare = kratzen).
Auf dem Platz auf der Höhe des Portals steht ein Denkmal mit der Figur Cosimo I. (1596) in der Tracht der Stephansritter. Seit 1810 beherbergt der Palazzo di Cavalieri die Scuola Normale Superiore, von Napoleon gegründet. In dieser Eliteschule sind nur die Begabtesten des Landes zugelassen. Viele berühmte Gelehrte wie Galileo Galilei haben in Pisa studiert oder gelehrt.

Santa Maria della Spina: Dieses kleine Schmuckstück steht am Hochufer es Lungarno Gambacorti vor der Ponte Solferino. Ursprünglich lag die Kirche weiter unten am Fluß bei der Ponte Nuovo, die heute nicht mehr existiert. Als 1871 die Uferpromenaden aus Angst vor Hochwasserkatastrophen erhöht wurden, versetzte man Santa Maria della Spina an die heutige Stelle. Die ehemalige romanische Kirche wurde in der gotischen Zeit (1323) zu einem eleganten Kirchenbau ausgestattet und mit Fialen, Tabernakeln und einem reichen Skulpturenschmuck versehen. Man erzählt sich, dass die Pisaner von ihren Kreuzzügen im Heiligen Land eine Dorne (Spina) aus der Dornenkrone Christi mitbrachten und in dieser Kirche aufbewahrten, daher auch der Name Santa Maria della Spina.

Marina di Pisa: Der Badeort liegt westlich von Pisa. Besonders schöne Fotomotive sind die auf Stelzen stehenden Fischerhäuschen inmitten der breiten Arnomündung mit ihren ausgebreiteten Fischernetzen zum Aalfang.

Entlang der Küste fahren wir dann nach Livorno:
Die Provinzhauptstadt mit 177.000 Einwohnern ist die zweitgrößte Stadt der Toskana. Sie liegt rund 20 km südlich von Pisa an der flachen, aber felsigen tyrrhenischen Küste. Livorno besitzt eine der bedeutendsten Hafenanlagen im Mittelmeer mit Fährverbindungen nach Sizilien, Sardinien, Korsika, auf den toskanischen Archipel und mit Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe am alten Porto Mediceo. An den alten Hafen schließt sich im Norden ein großer und moderner Industriehafen, die Darsena Toscana an. Seit der Nachkriegszeit nahmen vor allem die Erdölraffinerien einen starken Aufschwung. Von Norden kommend, prägen riesige Anlagen bereits kilometerlang vor der Stadt die Küstenlandschaft.
Erst durch die Entstehung des Großherzogtums Toskana im Jahr 1537 unter Cosimo I. di Medici entwickelte sich Livorno zu einer bedeutenden Hafen- und Handelsstadt. Cosimo I. ließ eine neue Befestigungsanlage, Kanäle und Plätze anlegen und den Hafen ausbauen. Zusätzlich kam die Stadt in den Genuß von Steuerbefreiung. Eine neue Zollordnung öffnete den Hafen für den internationalen Handel, der noch heute als Medici-Hafen bekannt ist.
Die fünfeckige Altstadt wird vom Fosso Reale, einem wassergefüllten alten Festungsgraben, umschlossen und ist von einander sich rechtwinkligen schneidenden Straßen durchzogen. Im zweiten Weltkrieg wurde die wichtige Hafenstadt bombadiert und viele Denkmäler, wie die Festungen, die Stadtmauer, Bürgerhäuser und Villen, stark zerstört. Nach dem Krieg wurde Livorno zum großen Teil neu aufgebaut und ist heute eine Geschäftsstadt mit modernem Aussehen und einer verkehrsberuhigten City.

Die Via Grande ist die Hauptstraße Livornos. Sie durchquert in West-Ost-Richtung vom Hafen bis zur Piazza Repubblica die Altstadt. Die große Festungsanlage (1590) im Norden ist fast ringsum von einem breiten Wassergraben, dem Fosso Reale (königlicher Graben), umgeben.
Herzstück der Stadt ist die Piazza Grande mit dem Dom San Francesco d´ Assisi (1594 - 1606). Die Piazza Grande ist der Kreuzungspunkt von Via Grande und Via Cairoli.

Heimfahrt bei starkem Regen und Einkaufsstopp beim Dorfgreißler in Malmantile.

