14. Tag: Die Nacht war angenehm, nicht zu kühl. Um 8 Uhr ist es sonnig und nur leicht bewölkt. Während wir das Frühstück richten, steigen hinter uns gewaltige Gewitterwolken auf. Um 9.30 Uhr steht das Gewitter genau über uns. Es schüttet und hagelt, dass wir nicht einmal unsere eigenen Worte im WOMO verstehen. Der schöne ruhige Campingplatz verwandelt sich plötzlich in einen See, da der lehmige, rutschige Boden hier nichts aufnimmt.

Moab lebt nicht nur von den Naturschönheiten der näheren Umgebung (in wenigen Minuten ist man von hier aus im Arches NP. oder auf der Zufahrtsstraße zum Dead Horse Point State Park oder dem nördlichen Teil des Canyonland NP.), sondern hat selbst einiges zu bieten. Die Architektur des Ortes scheint einem Wildwestfilm zu entstammen. Tatsächlich sind hier und in der Umgebung etliche Zelluloid-Kilometer mit Indianern, Desperados und Cowboys verfilmt worden, von "Rio Grande" (1950 mit John Wayne und Maureen O´Hara) bis "Indiana Jones" (1988 mit Harrison Ford und Sean Connery).

Nachdem der Regen nachgelassen hat, fahren wir nur wenige Kilometer auf dem Hwy 191 North, biegen dann links ab zum Hwy 279 South und kommen zum Dead Horse Point. Das 1.731 m hoch gelegene Plateau bietet eine herrliche Übersicht auf die enge Schleife des Colorado Rivers um das Kap "Goose Neck". Wie kommt es zu den Namen "Dead Horse Point"? Im vorigen Jahrhundert trieben die Cowboys die Mustangherden auf das kleine Plateau welches an der schmalsten Stelle (30 m) mit einem Gatter abgesperrt wurde. Dann suchten sie sich die besten Pferde aus, teilweise zum Zureiten und teilweise zum Verkauf in den Osten. Die übrigen Pferde konnten dann durch das offene Gatter wieder in die Prärie zurückkehren. Einmal jedoch blieb eine solche Herde trotz offenem Gatters auf dem Plateau und mußte elend verdursten, obwohl sie den Colorado River sehen, aber nicht erreichen konnte.

Wieder zurück auf dem Hwy 191 zum Arches Nationalpark. Durch das 29.696 ha große Naturschutzgebiet führt der 30 km lange Scenic Drive vom Visitor Center bis zum Devils Garden. Entlang dieser einmaligen Panoramastraße präsentieren sich dem Autofahrer prächtige Landschaften, gespickt mit einer Vielzahl von Erosionsskulpturen.

Nicht wenige halten das Naturschutzgebiet (seit 1929 National Monument, seit 1971 Nationalpark) für das schönste des amerikanischen Westens und geben ihm den Vorzug selbst gegenüber dem Grand Canyon Nationalpark und dem Bryce Canyon Nationalpark. Dabei sind die genannten Landschaften überhaupt nicht miteinander zu vergleichen.
Wo der Grand Canyon durch seine gewaltige, eindrucksvolle Größe überwältigt und der Bryce Canyon einem versteinerten Märchenwald gleicht, besticht hier das harmonische Zusammenspiel von Weite und Überschaubarkeit, von bizzaren Formen und maßvoller natürlicher Gestalt.
Die Entstehung von Steinbrücken kann mehrere Ursachen haben. Beispielsweise können unterirdische Höhlen einstürzen und Kalk- oder Sandsteinbögen übriglassen. Die "Arches" dieses Nationalparks sind durch Frost, Verwitterung und andere Natureinflüsse entstanden. Sie überbrücken weder einen Fluß noch ein Flußbett.

Zwei Faktoren waren für ihre Herausbildung von entscheidender Bedeutung:
1. Die etwa 100 m dicke Sandsteinformation besteht aus drei Schichten unterschiedlicher Konsistenz und Härte. Davon ist die mittlere Schicht am weichsten und verwittert deshalb am schnellsten.
2. Das Bindemittel, das die Sandkörner zusammenhält, wird durch die leicht sauren Niederschläge aufgelöst. Dadurch werden die Bestandteile gelockert und fallen heraus. Dies geschieht zuerst in der zweiten (weichsten) Schicht.