Das Wetter heute: Vormittag bewölkt mit sonnigen Abschnitten, Nachmittag kühl, windig und zunehmend regnerisch.

 

5. Tag: Florenz, die Hauptstadt der Toskana, gehört mit Venedig und Rom zu den bedeutendsten Kunstzentren Italiens.
Es war Julius Cäsar der im Jahr 59 v. Chr. hier, an der Via Cassia, eine Veteranenkolonie gründete. Von ihr blieb nur die rechtwinklige Straßenanlage um das ehemalige Forum (Piazza della Repubblica) erhalten. Die Zunahme des Warenverkehrs auf der Via Cassia um das Jahr 1000 begünstigte den wirtschaftlichen Aufschwung. Damals entstanden schon erste Bauten wie das Baptisterium und San Miniato al Monte.
Die fast schon industriell organisierte Verarbeitung von Wolle und Seide sowie in ganz Europa verzweigte Bankgeschäfte bildeten die Grundlage für den zunehmenden Reichtum in Florenz. Kaufleute und Handwerker schlossen sich in Zünften zusammen und übernahmen die Regierung in der freien Kommune, die Ende des 13. Jahrhunderts mit 100.000 Einwohnern zu den europäischen Großstädten zählte. Jetzt erst wurden auch in Florenz die ersten Monumentalbauten errichtet und die Grundsteine für den Bargello, den Palazzo Vecchio und die großen Ordenskirchen gelegt. Die einflussreichen Familien (Strozzi und Pitti) wetteiferten mit den Medici beim Bau ihrer Stadtpaläste wie auch um die Macht in der Republik. Diese oft blutigen Auseinandersetzungen endeten 1434, als Cosimo di Medici nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Venedig die faktische Alleinherrschaft übernahm.
Aus dem Stadtstaat entwickelte sich ein Regionalstaat, den Kaiser Karl V. im Jahr 1530 den Medici als erbliches Herzogtum überließ. Florenz verlor seine autonome Stellung und wurde in das neue Herzogtum eingebunden. Nur zwischen 1865 und 1871 trumpfte es als Hauptstadt Italiens und Sitz des Königshofes noch einmal mächtig auf.
Heute kämpfen die Einwohner von Florenz (387.500) vor allem mit Umweltproblemen, die ihre Kunstschätze (viele Skulpturen auf Plätzen und an Fassaden wurden durch Kopien ersetzt) und ihre Gesundheit bedrohen. Das Stadtzentrum ist für den Individualverkehr gesperrt.

Wir parken unser Auto in der Nähe der "Ponte di Vittoria" auf einem bewachten Parkplatz und marschieren zu Fuß 40 Minuten in die Altstadt. Es regnet nicht mehr und so beginnen wir den Stadtrundgang bei der Piazza della Repubblica:
Bevor dieser Platz 1890 angelegt wurde, stand hier der Mercato Vecchio (Alter Markt), und noch früher hatte sich hier das römische Forum befunden. Eine einzige Säule des Alten Marktes ist erhalten geblieben und wird von einer Statue, der Abbondanza (des Überflusses) gekrönt. Die Westseite des Platzes der Republik beherrscht ein Triumphbogen, den man 1895 errichtete, um die Erhebung von Florenz zur Hauptstadt Italiens zu feiern.
Der Platz wird heute von Straßencafés gesäumt.

Piazza del Duomo: Der Dom "San Maria del Fiore" in Florenz ist die viertgrößte Kathedrale der Welt und wird nur noch durch den Petersdom in Rom, St. Paul´s in London und den Mailänder Dom an Größe übertroffen. An der Stelle der kleinen Vorgängerkirche "San Reparata" wurde bereits 1296 unter der Leitung von Arnolfo di Cambio mit dem gotischen Bau begonnen. In der neuen Kathedrale sollten 30.000 Personen, die gesamte florentinische Bevölkerung, Platz finden. Über 100 Jahre arbeiteten unzählige Arbeiter an dieser Großbaustelle. Erst 1420 wurde Filippo Brunelleschi (1377 - 1446) mit dem imposanten Kuppelbau beauftragt. Mit einem freien Innendurchmesser von 41,5 m gab es zuvor außer dem Pantheon keine vergleichbare Kuppel dieser Größenordnung. Brunelleschi erfand eine völlig neue Konstruktionsmethode. Unter Verwendung von im Fischgrätenmuster angelegten Ziegelsteinen ließ er ein ringförmiges Mauerwerk anlegen. Die nächsten Mauerringe wurden mit eingebauten senkrechten Haken aufgehängt. Durch diese neuartige Konstruktion vermied er sowohl gefährliche Unregelmäßigkeiten im Mauerwerk als auch die problematische Herstellung eines traditionellen, gewölbten Holzgerüsts. Um die Innenkuppel vor der Witterung zu schützen, ließ Brunelleschi zusätzlich noch eine äußere Kuppel errichten. Beide Schalen wurden durch starke Gewölberippen miteinander verbunden. Über 463 Stufen führen durch die doppelschalige Kuppel zur Laterne hinauf. Von hier genießt man einen der schönsten Rundblicke von Florenz.
Doch nicht nur im Hochsommer warten hier Besucherschlangen, um auf die Kuppel hochsteigen zu können.

Battistero San Giovanni: Das Baptisterium ist eines der ältesten mittelalterlichen Bauwerke der Stadt (1059 - 1150). Die große achteckige Taufkirche diente als Vorbild für die Renaissancearchitektur. Bis zum 19. Jahrhundert wurden alle Florentiner Bürger hier getauft. Während das zweischalige Wandsystem mit in Nischen eingestellten antiken Säulen eher an das römische Pantheon erinnert, sind der achteckige Grundriß und architektonische Details mit byzantinischen und karolingischen Bauten vergleichbar. Die Marmorverkleidung besteht nicht aus massiven Blöcken, sondern aus 4 - 5 cm dünne Platten, die den Mauern aus Bruchgestein vorgelegt sind. Nur zwei Farben werden hier verwendet, der weiße Carrara-Marmor und der grüne Marmor aus Prato.
Berühmt ist das Baptisterium für seine drei reliefgeschmückten Bronzetüren:
1. Die südliche Bronzetür von Andrea Pisano (1330 - 1336). In 28 Feldern schildern die Reliefs das Leben des Kirchenpatrons Johannes des Täufers und die personifizierten Tugenden.
2. Die nördliche Bronzetür von Lorenzo Ghiberti (1403 - 1424). Auf ihr sieht man 28 Szenen aus dem Leben Jesu, der vier Kirchenväter und der vier Evangelisten.
3. Die östliche, dem Dom zugewandte Bronzetür von Lorenzo Ghiberti (1425 - 1452). Die sogenannte Paradiespforte zeigt Szenen aus dem alten Testament auf 10 Bildfeldern.

Palazzo Strozzi: ist der größte Palast von Florenz. 1434 wurde die Familie Strozzi wegen Differenzen mit den Medici aus Florenz verbannt, doch 1466 kehrte der Bankherr Filippo Strozzi, der in Neapel ein Vermögen gemacht hatte, in die Stadt zurück, um seinen Rivalen zu übertrumpfen. Besessen von seiner Idee, kaufte er alle Gebäude rund um seinen Palazzo auf und ließ sie abreißen. Schließlich hatte er genügend Grund erworben, um seinen Plan in die Tat umzusetzen und den größten Palast errichten zu lassen, den Florenz je gesehen hatte. Ab 1489 begannen die Mauern zu wachsen. Zwar bekam der Palast nur 3 Stockwerke, doch ist jede Etage für sich größer als ein normaler Palast. Zwei Jahre nach der Grundsteinlegung verstarb Filippo. Seine Erben, die den Bau fertig stellen ließen, kostete dieser Größenwahn den letzten Pfennig, so dass die Familie zuletzt bankrott war.

Piazza della Signoria: Seit Jahrhunderten ist die Piazza della Signoria das weltliche Zentrum der Stadt. An der Südseite des Platzes steht die Loggia di Lanzi (1382), die früher della Signoria oder dei Signori hieß. Die Loggia di Lanzi von Orcagna, ist nach den Landsknechten der Schweizer Garde benannt, die Cosimo I. als Leibwächter dienten. An der Rückwand der Arkadenhalle stehen altrömische Statuen von Priesterinnen.