Der Prozess in der grafischen Darstellung:

1. Beim Hebungsprozeß der Erde entstanden in den Sandsteinschichten tiefe Risse.
2. Durch Regen und Frost werden die Spalten vergrößert. Einzelne Sandsteinwände werden isoliert, in die weicheren Schichten Höhlen und Nischen hineingefressen.
3. Die Erosion vernichtet weiteres Material und weitet in der zweiten Schicht die Nischen zu Steinbögen aus.
4. Der Vorgang wiederholt sich an anderen Wänden, während die älteren Bögen einstürzen und Steinpfeiler mit balancierten Felsblöcken zurücklassen.
Es versteht sich von selbst, dass der Prozeß erst mit der völligen Abtragung der Sedimentschichten beendet ist. Mit anderen Worten: es werden im Lauf der Zeit viele weitere Steinbögen entstehen, und die vorhandenen werden einstürzen.

Wir fahren die Bergstraße hinauf zum 1. Aussichtspunkt: "Balanced Rock". Er ist das Überbleibsel eines eingestürzten Bogens und besteht aus einen 22 m hohen Sockel, auf dem ein 17 m hoher und einige hundert Tonnen schwerer Felsklotz balanciert wird.
Eine 4 km lange, asphaltierte Stichstraße führt an imposanten Felsen vorbei, wie z.B. den "North- & South Windows". Eine einzigartige Ansammlung von Steinbögen, Höhlen und Felsenfenstern.

Wegen des Schlechtwetters müssen wir die weitere Tour leider abbrechen und kehren um 18.30 Uhr wieder auf den Campingplatz zurück.

Tagesstrecke: 94 Meilen

 

15. Tag: Sonnig und warm. Nach dem Frühstück geht´s wieder zu Fuß bergauf in den Arches Nationalpark und zwar bis ans Ende zum "Devils Garden": ein Garten mit ca. 60 unterschiedlich großen Steinbrücken, u.a. dem Doppelbogen "Double O Arch", den wir als weiteste und schwierigste Wanderung bewältigen, vorbei am riesigen "Landscape Arch" mit einer Spannweite von 89 m, dem"Tunnel Arch", den "Pine Tree Arch" und dem"Wall Arch".
Die Wanderung dauert ca.3 1/2 Stunden und ist mit Hin- und Rückweg 8 km lang. Dann gibt es endlich eine Mittagspause.

Am späten Nachmittag machen wir einen Fotostopp beim "Delicate Arch View Point", dann geht es weiter zum eigentlichen Trailhead (Beginn des Fußweges), vorbei an der "Wolfe Ranch". Zwei Blockhütten, die 1888 vom ersten Siedler des Gebietes, dem Kriegsveteranen John Wesley Wolfe aus Ohio, gebaut wurden. Wolfe zog zusammen mit seinem Sohn hierher, nachdem ihm ein Arzt ein trockenes Klima verordnet hatte. Um die "Ranch" bebauten sie den Boden und hielten etwas Vieh. Nach entbehrungsreichen Jahren gab Wolfe im Jahre 1910 auf und verkaufte das Anwesen.

Der Pfad zum "Delicate Arch", von der Wolfe Ranche ausgehend, ist etwa 5 km lang, ziemlich steil, aber sehr lohnend - vor allem abends gelingen gute Fotos! Der zierliche Steinbogen ist wahrscheinlich die berühmteste Steinbrücke des Parks.
Nach ca. 30 Minuten Aufenthalt werden die tiefhängenden Regenwolken noch dunkler. Das ausgesetzte Terrain wird bei Nässe äußerst glitschig und gefährlich, deshalb machen wir uns an den Abstieg und kehren zu unserem Ausgangspunkt zurück, um mit dem WOMO nach Moab zum Campingplatz zu fahren.

Tagesstrecke: 46 Meilen

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