Fontana del Nettuno: Der Neptun-Brunnen, von Ammannati (1563 - 1575) entworfen, steht an der Nordwestecke des Stadtpalastes und beeindruckt vor allem auf Grund seiner Größe.
Vor dem Eingang zum Palazzo Vecchio stehen sich zwei Statuen auf hohen Sockeln und von jeder Stelle des Platzes gut sichtbar gegenüber. Links eine Kopie des berühmten "David" von Michelangelo (das Original befindet sich in der Galleria dell´ Accademia) und rechts die Marmorgruppe Bandinellis "Herkules tötet Cacus" von 1534. Das Symbol für die Kraft des Volkes steht dem Zeichen der Macht der Medici gegenüber.

Der Palazzo Vecchio (Alter Palast) erfüllt noch immer seine ursprüngliche Funktion als Rathaus. Nach seiner Fertigstellung wurde 1322 eine riesige Glocke zu dem eindrucksvollen Glockenturm hinaufgezogen, die die Bürger zu Versammlungen rief oder vor Feuer, Hochwasser und Angriffen warnte. Der Palazzo hat sein aussehen bewahrt, doch ließ Herzog Cosimo I., als er 1540 den Palazzo als Residenz wählte, das Innere umbauen. Leonardo und Michelangelo sollten die Räumlichkeiten ausschmücken, doch war es Vasari, der schließlich diese Arbeit ausführte. Seine Fresken (1563 - 1565) preisen Cosimo und das von ihm geschaffene Großherzogtum Toskana.

Uffizien: Zwischen Arno-Ufer und Palazzo Vecchio erstreckt sich das U-förmige Gebäude der Uffizien (Ämter). Als Verwaltungssitz seiner neuen toskanischen Regierung ließ Cosimo I. 1560 - 1580 einen Gebäudekomplex mit Büros (uffizi) errichten. Die oberste Etage plante der Architekt Vasari als verglaste Loggien, die Cosimos Nachfolge ab 1581 als Ausstellungsräume für die Kunstschätze der Familie Medici nutzten. So entstand die wohl älteste Gemäldegalerie der Welt. Die Uffizien geben in 45 Sälen einen Überblick über die toskanische Kunst, besitzen aber auch großartige Werke anderer italienischer, sowie deutscher und niederländischer Meister.

Ponte Vecchio (Alte Brücke): Die Südseite der Uffizien öffnet sich mit einer Loggia zum Arno. Gleich rechts überspannt mit 3 Bögen die älteste Brücke Florenz den Fluß. Sie stammt aus dem Jahr 1345, während der Vasari-Gang, über der linken Seite verlaufend, erst im 16. Jahrhundert angebaut wurde. Die Häuser auf der Brücke wurden schon immer gewerblich genutzt. Zunächst richteten Metzger ihre Läden auf der Brücke ein, die ihre Abfälle in den Fluss warfen. Großherzog Cosimo I., der täglich auf dem Weg zu seinen Amtsgeschäften die Brücke überqueren musste, störte der Gestank. Er verordnete, dass nur noch die Zunft der Goldschmiede auf der Brücke ihrem Gewerbe nachgehen durften. Seither sind hier traditionell Juwelier- und Goldschmiede-Geschäfte untergebracht.

Palazzo Pitti: Der mächtige Repräsentationsbau wurde 1458 von der Pitti-Familie in Auftrag gegeben. Er sollte den Palast der Medici in den Schatten stellen. Doch die Pittis mussten ihr zu groß gewordenes Stadtpalais aus finanziellen Gründen 1549 an Eleonora von Toledo, die Gemahlin Cosimos I., verkaufen. Ab 1560 residierten hier die toskanischen Großherzöge, bis 1580 wurde der Palazzo Pitti ständig erweitert. Er erstreckt sich über eine Länge von 205 m.

Vasaris Korridor: Der Corridoio Vasariano ist nach dem Hofarchitekten der Medici-Herzöge, Giorgio Vasari, benannt und verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti. Dieser Geheimgang ermöglichte es den Mitgliedern der Familie Medici, zwischen ihren Residenzen hin und her zu gehen, ohne sich unter das gewöhnliche Volk mischen zu müssen. Gleichzeitig konnten sie die Gemälde bewundern, die die Wände des Korridors zum Teil noch heute schmücken.

Auf der Borgo San Frediano kommen wir durch das alte Stadttor auf die Via Pisana und wieder zu unserem Auto.

Das Wetter heute: In der Nacht Gewitter, in der Früh starker Regen und sehr kalt. Untertags abwechselnd etwas Sonne, Wolken und ein paar Regentropfen bei ca. 20°C.

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